Tag 32

Hallöchen!

Nach einem erholsamen Ruhetag gestern haben wir es heute wieder auf die Bretter geschafft! Um den Tag auch mit genug Energie zu beginnen, gabs zum Frühstück Brot mit Fineti-Aufstrich… Ich konnte Julian nur knapp davon abhalten den ganzen Topf Fineti einzupacken, um diesen Nutella-Verschnitt auch zuhause geniessen zu können 😉.

Nachdem wir uns ausreichend gestärkt hatten holten wir unsere Boards aus der Garage, wobei ich erschrocken feststellen musste, dass mein Board quasi keine Luft mehr drin hatte!! Wir waren sehr besorgt, da wir das Brett gestern noch geprüft hatten und alles komplett in Ordnung zu sein schien! Es blieb mir nichts anderes übrig, als das Brett zum zweiten Mal innert zwei Tagen zu pumpen und zu hoffen, dass die Luft diesmal drinnen bleibt…

Unsere Gastgeber liessen es sich nicht nehmen uns für einen reibungslosen Start unserer Etappe mit dem Auto an die Donau zu fahren. Für die Boards wurde sogar noch der Nachbar aufgeboten, welcher den Transport im Rumänien-Stil durchführte (siehe Galerie) … wir fühlten uns stark an unserer Fahrt von Serbien über die Grenze nach Kroatien erinnert 😉.

Wir nahmen also die ersten 20 Kilometer zur letzten Schleuse auf unserem Trip in Angriff! Bei der ersten schwimmenden Pause konnten wir verdächtige Geräusche hören, welche von meinem Brett ausgingen. Zu diesem Zeitpunkt erinnerten wir uns dran, dass wir ähnliche Geräusche schon auf unserer Halbtagesetappe gehört hatten, uns allerdings damals nichts dabei dachten! Wir kamen also zum Schluss, dass mein Board wohl während dem zusammenfalten in Orsova einen Schaden davon getragen hatte ☹. Da ich momentan noch keine Veränderung beim Paddeltempo feststellen konnte, beschlossen wir am Abend das Board zu prüfen. Kurz nach der Pause hatten wir ein weiteres Mal Besuch von der rumänischen Border-Police, was für uns inzwischen schon fast ein alter Hut ist… Ob das wohl im Grenzgebiet Rumänien-Bulgarien etwas nachlassen wird…?

Für das Bewältigen der letzten Schleuse hatten wir uns für einen kleineren Nebenarm auf rumänischem Boden entschieden, welcher zwar auch mit einer Schleuse abgegrenzt ist, aber einiges einfacher fürs Umtragen geeignet schien, als das «Eiserne Tor 2», welches am Hauptarm liegt (siehe Karte). So brachten wir die letzten Kilometer bis zu diesem Hindernis hinter uns und waren uns bis kurz vor der Staumauer unschlüssig, wo wir am besten anlanden sollen. Wir haben uns dann für eine kleine Landzunge zwischen einem Gebäude und der Staumauer entschieden. Ich habe die Aufgabe gefasst die Gegend zu erkunden und nach einem geeigneten Weg hinter die Schleuse zu suchen. Als ich so durch das Kraftwerksgelände schlenderte, rannte mir ein offiziell gekleideter Mann entgegen, welcher sich als Schleusenarbeiter entpuppte. Er machte uns schnell klar, dass dieser Nebenarm für uns tabu sei und wir über den Hauptarm zum Eisernen Tor 2 paddeln müssen, um da auf serbischer Seite durch die Schleuse zu kommen… drei Polizisten und 4 Hunde welche wenig später auch noch zur Party hinzustiessen bestätigten diese Aussage lautstark 😊.

