Tag 12

Szia allerseits!

Unser heutiges Etappenziel war Gönyü, wo wir nach einem sehr intensiven Paddel-Tag angekommen sind. Hier bildet die Donau die Grenze zwischen der Slowakei und Ungarn und wir haben uns zum ersten, aber nicht zum letzten, Mal auf unserem Trip auf ungarischem Boden niedergelassen. 😊

Nachdem wir uns gestern geschont hatten, mit einer sehr kurzen Etappe, standen heute wieder über 60KM auf dem Programm. Ihr fragt euch vielleicht, wieso wir die Länge der Tagesstrecke so ungleichmässig wählen… Die Antwort darauf ist leicht: Es geht meist nicht anders… Aufgrund der Verfügbarkeiten der Unterkünfte müssen wir teilweise sehr flexibel sein. Gerade heute stand ein solch «einsamer» Abschnitt an, da wir den grössten Teil der Etappe auf dem alten Arm der Donau verbrachten, welcher zu 95% von Wäldern und Sümpfen gesäumt ist.

Heute Morgen haben wir im Hotel direkt beim Stauwehr «Cunovo» gefrühstückt – obwohl es etwas übertrieben ist dies Frühstück zu nennen, da wir quasi alles Brot, Aufschnitt und Käse zu Mittagessen (Sandwiches) umfunktioniert haben. Das Einzige was übrig blieb, war eine Schüssel Kelloggs für jeden… So ging es also circa 09:15 ans Einwassern, ohne richtig gestärkt zu sein.

Unsere Einwasserungsstelle lag ca. 10KM vor dem (vorerst) letzten Stauwehr. Bis zum nächsten & letzten Stauwehr, dem Eisernen Tor, sind es dann noch 900KM. Somit waren wir hoch motiviert diese letzte Hürde (so dachten wir) zu nehmen. Interessanterweise wurde dieses Stauwehr nie in Betrieb genommen und unsere Strecke führte uns daran vorbei über ein sogenanntes Steinwurfwehr (siehe Fotos). Dieses konnte leicht umtragen werden und war schon über einen Kilometer vorher zu hören.

Als dieser Abschnitt geschafft war, hofften wir auf Strömung wie wir sie zwischen Wien und Bratislava in den Donau-Auen geniessen durften. Die Hoffnung starb mal wieder und unsere treuen Leser werden bereits erahnen was das heisst… Stausee! Wer mit dem Flachsee, wie der Teil der Reuss oberhalb von Bremgarten genannt wird, vertraut ist, kann sich eine Vorstellung davon machen, wie die nächsten 30 Kilometer unserer Tagesetappe ausgesehen haben!

Wir versuchten es mit Fassung zu tragen und riefen uns nochmal in Erinnerung, dass wir uns das Alles selbst eingebrockt haben 😊. Dieser Erkenntnis zum Trotz waren wir etwas verstimmt, das die Natur heute wirklich all ihre Register gegen uns zog: Zuerst war es lediglich die brütende Hitze welche uns zu schaffen machte, als wir allerdings gegen 11:30 eine Pause am Ufer einlegen wollten, entsandte Mutter Natur ihre Schergen in der Form eines riesigen Stechmücken-Schwarms… Da Julian vor mir auswasserte und wie vom Affen gebissen (oder von der Mücke gestochen) wieder auf sein SUP zurücksprang, konnte ich mich ziemlich unbehelligt auch wieder davon machen. Die Konsequenz war, dass wir uns auf unseren Boards neu mit Sonnencreme und Flüssigkeit versorgen mussten. (Einschub Julian: Da die Plagegeister mich auch nach dem vorschnellen Ablegen von unserem ins Auge gefassten Pausenplätzchen nicht in Ruhe lassen wollten, hat Flo mich doch tatsächlich im wahrsten Sinn des Wortes gepaddelt! 😉)

Wir kämpften uns durch bis ca. 13:30 als wir am Ufer der alten Donau tatsächlich ein Restaurant entdeckten. Wir gönnten uns kalte Getränke und unsere Sandwiches, welche aufgrund unserer Verfassung wie Rindsfilets schmeckten. 😊

