Tag 22

Hallo alle miteinander,

Nach dem gestrigen Tag, welcher doch sehr ereignisreich war, könnte man den heutigen schon fast als langweilig bezeichnen. Vor Allem die Bürokratie war heute (glücklicherweise) kein grosses Thema.

Wie Julian gestern bereits erwähnt hat, konnten wir die Bilder der gestrigen Etappe aufgrund des fehlenden WIFI nicht hochladen. Wir haben das nun nachgeholt und empfehlen daher wärmstens die Galerie zu besuchen und die Bilder von «Tag 21» zu begutachten. Man kann darin Techniken «zur Bekämpfung von Mücken im grossen Stil» und für «das ordnungsgemässe Transportieren von SUPs über die Grenze» bestaunen! Wir kategorisieren beide als «Hrvatske tehnike»… Matej wird wissen, ob dies richtig übersetzt ist. 😊

Heute Morgen konnten wir relativ früh einwassern, da das Guesthouse in welchem wir übernachteten direkt an der Donau lag. Ivan, unser Host, begleitete uns sogar noch bis ans Ufer und wünschte uns eine gute Reise. Er war wirklich ein toller Gastgeber… Ohne ihn wäre das Desaster mit dem serbischen Zoll wohl noch schlimmer gewesen!

Während den ersten 2 Stunden auf dem Wasser konnten wir gut Kilometer abspulen. Wir wurden von einer grossen Gruppe Kanus begleitet, welche wir erst für eine religiöse Prozession hielten, da äusserst spezielle Gesänge bis zu uns übers Wasser schallten. Als wir die Gruppe zum ersten Mal überholten mussten wir allerdings feststellen, dass es sich wohl um eine Schulklasse gehandelt hat, wobei fast alle Schüler in lange weisse Kleider und Kopftücher gehüllt waren, um sich vor der Sonne zu schützen. Hier kann man wieder einmal sehen, dass man sich meist zu schnell ein Urteil bildet… Was die Leute wohl über uns denken, wenn sie uns vorbeipaddeln sehen?! 😊

Da wir die Hoffnung auf ein mückenfreies Pausenplätzli bereits so gut wie aufgegeben haben, gönnten wir uns unsere Bananenpause auf dem Board. Während der Pause erhielten wir noch Besuch von einem kroatischen Polizeiboot. Die Kommunikation stellte sich wie so oft als schwer heraus… Die Quintessenz unseres Gesprächs war, dass wir nicht auf kroatischer Seite der Donau an Land gehen dürfen… OK… Wir nickten brav und so liessen sie uns weiterziehen. Nach der Pause wechselte ich mal wieder ins KDP (Kneel-down-Paddling), welches sich für mich als gute Abwechslung entpuppt hat. Es ist sehr erholsam, wenn die Muskeln mal auf eine etwas andere Art strapaziert werden. 😊

Der grösste Teil unserer Etappe führte heute durch ein Naturschutzgebiet. So war es also nicht verwunderlich, dass auch zur Mittagszeit kein mückenfreier Platz in Sicht war. Wir versuchten es bei einem Häuschen, welches eine klitzekleine Wiesenfläche vorzuweisen hatte – es war ein sehr kurzer Besuch! Innert 20 Sekunden standen wir beide wieder auf dem Brett und wurden ein weiteres Mal in die Flucht geschlagen. Wenn man darüber nachdenkt ist es schon traurig… Diese Viecher sind tausende Mal kleiner als wir und doch haben sie unseren Tagesablauf momentan voll im Griff!