Wir mussten also wohl oder übel das kurze Stück Seitenarm wieder zurückpaddeln, um den Hauptarm zu erreichen. Bei der letzten Pause vor der Schleuse war meine Laune etwas angeknackst… zum einen aufgrund des unnötigen Umwegs und zum anderen war ich nicht besonders scharf drauf mit den SUPs durch die Schleuse zu gehen (ganz im Gegensatz zu Julian, welcher sich darauf freute, die verpasste Chance am Eisernen Tor 1 vergessen zu machen!). Somit war es auch an ihm mich wieder aufzubauen, was er mit den Worten, «Hey, immerhin sind wir noch immer nicht verhaftet worden!», mal wieder grandios umsetze 😉.

Wir paddelten also weiter bis zur Schleuse und waren nicht erstaunt, dass jegliche Beschilderung oder auch ein Telefon zur Kontaktaufnahme komplett fehlten. Wir paddelten also einfach mal aufs Geratewohl in die Schleuse rein und siehe da… laut dem anwesenden Schleusenwart war alles «Dobro» und wir sollten bis ans Ende der Schleuse paddeln und dort unsere SUPs festbinden (ohne Seil hiess das wohl einfach «uns festhalten» 😊). Er teilte uns auch noch mit, dass wir auf ein Cargo-Schiff warten müssten, mit welchem wir uns die Schleuse teilen…yay!

Während Julian grinste wie ein Honigkuchenpferd war ich doch reichlich nervös, was sich dadurch zeigte, dass ich trotz fortgeschrittener Stunde (14:00) überhaupt keinen Hunger verspürte… wer mich kennt wird wissen, dass dies nicht üblich ist 😊. Nach einer Weile kam das Cargo-Schiff dann langsam in die Schleuse getuckert und platzierte sich ein gutes Stück hinter uns in der Schleuse – ich war schon etwas weniger besorgt. Als sich der Wasserspiegel dann langsam zu senken begann und keine Wirbel oder Wellen entstanden, konnte auch ich diese spezielle Erfahrung wertschätzen 😊.

Einschub Julian: Wie einfach es einem (also Flo) doch die Laune verhageln kann, wenn er auf einmal gezwungen wird durch eine Schleuse paddeln zu müssen ist schon erstaunlich. Kurz vor der Einfahrt meinte er dann noch, dass er jetzt also definitiv die Hosen etwas voll hat, aber wie beschrieben verlief alles ganz easy und wir sind um eine gute Erfahrung reicher. There is no need for a plan B! 😉

Als sich das Tor der Schleuse öffnete konnten wir ungehindert hinauspaddeln und wir genossen das Gefühl das letzte von Menschenhand geschaffene Hindernis bis zum Schwarzen Meer hinter uns gebracht zu haben! Die verbleibenden 13KM konnten wir sogar noch mit etwas Strömung bewältigen, was nach der letzten stauseelastigen Woche eine Wohltat war… wir geniessen es solange es hält 😉.

Nach der Ankunft in Gruia und der wohlverdienten Dusche machten wir uns daran mein Board zu prüfen. In der heutigen Etappe hatte es 25% der Luft verloren und somit war klar, dass irgendwo ein Leck entstanden sein muss. Ich pumpte das Board nochmal voll auf und wir gossen vorsichtig Wasser über die Unterseite des Boards… und tatsächlich, ein winziges Loch, welches von blossem Auge kaum zu erkennen war! Julian holte sein SUP-Flickzeug und verarztete mein Brett sehr professionell! Ich hoffe also, dass ich ab morgen wieder ohne Luftverlust durch die Gegend paddeln kann 😊.

Tagesmotto
Flo: Luftverlust am Morgen bringt Kummer und Sorgen!
Julian: Heute hat sich das letzte Eiserne Tor auf unserem Weg zum Schwarzen Meer für uns geöffnet.