Frisch gestärkt widmeten wir uns dem zweiten Teil unserer Etappe und waren guter Dinge, da wir nach eigenen Berechnungen nur noch 8KM Stausee vor uns hatten, bevor der alte Arm der Donau wieder in den Hauptstrom fliesst. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt… Mutter Natur war für heute noch nicht fertig mit uns! Ziemlich plötzlich setze ein heftiger Gegenwind ein, welcher uns zwischenzeitlich sogar zwang auf den Knien zu paddeln, da der Windwiderstand stehend einfach nicht zu meistern war. Ein Stand-up-Paddler der gezwungen ist auf seinem Brett zu knien, wird definitiv in seinem Stolz verletzt!

Man könnte meinen dies war genug Bestrafung für unseren lockeren Tag gestern… Aber weit gefehlt! Neben der Donau wachsen tausende Bäume (Ich glaube es sind Weiden…Papa Peter wird’s wissen!), welche weisse fliegende Samen abwerfen. Diese hat es uns so nebenbei noch ins Gesicht gefegt, was uns zwang im Minutentakt das Paddeln zu unterbrechen und unser Gesicht zu kratzen oder zu niessen! Julian meinte dazu «Ich weiss nicht was schlimmer ist – das Jucken im Gesicht, oder meine müffelnden Handschuhe zu riechen, wenn ich mich kratze!»

Diese Situation zog sich durch bis circa 15km vor dem Ziel, wobei wir vorher noch eine weitere Pause abbrechen mussten, weil das Mückenaufkommen einfach zu heftig war. Ab da konnten wir den Rest der Etappe ohne grössere Zwischenfälle beenden.

Es war ein sehr harter Paddel-Tag und umso besser ist das Gefühl nun die wohlverdiente Abendruhe anzutreten.

Bis glii! Flo

Tagesmotto
Flo: Vergiss nie wieder deinen Proteinriegel in den tiefen deines Night-Bags!!
Julian: Nicht mal Flo ist vor slowakischen oder ungarischen Mücken gefeit!

Tagesstatistik
Distanz 63.2km
Zeit 9h03min
Zeit in Bewegung 7h20min

Tag 11

Dobry den,

Nach einer sehr erholsamen letzten Nacht in Mitteleuropa, sind wir heute Morgen, etwas später als gewohnt, um ca. 1000Uhr in Hainburg an der Donau eingewassert. Da uns die letzten zwei Tage mit den Stauwehren und Schleusen-Dudes doch etwas Nerven gekostet haben, haben wir beschlossen heute eine etwas kürzere Tour zu wählen und sind ‘nur’ ca. 40KM bis hinter Bratislava gesupt.

Dank der schönen Strömung in den Donauauen hinter Wien, ging es auch heute wieder relativ flott vom Paddel, sodass wir nach ca. 45min bereits die ersten 10KM unserer Tagesetappe hinter uns hatten. Wir haben dann nochmal gewehrweist, wann der Twin City Liner wohl vorbeikommen mag und beschlossen, dass wenn er kommt, er uns (sofern er sich an den Fahrplan hält) entgegenkommen müsste. Da wir so gut vorangekommen waren und die Strecke nicht ganz so übersichtlich war, haben wir uns dazu entschlossen in den schönen Donauauen anzulegen um eine erste Pause zu machen. Flo hat dazu extra einen alten Baumstamm ausgemacht, auf dem wir uns platzieren wollten. Das Ufer war relativ flach und das Anlanden funktionierte sehr gut. Verwöhnt und leichtsinnig geworden durch die gute Strömung und den schönen Start haben wir die Boards ein bisschen an Land gezogen, sodass sie vor den Wellen sicher sind (oder es sein sollten).