Wir fanden uns also damit ab auch unser Mittagsmal auf dem Board zu uns zu nehmen. Mit der heutigen Etappe brechen wir also einen weiteren persönlichen Rekord: Ca. 8h auf dem Board unterwegs und nur 20 Sekunden mit festem Boden unter den Füssen! Während wir unter der prallen Sonne assen, schworen wir uns an diesen Moment zurück zu denken, wenn wir uns mal wieder wie «De Hans im Schnäggeloch» fühlen… und ja, wir machen dann auch den Tanz dazu 😊😊:

Da wir während dem Mittagessen noch den einen oder anderen Kilometer ohne Energieverlust (ausser durch die Sonneneinstrahlung) hinter uns brachten, konnten wir bereits circa 16:15 an unserem heutigen Etappenziel in Erdut anlanden. Was nun folgte, dürfte dem regelmässigen Leser unseres Blogs bereits bekannt sein: Eine Mückenplage biblischen Ausmasses!! Bis zu unserer Unterkunft mussten wir die Boards und alles Gepäck circa einen Kilometer bergauf durch einen Wald schleppen. Es war als hätten die Mücken auf nichts anderes gewartet, als sich auf zwei wehrlose SUPer, wie wir es sind, zu stürzen. Da ich vom bergauf tragen geschnauft habe wie ein Ross, habe ich kurzerhand noch einen mittelgrossen Schwarm Mücken eingeatmet… Julian’s Kommentar auf meine Würgelaute, «Du bist also bereits beim Abendessen angelangt», fand ich in diesem Moment nur mässig lustig 😉! Auf der Hand welche ich nutzte um mit dem Handy zu unserer Unterkunft zu navigieren habe ich zwischenzeitlich 8 Mücken gezählt welche sich gleichzeitig an mir gütlich taten… «Das isch doch ned normal!!»… In der Galerie befindet sich im Übrigen ein Beweisfoto, welches die Mückenplage für Aussenstehende eventuell ein wenig besser nachvollziehbar macht, und ja, Julian hatte ein Shirt an während er diese Stiche kassiert hat!

Diese unschöne Erfahrung wurde durch die großartige Unterkunft und das hausgemachte kroatische Abendessen wieder gelindert und wir können den Tag nun versöhnlich ausklingen lassen… Hoffen wir mal die Mücken sind morgen noch nicht wach, wenn wir eben diesen Fussmarsch zum Einwassern wieder auf uns nehmen müssen 😉…

Tagesmotto
Flo: Ich vermisse die gute alte Zeit in der nur Julian unter Mücken litt…
Julian: Das esch eifach abartig!  

Tagesstatistik
Distanz: 55.2KM
Zeit: 7h57min
Zeit in Bewegung: 7h08min

Tag 21

Guten Abend sehr geehrte Mitleserinnen und Mitleser zuhause an den Bildschirmen aus dem wunderschönen und mückenverseuchten Kroatien!

Man mag es kaum glauben, aber nach nur 21 Tagen (abzüglich zwei Pausentagen) sind wir heute um ca. 1700Uhr über die Grenze von Ungarn nach Kroatien gepaddelt. Ausserdem können wir heute eine weitere grosse Zahl feiern und zwar sind wir heute am Donaukilometer 1440 vorbeigekommen, das bedeutet, dass wir doch tatsächlich die ersten 1000KM dieser Reise (mehr oder weniger) erfolgreich hinter uns gebracht haben. Was jetzt folgt sind lediglich noch 2 Stauwehre, ein 150KM Stausee und jede Menge Mücken & Hitze! What a pleasure! 😉

Der Vormittag verlief relativ ruhig und wir konnten gut Kilometer machen, so dass wir gegen 1300Uhr beim Zoll in Mohacs in Ungarn waren. Die Zollstation ist 16KM von der Grenze entfernt und ich hatte schon das Gefühl, dass wir heute mal einen kurzen Tag machen können, aber natürlich haben wir die Rechnung ohne die Bürokratie gemacht.