Tagesstatistik
Distanz: 45.6KM
Zeit: 7h13min
Zeit in Bewegung: 5h42min

Tag 31

Hallo zusammen,

Man müsste uns eigentlich rügen… knappe 895KM vor dem Ziel haben wir unsere Planung vernachlässigt und aufgrunddessen für heute Abend in nützlicher Distanz kein Hotel mehr gefunden. Wobei wir eigentlich eins gefunden haben, das Problem ist nur, dass es dort heute Abend keine freien Zimmer mehr gibt. 😐 Wir haben also gestern Abend noch etwas länger gegoogelt und gemessen um zu sehen ob es nicht irgendeine Alternative gibt, mussten dann aber feststellen, dass wir heute entweder 20KM machen und dann dafür morgen im Schilf stehen oder einen Tag abwarten und dafür dann auch übermorgen Abend wieder eine Unterkunft finden. Die Entscheidung fiel also darauf, heute einen weiteren Pausentag einzuschieben um dann ab morgen unseren Plan wieder aufnehmen zu können. Da wir zuletzt vor gut zwei Wochen in Budapest einen Pausentag hatten, denken wir, dass das ganz ok ist so. 😉

Wir haben dann heute morgen unsere Wäsche mal wieder gewaschen und waren noch kurz einkaufen um uns für morgen zu rüsten. Da wir beide grosse Jungs sind haben wir während der heissesten Zeit des Tages auch brav unser Mittagsschläfchen eingeschoben und können vmtl heute Abend beide schlecht einschlafen. Ein echtes Luxusproblem auf diesem Trip! 😀

Unsere Gastgeberin hat sich heute beim Mittagessen mit einem Dreigänger selbst übertroffen: Nach der Suppe gab es Pouletschenkel mit Kartoffelpüree und anschliessend sogar noch Pfannkuchen mit Fineti (in etwa dasselbe wie Nutella). Wir haben uns ein bisschen von allem noch für das Abendessen aufgespart und sind jetzt pappsatt und werden den Abend noch etwas auf der Terrasse mit Blick auf die Donau und einem kalten Gläschen Apfelsaftschorle ausklingen lassen bevor wir morgen die allerletzte Schleuse in Angriff nehmen, die uns noch vom Schwarzen Meer trennt.

Und damit uns das Maleur von heute nicht nochmal einholt haben wir unsere Etappen bereits bis am nächsten Sonntag durchgeplant. 😊

Tagesmotto
Flo: Perskindol-Kur die Zweite!
Julian: Lesen, waschen, Entfernungen messen, Unterkünfte buchen…

Tagesstatistik
Distanz: 0KM
Zeit: 0h
Zeit in Bewegung: 0h

Tag 30

Grüezi,

Gestern haben wir die Nacht im «The View Apartement» in Orsova verbracht. Wie der Name schon verrät, war die Aussicht aus der Wohnung gut, es war dementsprechend aber auch im 4 Stock! Wir waren froh, dass unser Host uns anbot, die Boards bei ihm in der Wohnung zu platzieren. Ich bin also gestern nach unserer späten Ankunft noch mit ihm ins benachbarte Gebäude und wir haben versucht die Boards aus dem Treppenhaus in seine Wohnung zu verfrachten… ohne Erfolg – das Treppenhaus war zu eng! Wir entschieden uns kurzerhand die Boards unter der Treppe zu lagern, bis wir sie am nächsten Tag wieder bei ihm abholen können.