Gerade als wir uns auf den Baum gepflanzt haben, kam dann von unten ein Ausflugsschiff. Wir schauten ihm zu wie es sich gegen die Strömung abmühte und dann tauchte doch tatsächlich der Twin City Liner auf. Während wir uns beide darüber freuten, dass wir dem Ding nicht auf dem Wasser begegnen mussten, fuhr er an uns (und dem Ausflugsschiff) vorbei und wir verglichen noch die Geschwindigkeit während das letzte Geschenk des City Liners auf unsere Boards zurollte… Unser Leichtsinn wurde angemessen bestraft und ich musste doch tatsächlich bis zu den Knien ins Wasser sprinten um die Boards davor zu bewahren die Reise ins Schwarze Meer alleine fortzusetzen. Und das obwohl ich ja bekannt dafür bin, keine nassen Füsse zu mögen. 😉 Das Tolle war aber vor Allem, dass ich jetzt ein gefühltes halbes Moor in meinen Schuhen mittrug.

Nach dem teilweisen Saubermachen unserer Boards sind wir dann wieder weiter und ein bis zwei Kurven weiter waren wir dann auch schon in Bratislava. Im Gegensatz zu Wien präsentierte sich die Stadt leider nicht so SUP-freundlich, da die Boote auf beiden Seiten verteilt angelegt hatten und die Fahrrinne, just in dem Augenblick als wir sie passieren wollten, natürlich auch noch besetzt war. Hat uns aber natürlich alles nicht schrecken können und wir paddelten nach dem obligaten Fotoshooting flugs weiter. (Einschub Flo: Da hat sich doch tatsächlich ein SUPer vor meine Linse gedrängt, als ich den «perfect shot» von Bratislava machen wollte!)

Da die Donau hier, wie vielleicht bereits gesagt (man kann es aber auch einfach nicht genug betonen 😉), eine nette Strömung aufweist beschlossen wir hinter Bratislava mal unsere obligate Bananenpause einzuschieben. Anschliessend gings nochmal 10KM bis zu unserem Mittagsplätzchen, das malerisch an der Donau gelegen, heute sogar mit Bänkchen und Tischen aufwartete. Die Boards haben wir dann sicherheitshalber auch mal gleich an Land gezogen. 😊

Nach einer längeren Mittagspause nahmen wir dann den letzten Abschnitt noch in Angriff und merkten, dass es bereits gar keine 10, sondern nurmehr 8KM «to go» waren. Durch den Stausee gings dann doch auch erstaunlich flott und wir konnten um ca. 1500Uhr im Hotel bereits einchecken.

Jetzt sitzen wir hier also draussen an einer Strandbar und schreiben den Blogeintrag und die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir ihn noch vor dem Abendessen online stellen können und somit einen freien Abend geniessen dürfen.

Ach ja, gestern hat mich noch die neumodische Technik von unserem Hotel überrumpelt: Ich hatte die Uhr, mit der wir unsere Distanzen aufzeichnen nach dem Duschen zum Laden an den Strom gehängt und bin dann mit Flo Einkaufen gegangen. Bei dem Hotel funktionieren die Steckdosen aber nur, wenn die Schlüsselkarte in der dafür vorgesehenen Öffnung steckt, daher sind wir heute Morgen leider mit nur 25% Akku gestartet, was bis kurz vor unser Mittagsplätzchen reichte, daher haben wir heute leider keine Karte für euch. 😐 Ihr wisst ja, mit Technik kann ich nicht so gut. 😉

Tagesstatistik
Distanz ca. 40 km
Zeit ca. 5h
Zeit in Bewegung vielleicht 3.5h?

Tagesmotto
Florian: Sofern du mit einem «Twin City Liner» zu rechnen hast, dann ziehe dein Board komplett ans Ufer!
Julian: Strömung ist halt schon eine tolle Sache!

Tag 9& 10

Tag 9 & 10

Hallöchen zusammen,

Da der gestrige Blogeintrag einzig der Schwimmwesten-Story gewidmet war, folgen nun wie versprochen Tag 9 (Sonntag) und Tag 10 (Montag). Zuerst aber noch ein kleiner Nachtrag meinerseits zum Samstag: Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich gut gelacht, als ich die Schwimmwesten-Story aus erster Hand gehört habe. Was Julians Erzählungen für mich noch lustiger machten war der Fakt, dass ich, während er durch die «Marillen-Hölle von Wachau» radelte, einen Abendspaziergang durch Dürnstein machte und mich an einem köstlichen Glacé gütlich tat (keine Marille…Haselnuss!). Nun aber genug der Schadenfreude… wichtig ist, dass der Sicherheit nun wieder bei uns beiden Genüge getan ist!