Während Flo die Boards bewachte wollte ich uns also korrekterweise am Zoll «kurz» abmelden… Ich ging also rein und fragte die Empfangsdame was ich zu tun hätte. In lustigem Englisch fragte Sie mich, einen Haufen Sachen und füllte mit mir 3 Formulare aus. Unter anderem ging es um Krankheiten an Board und ob wir wohl illegale Ein- oder Auswanderer mitzuführen gedenken. Nachdem ich die Prozedur über mich habe ergehen lassen und meinem Board den einfallslosen Namen SUP I gegeben habe, gab sie mir also schlussendlich eine Liste in die Hand und ich dachte damit wäre die Sache gegessen. Naja, zu früh gefreut. Auf der Liste waren sämtliche Stationen des Gebäudes drauf, die ich nun nacheinander aufsuchen musste. Ich durfte also zuerst zur normalen Polizei, die wollte dann mal unsere Ausweise, also zurück zu Flo, seine ID holen, dann zurück zur Polizei, Formular ausfüllen und ihm unsere Ausweise abgeben (ob das schlau ist?), anschliessend durfte ich dann zur Border Control (also zum Zoll) der wollte dann natürlich wieder die Ausweise sehen die ich vorhin abgegeben habe 😊 hab ich ihm dann versucht zu erklären und er ging genervt unsere Ausweise holen. Immerhin hat er sie mir anschliessend auch wieder zurückgegeben. 😉 Dann gings ab zur Wasserschutzpolizei, der freundliche Herr konnte in etwa so gut Englisch wie ich kroatisch und nachdem ich ihm zu erklären versuchte, dass wir keine Kajaks und Kanus sind war bei ihm sowieso Feierabend und er hat einfach einen Stempel auf unser tolles Formular gemacht. Wie mir gesagt wurde, bin ich dann mit dem Formular nochmals zur normalen Polizei zurück, anscheinend hat mir der Herr Polizist nicht getraut, daher gingen wir gemeinsam nochmal alle Stationen ab und er fragte die Herren, bei denen ich zuvor war, ob ich auch wirklich bei ihnen gewesen sei. (Anders konnte ich das nicht interpretieren 😉) Schlussendlich hat er mir dann ein Formular in die Hand gedrückt und gesagt ich dürfe, unter der Auflage, dass wir jetzt auslaufen, gehen. Nichts lieber als das! 😊 Das Ganze hat mich übrigens sehr stark an das hier erinnert:

Die ganze Prozedur hat doch tatsächlich 45min gedauert und der arme Flo musste die ganze Zeit an ungeschützter Stelle in der Sonne ausharren und auf unsere Boards aufpassen. 😐 Wir suchten dann anschliessend ziemlich schnell mal ein Pausenplätzchen um unser, am Morgen zusammengeklautes, Mittagessen zu geniessen. Der Pausenplatz verdiente sich gerade mal 2 von 5 Pausenplatzpunkten, da wir, wie üblich von einer kleineren Mückenplage heimgesucht wurden. Dabei fällt mir gerade ein, dass ich aktuell ein neues Deo ausprobiere: Es ist eine Mischung aus Sonnecreme in mehreren Schichten (je nach Tageszeit) gepaart mit unterschiedlichen Anti-Mückensprays die nach Zitrone riechen. 😊

Nach dem Mittagessen sind wir die noch verbleibenden Kilometer gesuppt und bei Flusskilometer 1433 sind wir dann aus Ungarn raus und nach Kroatien reingesuppt. 😊 Von dort waren es dann nur noch 8KM bis zu unserer Schlafstätte für heute, welche auf der kroatischen Seite der Donau liegt. Beim Anlegen stand dann wieder ein Mückenschwarm als Empfangskomitee bereit und labte sich an unseren schweissnassen Körpern. Ein grosser Pluspunkt heute war allerdings, dass das Appartement in erster Reihe an der Donau steht und wir somit dachten, dass wir äusserst schnell in Sicherheit und unter der erholsamen Dusche landen dürften. Naja, was soll ich euch sagen? Wir haben uns (mal wieder) getäuscht. Nach dem Eintreten kam der nette Ivan auf mich zu, der leider kein Wort Deutsch oder Englisch spricht und hat mir per Sprachübersetzungsapp mitgeteilt, dass wir unbedingt auf die andere Seite (also nach Serbien) müssen um uns dort anzumelden. Er würde uns dann dort mit dem Auto abholen!? 😐 Nachdem ich das kapiert hatte und Flo gerade mit beiden Boards über der Schulter angelaufen kam und ich ihm das erklärte schaute er kurzzeitig als hätte man ihm das Abendessen vom Teller geklaut! 😉