Heute früh haben wir festgestellt, dass uns wohl seit langem mal wieder ein Regentag bevorsteht, da uns beim Verlassen des Appartements bereits die ersten Tropfen begrüssten – halb so wild dachten wir, solange kein Gewitter aufzieht! Wir haben also wie verabredet den Host kontaktiert, sodass wir die Schlüssel abgeben und die Boards wieder in Empfang nehmen können. Während Julian unsere Habe bewacht hat, bin ich wieder ins benachbarte Gebäude um unsere Boards zu holen. Der Host war noch nicht da und ich wollte schon mal die Boards raustragen… Als die Dinger nicht mehr unter der Treppe waren, wo ich sie noch einige Stunden vorher platziert hatte, bildete sich bereits ein sehr mulmiges Gefühl in meiner Magengegend. Wenig später fuhr der Host mit dem Auto vor und ich habe ihn direkt leicht panisch gefragt, ob er wisse, wo unsere Boards abgeblieben sind. Er schaute mich verwirrt an und fragt nur, ob sie denn nicht mehr unter der Treppe liegen würden! Spätestens jetzt hatte ich leichtes Herzrasen und die ersten Schweissausbrüche… Wir gingen zusammen ins Treppenhaus und mussten beide feststellen, dass die Boards wirklich nicht mehr da waren! Während ich mit Tränen der Verzweiflung kämpfte öffnete der liebe Host seine Wohnungstür und bat mich hinein zu schauen… TADA… da lagen unsere Boards, heil und unversehrt. Er hatte sie gestern aus Sicherheitsgründen noch mit seiner Frau durchs Fenster in die Wohnung verschoben 😊! Ein kleiner Scherzkeks, aber zugegeben ein 1A Schauspieler 😉!!

Die nächste Hiobsbotschaft folgte sogleich mit der Mitteilung, dass momentan eine Sturmwarnung der Stufe «Orange» für das Gebiet ums Eiserne Tor vorlag… just in diesem Moment zuckten die ersten Blitze direkt über unseren Köpfen durch den Himmel. Wir mussten nun also eine Entscheidung treffen, wie unser heutiger Tag aussehen soll. Nach langem hin und her überlegen haben wir entschieden mit dem Taxi an unser heutiges Etappenziel zu fahren und zwar aus folgenden Gründen: 1. Wir waren noch immer in einem Bereich, in welchem das Verlassen des Flusses im Notfall quasi unmöglich ist, 2. Das Wetter ist montan unbeständig und wir wissen nicht wie der nächste Tag aussieht und 3. Wir hatten die Unterkunft für heute Abend bereits gebucht.

Als wir unserem Host diese Entscheidung mitteilten, erklärte er sich bereit, uns mit seinem Auto ans heutige Etappenziel zu fahren! Da wir erst nach 12:00 in der neuen Unterkunft einchecken durften, verabredeten wir uns mit dem Host für 11:30 zur Abfahrt. Wir nutzten die tote Zeit um noch für 2 Tage einzukaufen… Man weiss nie wann man den nächsten Laden mit Milch und Red Bull findet 😊. Wir warteten also auf die Abfahrt und hatten beide eine etwas gedrückte Stimmung. Die Entscheidung war mit Sicherheit vernünftig, aber so war das natürlich nicht geplant… Die Sonne, welche nun wieder von einem fast schon wolkenlosen Himmel schien, half nicht, unsere Entscheidung nicht zu bereuen!

Um 11:30 hiess es nach 29 Tagen zum ersten Mal: Luft raus! Wir haben schweren Herzens die gute deutsche Luft, welche uns bis hierhin getragen hat, aus unseren Boards gelassen… natürlich nicht, ohne die Pumpe, welche wir stets mitführen, zuerst noch eingehend zu testen!
Kurz nachdem wir losgefahren sind, mussten wir feststellen, dass der rumänische Fahrstil jenem der Serben in nichts nachsteht… Eine ziemlich rasante Fahrt! Als wir die Stadt Turnu Severin erreichten, hielt unser Fahrer direkt an der Donau an und fragte uns ob wir hier Einwassern wollen. Eigentlich hatte weder Julian noch ich noch mit einem SUP am heutigen Tag gerechnet und somit waren wir von dieser Frage ziemlich überrumpelt. Wir vermuten unser Host wollte uns einfach auf unseren Boards in Action sehen! Da der gute Herr bereits so viel für uns getan hat konnten wir schlecht verlangen, dass er uns nun bis ans Etappenziel fährt, auch weil inzwischen wettertechnisch nichts mehr gegen eine verkürzte Etappe sprach. Wir drucksten also etwas rum und entschieden dann halbherzig von Turnu Severin auf der Donau weiter zu reisen. Julian meinte zwar noch, dass die Milch, welche wir am morgen gekauft hatten, diese Entscheidung wohl nicht überleben würde 😊. On the bright side: Wir sind hinter der Schleuse «Eisernes Tor 1» und haben nur ganz wenig Donau verpasst 😉.