Der 9. Tag startete also in Dürnstein, welches erfrischend frei von Touristen war – nicht verwunderlich für einen Sonntagmorgen. Wie man es von uns kennt, hatten wir mal wieder äusserst intellektuelle Morgengespräche – das Thema diesmal: «Die Höhe der Toilette in unserer Unterkunft». Man stelle sich vor, sein morgentliches Geschäft zu verrichten, während die Beine den Boden nicht berühren und wie bei einem Kind nach unten baumeln, weil der Topf so hoch angebracht ist! Es hört sich vielleicht lustig an, kann aber tatsächlich am «Erfolg» hindern! 😊

Durch erfrischende Themen hoch motiviert starteten wir also unsere Etappe, wie könnte es anders sein, mit einem Stausee (es sollte nicht der Letzte bleiben). Nach circa 15 Kilometern legten wir eine Pause an Land ein. Wir mussten unsere wohlverdiente Bananenpause allerdings unterbrechen, als sich eine Gruppe von jungen Wilden entschied just vor unserem Pausenplatz Wakeboarding zu betreiben. Wir sind ja absolut «pro Wassersport», waren allerdings etwas verstimmt, als das Sportboot zum 4. Mal vor uns hoch und runter brauste.

Am Ende des ersten Stausees war es bereits Zeit fürs Mittagessen, nur um direkt anschliessend in den nächsten Stausee einzuwassern. Ihr wundert euch vielleicht über die vielen Berichte über Stauseen, da wir doch eigentlich auf einem Fluss SUPen… Es ist allerding so, dass dieser Abschnitt der Donau nur so von Stauwehren übersät ist – ganz zu unserem Leidwesen. Der zweite Stausee zog sich in die Länge und die ganze Angelegenheit wurde vor Allem vor dem Sportboot-Hafen in Tulln richtig lästig! Man sollte erwähnen, dass Sportboote (die Dinger die ihr wohl von Seen in der Schweiz kennt) zwar sehr klein sind, aber aufgrund der Geschwindigkeit viele Wellen generieren. Diese Wellen sind nicht wie bei grossen Schiffen hoch und rund, sondern flach und zahlreich. Als wir permanent von diesen Wellen gebremst wurden und uns die Sonne den Nacken versengte, veranschlagte Julian eine Pause, welche ich auch sehr begrüsste!

Nachdem wir uns ein wenig im Schatten ausgeruht hatten, wollten wir den Rest der Etappe in Angriff nehmen… und da passierte es: Ich hörte ein lautes *platsch* hinter mir und habe nur noch gesehen, wie Julian im Wasser liegt! Ich dachte mir direkt «DES IS DER WOOONSIN» – ich habe nicht erwartet, dass ich mich auf diesem Trip länger ohne «Reinfall» halten kann als Julian! Man muss allerdings zu seiner Verteidigung sagen, dass es echt fiese Steine direkt bei unserer Einwasserungsstelle hatte, in welchen sich seine Finne verkeilte. Erschwerend hinzu kam wohl seine Müdigkeit von der vorabendlichen Velo-Tour… 😊

Trotz aller Widrigkeiten schafften wir es gegen circa 18:30 ins Hotel in Greifenstein (kurz vor Wien). Das Hotel war ziemlich zwielichtig und massiv überteuert, aber wir waren trotzdem froh nach einem harten Tag einen Platz für die Nachtruhe zu haben.

Als Samstagabend-Programm sind wir noch per Taxi in eine Tankstelle gefahren, da es mal wieder keinen Laden in diesem Kaff hatte. Wir mussten nämlich dringend unsere Vorräte an Red Bull und weisser Voll-Nuss auffüllen!