Also haben wir uns (übrigens immer noch umgeben von einem riesigen Mückenschwarm) die Boards nochmal geschnappt und sind damit auf die serbische Seite übergesetzt. In diesem Sinne muss man fast schon sagen, dass es gut war, dass die Donau fast keine Strömung hatte. Im Gegensatz zu der sehnlichst erhofften kalten Dusche war es aber doch wieder eine Plackerei.
Aber jetzt wurde es erst mal richtig lustig: Wir suchten gemeinsam das Zollhäuschen (was nirgendwo angeschrieben war) und sind dann aufs Geratewohl mal ins erste Häuschen rein vor dem Flaggen wehten und ein paar Polizeiautos rumstanden. Wir also frisch fröhlich in das Haus rein, durch zwei Türen durch und haben nicht schlecht gestaunt: Prunk und Glanz wohin das Auge fiel! Alles glänzte und glitzerte und wir kamen uns in unseren SUP-Outfits doch etwas fehl am Platz vor… 😉 Nein, alles Quatsch, das Haus war eine ziemliche Bruchbude und nach der zweiten Türe flogen doch tatsächlich Vögel durch die Eingangshalle! 😀 Natürlich war nichts irgendwie schlau angeschrieben resp. nur in kyrillischen Buchstaben und wir suchten kurz bis wir den Zoll fanden. Die Panik von der Tortur am Mittag kroch in mir hoch als der Zoll-Typ meinte wir müssten zuerst zur Polizei…
Bei der Polizei gabs dann zwei Leute, wovon wenigstens einer (behauptete) Englisch zu können. Wir haben ihm dann unser Anliegen geschildert und nach ein paar Minuten des Studiums unserer Unterlagen meinte er, wir sollten doch bitte in einer Stunde wieder kommen, weil dann der Schichtwechsel stattgefunden hätte. Ich konnte kaum Luft holen, so schnell zählte ihm Flo unsere Strapazen auf und liess keinen Zweifel an seiner dringenden Bitte, er möge doch jetzt unsere Papiere kontrollieren, damit wir wieder gehen können. 😀 (So hab ich Flo auch selten erlebt)

Nachdem sich die zweite Polizistin immer wieder eingemischt hatte und zwischenzeitlich auch noch unser Gastgeber Ivan aufgetaucht war, wurde das Chaos dann perfekt, da alle ein wenig durcheinander redeten, aber schlussendlich haben wir unsere Ausweise zurückerhalten und durften dem Polizisten in den ersten Stock zum Zoll folgen. (Schon wieder!) Wer jetzt denkt, die Geschichte sei zu Ende: Weit gefehlt! 😉 Der Typ von der Zollbehörde hat dann lediglich eine Kopie unseres Ausfuhrscheins aus Ungarn (zum Glück haben wir den Mist dort auch durchgemacht) erstellt und dann das tolle Schalterfensterchen zugemacht. Der Polizist hat sich verabschiedet und somit waren wir endlich frei!

Ivan meinte dann, immer noch per Sprachübersetzungsapp nota bene, dass wir jetzt die Boards in sein Auto (einen VW Jetta Baujahr 1990) einladen müssen um uns beim serbischen Zoll wieder abzumelden. Spätestens jetzt waren wir total verwirrt, aber naja. Wie erstaunlich gut die Boards in Ivans Auto gepasst haben, seht ihr in der Galerie. 😉 Nach dem Zoll in Serbien (also Ausfuhr) mussten wir dann natürlich auch wieder durch den Zoll in Kroatien (also Einfuhr) das ganze Spektakel hat auch wieder ca. 30min gedauert. Dafür hat uns Ivan dann direkt zum Einkaufen gefahren und nach dem Duschen und frisch machen ist er auch noch mit uns Essen gegangen, weil das nächste Restaurant ca. 6KM entfernt ist (es gab Chevap!!). Wir hatten beim Essen übrigens interessante Übersetzungs-App-Diskusionen mit Ivan und durften erfahren, dass die Mückenplage wohl in seinen 10 Jahren hier nie so schlimm war! Es ist schön zu hören, dass es nicht an uns liegt 😊.