Wir zogen uns also um, packten unsere Bags neu (wir waren ja nicht vorbereitet) und schafften es dann so gegen 13:00 aufs Wasser. In der ersten Pause mussten wir uns beide eingestehen, dass weder die Motivation noch die Energie auf einem hohen Level war. Ich vermute jeder kennt dieses Gefühl: Man stellt sich auf etwas ein (in unserem Fall ein SUP-freier Tag) und dann kommt es komplett anders! Somit gingen die Kilometer eher schlecht von der Hand heute, auch wenn die Distanz für unsere Verhältnisse kurz war.

Als wir Crivina am Flusskilometer 895 erreichten, fanden wir auch schnell einen Platz um auszuwassern. Während wir noch unsere Boards entluden, wurden wir von einem jungen Rumänen und seiner Freundin angesprochen, welche beide sehr gut Englisch sprachen. Wir haben uns einige Zeit unterhalten, bis ein Auto der Border-Police vorfuhr… «Die wollen mit Sicherheit wieder zu uns!».
So war es dann auch und wir mussten unsere Dokumente und Pässe wieder vorweisen, welche sich inzwischen bezahlt gemacht haben! Beide Beamten kannten die Unterkunft nicht, welche wir als unser Ziel angaben und baten uns zu warten, während sie diese Angaben verifizieren. Nach circa 15 Minuten kamen sie zurück und konnten bestätigen, dass jemand in der «Laguna Verde» auf uns wartet… Allerdings forderten sie Julian auf, ins Polizeiauto zu steigen – und zwar mit all unserem Gepäck!… Aber keine Angst, sie meinten es nur gut und wollten einen von uns inklusive Gepäck zur Unterkunft chauffieren… «Good Guy Border-Police». Dankend nahmen wir das Angebot an!

Während Julian also mit allem Gepäck zur Unterkunft gefahren wurde wartete ich mit den Boards am Ufer der Donau und unterhielt mich mit Sabina und Cosmin (unseren 2 neuen Freuden) über Gott und die Welt. Als Julian zurück kam mussten wir nur noch mit den Boards beladen circa 800m laufen und waren am heutigen Ziel angelangt! Wir sind in einer gemütlichen Unterkunft und wurden sogar noch mit Spaghetti bekocht… Die Welt ist wieder in Ordnung!

Tagesmotto
Flo: Ich bin so müde!
Julian: Border Police – Für einmal ohne Bürokratie und mit viel Engagement! 😊

Tagesstatistik
Distanz: 31.1KM
Zeit: 4h17min
Zeit in Bewegung: 3h56min

Tag 29

Hello Leutz,

Heute ist jede Menge passiert… 😊 Angefangen hat aber alles eigentlich schon gestern Abend, als wir bemerkten, dass wir in der Unterkunft nicht mit Karte bezahlen können und wir zusammen gerade noch €97.50 zusammenkratzen konnten. Da wir ja gestern nach Rumänien gepaddelt sind und bis anhin noch an keinem Bancomaten vorbeigekommen sind, waren unsere Bargeldbestände also knapp. Nachdem wir das Zimmer und das Abendessen bezahlt hatten, blieben uns noch ganze €7.50. Auf die Frage an den Wirt, wo der nächste Bancomat ist oder wo wir etwas mit Karte bezahlen können, bekamen wir eine lachendes: «entweder 20KM flussaufwärts oder 80KM flussabwärts» zu hören. Da standen wir also… Zwei mit guten Jobs, bezahlten Ferien, Wohnung, Handy etc., aber gerade mal noch €7 in der Tasche. Wir teilten es uns so ein, dass wir heute morgen noch einen Kaffee für Flo & ein Red Bull für mich kaufen konnten und ausserdem noch einen Liter Wasser für den ersten Teil unserer Etappe.