Tagesstatistik
Distanz 59.3km
Zeit 8h58min
Zeit in Bewegung 6h58min

Heute (Montag) war der 10. Tag unserer Reise und somit Jubiläum! Wir erwachten im zwielichtigen Hotel in Greifenstein und waren froh festzustellen, dass sowohl unser Geld als auch unsere Organe über Nacht nicht geklaut wurden! Das Frühstück war passend zum Gesamteindruck eher karg und wir waren insgesamt froh von da weg zu kommen!

Da Julians Morgenroutine generell etwas länger dauert als meine, habe ich schon mal unsere Boards aus dem Keller geholt (die waren auch noch da!), sodass wir uns direkt aufmachen konnten unsere Etappe, welche uns durch Berlin führen sollte, zu starten.

Dem aufmerksamen Leser dürfte aufgefallen sein, dass hier wohl ein geografischer Fehler vorliegt! Berlin liegt natürlich nicht an der Donau! Ich kann nicht genau sagen warum, aber ich habe in den letzten Tagen stets Wien mit Berlin verwechselt. Julian meinte nach dem 10. Mal: «Das nächste Mal, wenn du es falsch sagst, wirst du gepaddelt!!», dies hat den Knoten gelöst. 😊

Entgegen unserer Erwartungen hat sich Berlin dann als sehr SUP-freundliche Stadt entpuppt. Wir konnten uns stets auf der linken Seite an der Donau-Insel entlang aufhalten. Die Insel ist ein Naherholungsgebiet der Wiener und somit grösstenteils frei von Schiffen oder Industrie. Eine sehr lustige Erfahrung war das Passieren eines schwimmenden Gymnasiums, welches sich in zwei umfunktionierten Schiffen am Ufer der Donau befindet. Es war wohl bezeichnend für einen Montagmorgen, dass die Kinder hauptsächlich damit beschäftigt waren uns zu winken statt dem Unterricht zu folgen. 😊 Am Ende von Wien überwanden wir auch noch das zehnte und letzte Wehr in Österreich. *freu*

Diese letzte Hürde markiert auch das Ende unserer Fehde mit den Schleusen-Dudes in Österreich. Der letzte Dude hat den Vogel aber noch einmal abgeschossen: Nachdem er uns widerwillig Umtragen liess (es gibt einfach keine Alternative, da wir nicht geschleust werden können), meinte er am Telefon noch, dass wir ausnahmsweise Umtragen dürfen, da momentan alle Schleusentore geschlossen sind. Uns ist nicht ganz klar ob das Öffnen eines der Schleusentore, während wir hinter dem Wehr wieder Einwassern wollten (10 Minuten später…), ein schlechter Scherz war!

Neben dem Ärger mit der Schleusenverwaltung wurden wir unfreiwillig Zeuge der Freizügigkeit der Wiener. Bereits an der Schleuse sonnte sich ein älterer Herr direkt neben dem Gehweg und gab sich nicht die geringste Mühe seinen Piepmatz zu verbergen. Im ähnlichen Stil konnten wir heute immer wieder am Ufer Fans der FKK-Bewegung beobachten. *Piepmätzer überall*

Auf der positiven Seite war zu verbuchen, dass wir nach dem letzten Stauwehr in Wien endlich mal wieder die lang vermisste Strömung geniessen durften die uns durch die schönen, aber viel befahrenen Donauauen brachte! Eben dieser Strömung war es zu verdanken, dass wir am Nachmittag sehr gut vorankamen.

Seit einiger Zeit verfolgen wir eine großartige Zusammenstellung eines Kanuten, welcher grosse Teile der Donau befahren hat. Aus dieser Quelle haben wir die Information, dass zwischen Wien und Bratislava der «Twin City Liner» verkehrt – ein Katamaran, welcher sehr schnell unterwegs ist und sich teilweise nicht an die Fahrrinne hält. Schlau wie ein Fuchs hat Julian die Fahrzeiten dieses Schiffs abgeklärt und wir waren somit nicht überrascht, als es uns kreuzte. Zugegeben, dass Ding war ziemlich schnell unterwegs, die vom Kanuten vorangekündigten paar Sekunden bevor er auf der gleichen Höhe ist, hat er dann aber doch nicht ganz erreicht.