Was für ein Tag! 😀

Da wir hier so gut wie kein Internet haben gibts die Bilder und Karte leider erst morgen. Flo meint noch: Wir sind müde des Grauens! 😀

Tagesmotto
Flo: Ich hätte den Serben-Polizei-Dude gepaddelt, wenn er uns den Stempel verwehrt hätte!!
Julian: Bürokratie des Grauens!

Tagesstatistik
Distanz: 55.1KM
Zeit: 9h07min
Zeit in Bewegung: 6h36min

Tag 20

Dobar dan,

Ich übe bereits die Begrüssung auf Kroatisch, da heute tatsächlich die letzte Übernachtung in Ungarn ansteht. Morgen werden wir den Teil der Donau erreichen, welcher die Grenze zwischen Serbien und Kroatien bildet… Dies sind bereits die Länder Nummer 5 und 6 auf unserer Reise! Wir freuen uns bereits auf die ersten Cevapcici!

Nun aber genug mit der Geografie-Lektion und auf zum Wesentlichen – der heutige Tag:
Heute Morgen habe ich ein wohlgehütetes Geheimnis von Schülä gelüftet! Ich habe mich immer gefragt, wie der «Cheib» es schafft, bis um 14:00 Uhr zu paddeln, ohne etwas zu essen, während ich nach einer Stunde schon nach meinem Proteinriegel lechze…?! Die Lösung ist ganz einfach: Milch! Da schlürft der Lümmel doch morgens noch bevor wir jeweils aufbrechen ganze 2 Gläser Milch mit Nesquik! Da Milch bekanntlich stark macht, habe ich diese Technik direkt mal für mich kopiert 😊.

Einschub Julian: Es waren heute ausnahmsweise 2 Gläser, weil ich gestern in der, wortwörtlichen, Hitze des Gefechts, doch tatsächlich vergessen habe unser Red Bull für heute Morgen zu kaufen! Sonst gibt’s nämlich nur ein Glas. Und übrigens: Milch macht müde Männer munter! 😊

Nach dem Einwassern um ca. 09:20 zeigte sich die Donau von ihrer besten Seite – mittlere Strömung und ein leichter Gegenwind, welcher uns trotz 33 Grad (auf dem Wasser wohl noch etwas mehr) kühl hielt. Wir konnten also die ersten 12KM ziemlich zügig hinter uns bringen. Zu diesem Zeitpunkt musste ich allerdings eingestehen, dass auch die «Schülä’sche-Ernährung» in Form von 2 Gläsern Nesquik meinen Hunger nach exakt einer Stunde auf dem Wasser nicht beeinflusste… Ich habe also bei Julian eine Riegel-Pause beantragt… Ich habe halt einfach oft Hunger, Milch hin oder her… Du bist der Bauch! 😊

Obwohl die Strömung und der Wind noch immer gut mitspielten, ging es mit diesem Tag von nun an drastisch bergab. Wir haben verzweifelt nach einem Platz gesucht, an dem wir kurz an Land gehen können, um unsere Kräfte neu zu sammeln. Man muss hier erwähnen, dass zwischenzeitlich das Wasser zu verlassen wichtig ist für uns, um langfristig bei Kräften zu bleiben. So kann man in Ruhe etwas trinken, essen, Sonnencreme nachlegen oder einfach mal wieder die Glieder ausstrecken ohne auf der Hut vor Schiffen zu sein. Nachdem wir an zwei verschiedenen Plätzen von Mücken vertrieben wurden entschieden wir uns bis zum Mittag auf dem Wasser zu pausieren und dafür ein gutes Plätzchen fürs Mittagessen zu suchen…