Zur heutigen Etappe darf ich noch kurz ein Gespräch wiedergeben, welches Flo und ich mal so, oder in ähnlicher Form, in Budapest(!) geführt hatten: «Hey wir sind jetzt schon gegenüber dem Plan einen Tag im Vorsprung» «Super, dann können wir das ja gut gebrauchen, wenn wir in den Stausee am Eisernen Tor kommen, da wird’s ja vmtl nicht fliessen» «Ja voll, dann können wir dort vielleicht den einen oder anderen 40er machen»

Aber erstens kommt es anders und zweitens, naja den Rest kennt ihr ja. Auf jeden Fall haben wir heute unsere erste und bisher einzige Tagesetappe über 70KM geplant und durchgezogen und das ausgerechnet in einem der grössten Stauseen auf dem europäischen Kontinent. Das Problem war nur, dass wir eben nicht mehr allzu viel Bares dabei hatten und daher noch einen kleinen Abstecher nach Serbien gemacht haben um dort etwas auf Shoppingtour zu gehen. Nachdem wir also um 0815 losgepaddelt sind und gegen 1100 die 1000er Marke der Donau geknackt haben, sind wir um ca. 1200 nochmal in Serbien einkaufen gegangen. Leider war es nur ein Tankstellenshop und leider war die Essensausbeute relativ gering. Wir haben uns heute also mit Bake Rolls Bacon (Crackern), Wellnesskecksen und Proteinriegel über Wasser gehalten. (Wortspiel beabsichtigt 😉) Insofern also Best Lunch ever!

Nach dem «Mittagessen» waren es dann auch nur noch knappe 40KM die wir hinter uns zu bringen hatten und wir paddelten fleissig drauf los, bis wir am Eingang des Eisernen Tors waren. Ab dann wars vorbei mit der Ruhe: Eine ganze Armada von Touribooten fuhr die, mittlerweile relativ schmal gewordene, Donau in einem Höllentempo hoch und runter. Neben dem Wind und den Wellen, die durch die Motorboote noch höher wurden, kam uns dann auch noch ein Frachtschiff entgegen! Wir taten unser Bestes um nicht zu sehr nass zu werden und uns auf den Boards zu halten. Während zwei kurzen Wellen meinte Flo noch trocken: «Ist ja klar, überall wo es schön wäre, hat es einfach eine verdammte Meute an Touris! Wir haben uns den Weg hierhin wenigstens hart erpaddelt!» Das war dann auch das Letzte, das Flo so trocken bemerkte hatte… Der Himmel fing an sich zu verdunkeln, die Wolken schoben sich vor die Sonne, die Wellen wurden höher und als ich mich umdrehte um nach meinem Leidensgenossen zu sehen, sah ich ihn gerade noch aus dem Wasser wieder aufs Board klettern! Nach einem kurzen Fingerzeig von ihm, dass es ihm sonst gut geht, musste ich dann doch anfangen zu grinsen, dass er es auch nicht ohne Drop bis ins Schwarze Meer schaffen würde! 😛 Aber nur gaaaanz kurz, anschliessend musste ich mich wieder auf die, von allen Seiten kommenden, Wellen konzentrieren um nicht gleich auch noch ein Bad zu nehmen.

Einschub Flo: Ich habe mich mit am meisten auf diesen Streckenabschnitt gefreut, aber die Touriboote welche echt rücksichtslos da durch peitschten haben es mir ganz schön vermasselt… JA, ich bin ziemlich frustiert (nicht nur weil ich nass wurde…)! Aber was solls, wie Anita Weyermann schon sagte: «Gring abe u …. paddle»!!