Dank der guten Strömung konnten wir heute eine lange Etappe in einer guten Zeit hinter uns bringen und kamen circa 17:30 in unserer Unterkunft an… Der Kontrast zu gestern könnte nicht grösser sein und wir geniessen es in vollen Zügen! Es hat sogar Gläser auf dem Zimmer, wodurch sichergestellt ist, dass Julian seine «Gute-Nacht-Milch» nicht wieder aus einer abgeschnittenen PET-Flasche schlürfen muss 😊.

Einen guten Start in die neue Woche!

Flo

Tagesstatistik
Distanz 65.5km
Zeit 7h32min
Zeit in Bewegung 5h47min

2-Tagesmotto
Florian: Teures Hotel ist nicht gleich gutes Hotel
Julian: Nach diesem Stausee und dem nächsten Stausee ist nur noch ein Stausee übrig…

Die Story der vergessenen Schwimmweste

Salut zusammen,

Heute war ein sehr erreignisreicher Tag aber ich will euch ja die Story meiner Schwimmweste nicht vorenthalten, daher spulen wir nochmal kurz zum gestrigen Tag zurück. Wie Flo ja bereits geschrieben hat, haben wir in Spitz (ca. 13KM vor unserem Ziel Dürnheim) eine Pause gemacht, bevor wir den letzten Abschnitt in Angriff genommen haben. Nun ja, irgendwie habe ich dabei wohl meine Schwimmweste ausgezogen. Ihr habt sie vielleicht schon auf dem einen oder anderen Bild sehen können, es handelt sich um ein kleines Bauchtäschchen mit einer Kordel dran, an der man im Notfall zieht und dann öffnet sich die Schwimmweste… das Ganze kann natürlich nur funktionieren, wenn man sie auch dabei hat. Ok, ich hab sie also gestern gegenüber von Spitz in der schönen und mit Schiffen vielbefahrenen Wachau liegen lassen… Trottel! Oder wie Flo sagen würde: Dumm ist der der Dummes tut.