Wir waren bereits ziemlich abgekämpft als wir um ca. 13:30 endlich einen Platz fanden, der vom Fluss aus nach einer Chance auf mückenfreie Erholung aussah! Es stellte sich heraus, dass dies eine, vor kurzem noch überschwemmte, Wiese war und somit standen wir zuallererst mal bis zum Knöchel im Morast. Dreck kann man abwaschen, darum war dies kein Grund den potenziell mückenfreien Platz zu verlassen. Wir trugen also unsere sieben Sachen etwas weiter weg vom Ufer (natürlich durch den Morast) und setzten uns auf ein Stück trockene Wiese… Es hat keine 10 Sekunden gedauert, bis wir von einem riesigen Schwarm Mücken überfallen wurden. Wir versuchten also die Plage mit Antibrumm zu bekämpfen, was auch teilweise Erfolg zeigte und so konnten wir endlich unser Mittagsmahl beginnen! Die folgende Situation ist ganz klar mit Murphy’s Gesetz zu beschreiben, denn alles das schiefgehen kann, wird auch schiefgehen: Wir sassen also da, dreckig, verschwitzt und mit Mücken übersäht und bissen beide gleichzeitig in unser Brötli… Das Ding war trocken wie Sau! Wir haben uns nur angesehen und sind beide in eine Mischung aus Heul- und Lachkrampf verfallen 😊.

Nach diesem desaströsen Mittagserlebnis hatten wir wohl unser Pech für den Tag eingezogen. Der Rest des Tages verlief demnach ohne Probleme und wir konnten in Baja sehr nahe an unserer Unterkunft anlanden. Für unsere heutigen Strapazen werden wir morgen mit einem Einwassern direkt am hoteleignen Bootssteg belohnt!

Tagesmotto
Flo: Wenn Murphy’s Law zuschlägt – nimm es mit Humor (siehe Foto von Paddel-Vogel!)
Julian: Morgen geht’s den Mücken mit 3 Flaschen ungarischem Antibrumm an den Kragen

Tagesstatistik
Distanz: 54.7KM
Zeit: 7h54min
Zeit in Bewegung: 6h47min

Tag 19

Hello Partypeople,

Heute morgen mussten wir unsere schöne, aber in Mückenhausen stehende, Supervilla wieder verlassen und sind gegen 0900Uhr eingewassert. Wir durften, zum Glück, feststellen, dass die Mücken tagsüber massiv weniger aggressiv sind, als sie es Abends sind. Da ich ja sowieso dafür bekannt bin, die Viecher anzuziehen, habe ich gestern nach der Dusche quasi in Antibrumm gebadet, genützt hat es allerdings herzlich wenig. 🙁 Die Dinger haben mich sogar durch das T-Shirt durch gestochen, alleine auf dem Rücken habe ich 6 Stiche. Natürlich versuche ich, wie mir geraten wurde, mich nicht zu kratzen. Wenn ich es aber tun würde, würde ich es vmtl wie in diesem Video bei Minute 2:16 tun 😉

Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, brachte ich das Lied, nachdem ich es einmal vor mich hergesummt hatte, nicht mehr aus dem Kopf und es verfolgt mich natürlich jetzt noch. 😉

Die erste Pause haben wir dann nach rund 14KM gemacht. Da Flo in Budapest seinen Bart gestutzt hat, wollte er wohl mal wieder ein paar Hobo-Punkte sammeln, die Pause haben wir nämlich unter einer Brücke gemacht. Es war schattig und mehr oder weniger mückenfrei. 🙂

Einschub Flo: Wir wissen ja, dass Julian klare Vorstellungen hat wenn es um Pausenplätze geht. Ich war also sehr froh, dass ich unter der Brücke meinen wohlverdienten Proteinriegel verspeisen durfte 🙂

Die Suche nach dem Mittagspausenplätzchen haben wir dann doch etwas ernster genommen und nachdem ich zwei mehr oder weniger gute Plätzchen abgelehnt hatte, haben wir dann gegenüber des Städtchens Dunaföldvàr die Mittagspause gemacht. Bis dahin hatten wir bereits 26 von unseren heute geplanten 55KM zurückgelegt.