Die Meute der Motorboote liess dann leider nicht mehr von uns ab und wir konnten uns erst ca. 12KM vor dem Tagesziel wieder einigermassen sicher auf unseren Boards fühlen. Nach der engen Stelle (wobei «eng» ja ein dehnbarer Begriff ist 😉) kam, oh Wunder, wiedermal ein Stausee. Während wir dort versuchten eine sitzende Pause abzuhalten, fuhren die Motorboote immernoch mit ordentlichem Karacho an uns vorbei und die Stimmung war, für heute allenfalls, am Tiefpunkt angelangt. Fun Fact: Die Donau ist ungefähr an dieser Stelle am tiefsten und ist mit 97Meter der tiefste Stausee in Europa (oder so ähnlich 😉).

Nach dem Stausee war es dann nur noch eine Linkskurve bevor wir unser heutiges Etappenziel sehen sollten. Allerdings kamen auf einmal jede Menge Ruderer über die Donau. Offenbar trainiert hier eine relativ grosse Mannschaft den Rudersport. Dazu noch folgendes Video @1:29min

Als Abschluss des Tages wurden wir dann ca. 2KM vor dem Ziel auch noch von der Grenzpolizei kontrolliert. 😐 Immerhin hat sich somit die ganze Bürokratie der vergangenen Tage anscheinend doch noch gelohnt! 😊

So, jetzt muss ich aber Schluss machen, Flo möchte gerne ins Bettchen und muss vorher den Blog noch Korrektur lesen. 😉 Morgen gibt’s das letzte Mal Stausee vor der Schleuse des Eisernen Tores!

Tagesmotto
Flo: Ich freue mich auf die Reuss – keine Touristenboote!
Julian: Flo First Drop @ KM968! 😀

Tagesstatistik
Distanz: 74.1KM
Zeit: 11h04min
Zeit in Bewegung: 10h13min

Tag 28

Bună seară

Wir sind heute Abend in unserer ersten Unterkunft in Rumänien angekommen, jenes Land in welchem wir hoffen, übers Donaudelta ins Meer zu SUPen! Da dies allerdings noch circa 3 Wochen hin ist, erstmal zum heutigen Tag:

Da ich gestern relativ früh schlafen ging, war ich heute bereits um 06:30 Uhr hellwach. Es könnte allerdings auch daran gelegen haben, dass ich nicht unbedingt noch mehr Zeit in diesem «Hotel» verbringen wollte. In der Galerie finden sich noch ein paar Bilder, welche auf die bedenkliche Hygiene in diesem Etablissement hinweisen! Als wir das Frühstück vor uns hatten, wollten wir beide endgültig nur noch weg! Auch wenn die Unterkunft sehr schäbig war, die Betreiber waren, wie so oft, äusserts nett… Sie liessen es sich nicht nehmen, vor unserer Abfahrt noch ein paar Fotos zu schiessen und uns dann zur Einwasserungsstelle zu begleiten. Ihr Restaurant liessen sie derweil unbewacht zurück und potenzielle Gäste hätten sich wohl von den 3-4 streunenden Hunden bedienen lassen müssen, welche stets das Restaurant belagerten… Es war alles etwas gewöhnungsbedürftig – die Begeisterung für unser Projekt ist aber immer spürbar und auch motivierend!

Wie bereits angekündigt, stand uns heute wieder eine Etappe mit bürokratischen Hindernissen bevor… Wir hatten uns nämlich entschieden, von Serbien nach Rumänien, wieder in den Schengen-Raum einzureisen. Wir paddelten also die ersten 20KM bis nach Veliko Gradiste um uns in Serbien abzumelden. Da Julian das letzte Mal in Ungarn in den sauren Apfel beissen musste, durfte ich mich heute mit den Behörden befassen… Man muss aber fairerweise sagen, dass der Warteplatz heute um einiges komfortabler war 😉.