Wie ich also wieder zu meiner Schwimmweste gekommen bin, nachdem ich sie 13KM von unserem Nachtquartier UND auf der anderen Seite der Donau vergessen habe wollt ihr wissen? Alright, dann mal los:
1830 ich erkundige mich beim Restaurantpersonal wie lange die Fähre normalerweise fährt – es heisst bis 1800 (?)
1840 Flo und ich laufen ans Ufer runter, da wir die Fähre immernoch hin und her gondeln sehen und auch noch Leute an der Fährstation stehen
1845 Die Fähre kommt und ich setze mich einfach mal zu den Fahrradfahrern dazu Kosten €2.70
1850 Der solarbetriebenen Fähre geht der Strom mitten im (Achtung Wortspiel) Strom aus. Panik bricht unter den 7 Passagieren aus, alle rennen durcheinander, die Hunde fangen an zu jaulen und über uns kreisen bereits die Geier…
1855 ok, war vielleicht ein bisschen übertrieben. Der Strom ist aber tatsächlich ausgefallen und der Fährmann muss den Ersatzmotor anschmeissen, damit wir das letzte Stückchen ans Ufer noch schaffen
1900 Die Fähre legt an und die Passagiere steigen aus, ich frage den Fährmann, wie man wohl am besten an den Fähranleger gegenüber von Spitz kommt
1905 es stellt sich heraus, dass es (anscheinend) auf dieser Seite des Tals keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Der Fährmann schätzt die Distanz auf ca. 15KM und meint wenn ich laufe brauche ich ca. 3h
1910 es stellt sich heraus, dass es einen Fahrradverleih gibt und der Fährmann noch ca. 30min warten muss, bevor er die, für heute letzte, Fahrt Richtung Dürnstein antritt (Batterie muss wieder geladen werden)
1912 ich stehe vor so einem neumodischen Fahrradding das man via App oder Hotline buchen muss *würg* das Handy bereits am Ohr fummel ich ein wenig an dem Zahlenschloss herum und siehe da… es öffnet sich… Gratis Fahrrad denke ich mir? Ich werfe panische Blicke um mich, ob mich jemand beobachtet
1913 es war stärker als ich… ich sitze also auf dem super instand gehaltenen, 3gängigen Damenrad mit Körbchen vor mir und trete in die Pedale
1919 die KM fliegen an mir vorbei und die Fliegen mir in den Mund… dabei hatte ich doch schon was zu essen…
1921 es ist passiert: ich hab eine Fliege im rechten Auge und während ich versuche das Ding aus dem Auge zu grübeln verschlucke ich eine zweite
1922 kurze Atempause um die Viecher aus dem Auge und der Luftröhre zu kriegen
1923 weiter gehts… die KM fliegen wieder…
1935 treffe (völlig ausser Puste) am Fähranleger gegenüber von Spitz ein und beginne das Ufer langsamer abzufahren um unseren Pausenplatz nicht zu verpassen
1936 Schwimmweste gefunden, Foto an Flo geschickt, Uhrzeit geprüft, überlegt ob der Fährmann wohl noch da ist, Entscheidung getroffen; es geht im gleichen Tempo zurück
1940 entscheide mich diesmal die Hauptstrasse statt dem Weg durch die Marillengärten zu nehmen (weniger Viecher)
1943 verfluche meine vorherige Entscheidung, da der Weg gerade eine grosse Steigung macht
1955 treffe in Rossatz beim Fahrradverleih ein und schliesse das Fahrrad wieder ab und laufe zum Fähranleger, leider niemand mehr dort, ich bin zu spät…
1957 laufe zum Campingplatz um etwas zu trinken zu kaufen, immernoch gut ausser Puste
1959 kaufe beim Campingplatz etwas zu trinken und frage nach der Toilette, die Dame schaut mich irgendwie komisch ein (wieso auch immer…?)
2000 verstehe den Gesichtsausdruck der Dame nachdem ich selber in den Spiegel geschaut habe: Knallrotes Gesicht gespickt mit jeder Menge schwarzer Fruchtfliegen… Ein paar davon hab ich anscheinend während des Fahrradfahrens auch schon verstrichen, sodass nur noch schwarze Striche davon übrig sind… die gehen dafür über das ganze Gesicht… sieht ein bisschen aus wie Kriegsbemalung…
2005 wieder einigermassen frisch überlege ich, wie ich jetzt nach Dürnstein komme, den Gedanken die Weste zu benutzen um damit rüber zu schwimmen verwerfe ich dann doch wieder
2010 Taxi bestellt, Wartezeit ca. 20min
2030 noch kein Taxi in Sicht, ich überlege anzurufen und beschliesse aber, dass das hier halt nicht die Schweiz ist und warte weiter
2045 bin dem Taxi entgegengelaufen, nenne mein Ziel und lasse mich, mit meiner Schwimmweste zufrieden in den Sitz sinken
2100 wieder in Dürnstein… die Story wird wohl niemand glauben…

Da die Story etwas länger ausgefallen ist als gewollt, werden wir morgen die Tage 9 & 10 bloggen und auch die entsprechenden Fotos hochstellen. Damit aber alle beruhigt schlafen gehen oder aufstehen können: uns gehts gut und wir sind wohlbehalten kurz vor Wien angekommen.

Bis morgen dann…

Tag 8

Grias eich!

Die letzte Nacht haben wir beim Bäcker geschlafen. Ein wirklich cooles Konzept welches vor allem für Julian und seine Vorlieben für «süsse Stückchen» ein absolutes Highlight war.

Dieses «Schlafen beim Bäcker» befindet sich in Ybbs, von wo wir heute morgen losgepaddelt sind. Ybbs ist eine kleine Stadt an der Donau, welche wir gestern Abend noch besucht haben, nicht nur um zu Essen, sondern um neue Strassenschuhe für Julian zu kaufen. Seine ziemlich neuen Schuhe sind ihm tatsächlich zu eng! Da wir bereits mit genügend kleineren Blessuren zu kämpfen haben, welche bei so einem Trip nicht zu umgehen sind, dachten wir uns, dass wir abgestorbene Zehen nicht auch noch auf die Liste setzen wollen!