Weiter ging es dann durch die schöne Beckenlandschaft von Ungarn und Flo und ich mussten feststellen, dass die Donau hier tatsächlich etwas mehr Strömung hat, als wir es auch schon erlebt haben. Allerdings begleitete uns auch heute wieder, mehr oder weniger den ganzen Tag, unser “guter” alter Freund der Gegenwind. 😐

Flo hat bei dieser Gelegenheit gleich zwei neue Fortbewegungsarten auf dem SUP entwickelt. Eine davon nennt sich Knee-Down-Paddle (KDP) und die andere ist die, die wir auch auf dem Stausee bereits angewendet haben… Das sitzende Paddeln. Natürlich müssen wir aber auch die Vorteile des Winds ganz klar herausstreichen: Man schwitzt massiv weniger (sozusagen luftgekühlt) und es hat (fast) keine Mücken, was natürlich auch sehr nett ist.

Die KM flossen aber doch nur sehr zäh dahin und wie wenn das nicht schon genug gewesen wäre, fand sich auch noch ein Sportbootdepp der es lustig fand vor uns Wellen zu generieren, sodass wir neben dem Wind auch noch mit ein paar Wellen kämpfen durften. Auf den letzten 5KM verliess uns dann unser “Glück” auch noch und wir durften den Rest noch in brütender Hitze und ohne die kleinse Brise fertigpaddeln.

Das Einkaufen haben wir dann gleich beim Appartement-Suchen erledigt, da der Laden sowieso nur noch bis 1830 offen gehabt hätte. Die letzte Übernachtungsmöglichkeit, die wir in Paks gefunden haben, ist aber leider irgendwo am Berg der Stadt, sodass wir unsere geliebten Boards doch noch ein ganzes Stückchen schleppen durften. Flo meinte dann zwischenzeitlich, dass falls er umkippen sollte, es daran liegt, dass ihm die Trageriemen die Halsschlagader abdrücken… Zum Glück ist aber nichts passiert und wir sind wohlbehalten angekommen. 🙂

Tagesmotto
Florian: Stolzer Sitz-Paddler!
Julian: Probiers mal mit Gemütlichkeit!

Tagesstatistiken
Distanz 54.7KM
Dauer 8h31min
Zeit in Bewegung 6h46min

Tag 18

Helló aus dem mückenverseuchten Rácalmás!

Heute Morgen haben wir nicht nur Abschied von Michèle und Nici genommen, sondern haben auch die dritte Hauptstadt auf unserem Trip hinter uns gelassen. Wir haben Budapest mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen – auf der einen Seite war die Zeit mit den Mädels grossartig, auf der anderen Seite hatte die Grossstadt, zumindest für diesen Trip, auch Schattenseiten für uns….

Wir haben 2 Nächte in einem grossen Hotel logiert, welches leider nur als Massenabfertigung bezeichnet werden kann. Gerade nach den vergangenen 2 Wochen, in welchen wir vorwiegend in abgelegenen Gebieten unterwegs waren und auch übernachtet haben, war dies nicht gerade eine erfrischende Erfahrung. Vor Allem das Frühstück heute Morgen hat mir mal wieder gezeigt, warum ich solche Hotelanlagen hasse: Hunderte Leute, die sich 3x mehr Frühstück auftun als sie in einer ganzen Woche essen könnten… Da ich sowieso allein war, habe ich mich nach einer halben Schüssel Müesli schnell wieder verdrückt. Im Anschluss daran war ich an der Tankstelle einkaufen – mit der geringen Ausbeute eines einzigen Brötlis… Mehr hatten sie nicht mehr da ☹. In dieser Zeit haben die Mädels gepackt und Julian war im Shopping-Center und hat sein neues Handy besorgt (Details gibt’s morgen).

Um ca. 10:00 konnte es losgehen und wir haben unsere sieben Sachen zur Einwasserungsstelle getragen (danke nochmal Nici und Michèle fürs Tragen helfen!). Nach einem herzlichen Abschied ging es für uns los um unsere morgendliche Aufgabe zu bewältigen: Die circa 12KM Budapester Stadtgebiet hinter uns bringen. Wir hatten uns bereits auf die eine oder andere Schwierigkeit eingestellt, da heute Morgen Bergungsarbeiten für das verunglückte Schiff stattfanden. So waren wir wenig überrascht, dass die Brücke bei der Bergungsstelle mit Schaulustigen überschwemmt war! Eventuell sind wir sogar auf einigen Video-Aufnahmen von lokalen News-Sendern zu sehen!