Nachdem ich noch kurz etwas eingekauft hatte, machte ich mich auf den Weg zum Polizeiposten, welcher auf Google-Maps verzeichnet war. Mir war ziemlich schnell klar, dass ich hier falsch bin, konnte aber immerhin eine Wegbeschreibung zur Grenzpolizei ergattern. Ohne lang zu fackeln bin ich in die Richtung gelaufen, in welche der unmotivierte Beamte ansatzweise gedeutet hatte und dann rein ins erste offiziell aussehende Gebäude… Bingo… Ich war beim Hafenmeister gelandet! Vom Hafenmeister habe ich einen Zettel erhalten, welchen ich auf der Grenzpolizei und beim Zoll unterschreiben lassen musste. Ich bin also schon leicht genervt ins gegenüberliegende Gebäude und habe einer jungen Lady unsere Pässe und den Zettel des Hafenmeisters hingehalten. Nachdem sie sich von ihrem Handy losreissen konnte, wurde mir mitgeteilt, dass sie nicht zuständig sei und sie schickte mich weiter zum nächsten Schalter… der Grenzpolizei… Ich hatte also endlich den richtigen Ausgangspunkt gefunden! Einige Formulare später wurde mir mitgeteilt, dass ich doch bitte bei unseren «Booten» warten soll für die Inspektion… Unsere Pässe haben sie einbehalten – ich hatte also keine Wahl und musste Folge leisten. Wir haben dann noch circa 45 Minuten bei unseren SUPs gewartet, bis ein Beamter vorbeikam, welcher lediglich lachend fragte, ob wir Waffen oder Drogen in unseren Bags hätten… Ist ja nicht schon schwer genug das Zeug 😉. Zum Abschluss wurden wir mal wieder aufgefordert das Land nun umgehend zu verlassen (Zitat Grenzpolizist: «Nach der Kontrolle müsst ihr gehen… nach Rumänien oder zum Schwarzen Meer… ist mir egal»…) Zumindest die Behörden in Serbien werden wir mit Sicherheit nicht vermissen!

Wir paddelten circa 11KM in der prallen Sonne weiter, um uns in Rumänien anzumelden. Im Vergleich zur Abmeldung in Serbien verlief dies äusserst geschmeidig. Wir fanden den Grenzposten auf Anhieb und Julian durfte unser Einreisebegehren sogar noch vor einem grösseren Schiff präsentieren, welches eigentlich vor uns da war! Nach circa 20 Minuten waren wir wieder weg! Da wir von der Zollbeamtin eine Warnung erhalten hatten, dass das Wetter bald umschlagen könnte, entschieden wir uns auf den Boards zu essen, um so noch ein Paar wenige KM zu gewinnen.

Nach dem Mittagessen wurde es ein weiteres Mal sehr heiss und es war ziemlich windstill. Wir wurden allerdings mit einer herrlichen Aussicht auf die Festung Golubac belohnt, welche direkt am Eingang des Tals steht, welches uns zum Eisernen Tor führen wird!

Circa 11KM vor unserem heutigen Etappenziel zog nochmal ein starker Gegenwind auf, welcher uns zwar abkühlte, aber auch den Paddelaufwand stark erhöhte! Ich habe flux ins «Kneel-down-Paddling» gewechselt und konnte so mit Julian gut mithalten. Der Siebesiech hat es doch tatsächlich stehend durchgezogen… HOW? Wir waren uns aber beide einig, dass wir uns einen aerodynamischen Helm zulegen müssen:

Kurz vor unserem Ziel haben wir noch festgestellt, dass uns heute nicht nur durch die Behördengänge, sondern auch durch den Übertritt in eine andere Zeitzone wertvolle Erholungszeit gestohlen wurde… Schande!

Tagesmotto
Flo: Ganze acht Beamte im Büro der Grenzpolizei – einer arbeitet, sieben glotzen in den Fernseher…
Julian: Ich habe heute Salz produziert: Fleur de Schülä…  

Tagesstatistik
Distanz: 53.8KM
Zeit: 9h05min
Zeit in Bewegung: 6h50min