Wir haben dann auch noch persönlich Bekanntschaft mit der Flusspolizei gemacht, welche uns mitteilte, dass der komplette Abschnitt der Donau «closed area» sei. Wir waren froh, dass wir ganz am Rande des Flusses weiter SUPen durften. Einige Minuten später stoppte uns das nächste Flusspolizei-Boot und wollte unsere Schwimmwesten sehen… Julian war sehr froh, dass er die Strapazen in Dürnstein auf sich genommen hatte und dadurch seine Weste auch vorzeigen konnte! 😊

Die «closed area» (Ich habe übrigens zuerst «ghost area» verstanden… etwas makaber ich weiss!) war für unser Vorankommen durch Budapest sehr hilfreich. Wir konnten quasi das ganze Stadtgebiet hinter uns bringen, ohne erwähnenswerten Schiffsverkehr! Etwas weiter flussabwärts konnten wir auch einige Schiffe sehen, die vor Budapest vor Anker lagen, da sie wohl die Aufhebung der Sperrung abwarteten.

Kurz vor der ersten Pause wurden wir noch einmal ziemlich heftig geängstigt, als ein riesiger Fisch direkt zwischen uns aus dem Wasser sprang. Wir waren uns anschliessend beide einig, dass es sich dabei um einen Monster-Wels gehandelt haben muss! (Das war er!)

Aufgrund der grossen Hitze setzten wir unsere Mittagspause heute etwas früher an und genossen unser karges Mahl: 2 Snack-Würstli, ein halbes Brötli und Rittersport. Julian tat sich an der «weissen Voll-Nuss» gütlich und liess sich nicht durch die flüssige Konsistenz der Schokolode beirren! Als er die Reste der Schokolade notgedrungen von seinen Fingern leckte meinte er ganz trocken: «Meine Hände schmecken nach einer Mischung aus Schoki, Sonnencreme, Antibrum, Schweiss und Handschuh-Gestank»…mmmm lecker!! 😊.

Der Nachmittag zog sich aufgrund der frühen Mittagspause ziemlich in die Länge. Die Hitze und der konstante Gegenwind machten vor Allem mir stark zu schaffen! Zu einer besseren Verfassung trug auch die unterbrochene Pause im Schatten nicht bei… Wir wurden ein weiteres Mal gnadenlos von einem Stechmückenschwarm überfallen!

Als wir es nach einer langen Etappe an unser Tagesziel geschafft hatten, versuchte ich auf Google-Maps unsere Unterkunft zu finden – natürlich mit geschultertem Gepäck und Board… Weil effizient undso! Als wir ein weiteres Mal von Mücken attackiert wurden gaben wir wohl ein komisches Bild ab: Zwei Männer, voll bepackt, die durch die Strassen irren und wild mit den Händen um sich schlugen!

Einschub Julian: Wir haben heute übrigens eine ganze Villa, die für bis zu 10 Personen ausgelegt ist, gemietet. Natürlich stehen auch eine entsprechende Anzahl Schlafzimmer zur Verfügung. In der Galerie könnt ihr sehen, für welches Flo sich entschieden hat! Wir nennen es das Tinkabelle-Mumu-Zimmer. 😉

Wir haben in der Zwischenzeit erfahren, dass die Mückenplage wohl durch das, sich langsam zurückziehende, Hochwasser zu erklären ist. Selbst für die hier ansässigen Ungaren scheint es in diesem Ausmass ungewöhnlich zu sein… Ich hoffe dieser Blog-Eintrag wird gewürdigt, denn er hat mir circa 245 Mückenstiche eingebracht :P.

Tagesmotto
Flo: Es ist eine «closed zone», keine «ghost zone»… Sowas sagt man nicht!
Julian: Mücken des Grauens!
Tagesstatistik
Distanz: 65.2KM
Zeit: 8h29min
Zeit in Bewegung: 6h57min