Was bei Julian die Füsse sind, sind bei mir die Hände, welche sich inzwischen ein wenig bemerkbar machen. Ich habe also gestern eine selbstverordnete «Perskindol-Kur» gestartet, welche bereits erste Linderung bringt… Immerhin brauche ich meine Hände noch mindestens 6 Wochen fürs Paddeln und Bloggen 😊

Frisch gestärkt vom Bäcker haben wir uns also für den Tag bereit gemacht. Das einzig störende dabei für mich war, dass ich wieder in meine Wasserschuhe rein musste, welche seit gestern ziemlich heftig müffeln. Ich dachte doch zwischenzeitlich wirklich, dass ich in Katzenscheisse getreten bin, musste aber betrübt feststellen, dass es die Schuhe selbst sind… Naja, ist ja klar, dass WASSERschuhe in Zusammenhang mit Nässe direkt vermodert riechen!

Das Einwassern ging relativ flott – obwohl wir erst eine ziemlich steile Felsböschung runterklettern mussten, hatten wir schon weit schlimmere Einstiegsorte erlebt. Nach circa 45 Minuten auf dem Wasser stellten wir fest, dass es 10 Uhr war und wir somit vor exakt einer Woche unsere Reise in Voburg an der Donau gestartet hatten! Die Zeit vergeht wie im Fluge wenn man SUPed 😊.

Im Gegensatz zu gestern war heute Hochbetrieb auf der Donau. Die Schiffe kamen zu unserem Leidwesen im Minutentakt an uns vorbei. Die Schifffahrt ist prinzipiell kein Problem für uns SUPer, es ist allerdings lästig, da gewisse Schiffe ziemlich grosse Wellen verursachen. Vor der ersten Schleuse hatten wir kurzfristig das Gefühl von einem riesigen Kreuzfahrtschiff verfolgt zu werden. Wir waren allerdings unnötig paranoid, da das Ungetüm noch früh genug abdrehte um zur Schleuse zu kommen.

Das Stauwehr überwanden wir, wie gewohnt, über den alten Arm der Donau, was sich als gute Lösung für uns herausgestellt hatte. Mit dieser Taktik müssen wir uns nicht mehr mit unkooperativen Schleusen-Mitarbeitern (aka Schleusendudes) herumschlagen. Mit diesem Stauwehr haben wir das siebte von insgesamt zehn in Österreich überstanden *freu*.

Anschliessend fanden wir ziemlich schnell einen guten Mittagsplatz, sogar mit Sitzbank, welche allerdings etwas von Gestrüpp überwachsen war. Es war als ob jemand unsere Kommentare belauscht hätte, denn nach circa 10 Minuten kam ein netter älterer Herr (wohl von der Stadtverwaltung) und säuberte die Sitzbank von jeglichem Gesträuch! Einem gemütlichen Mittagessen stand nichts mehr im Weg.

Nach dem Mittag entschieden wir uns Barfuss zu SUPen (ihr erinnert euch an meine müffelnden Schuhe) um unseren Füssen etwas Luft zu gönnen. Nach einer Woche mit Schuhen war es ein komisches Gefühl, welches aber schnell verflog. Es SUPt sich halt einfach am besten mit direktem Kontakt zum Brett 😊.

Den Rest des Tages bis zur letzten Pause bei der Fähre von Spitz war es noch immer sehr voll auf der Donau. Eine weitere Beschäftigung neben dem Grossschiff-Slalom war das Jacke aus- und anziehen… Das Wetter war sehr wechselhaft geworden.

Als wir in Dürnstein angekommen waren meinte Julian so beiläufig, dass er seine Schwimmweste nicht mehr findet. Es stellte sich heraus, dass er diese bei der letzten Pause in Spitz liegen gelassen hatte… Die unfassbare Story wie er sie sich wieder beschafft könnt ihr morgen exklusiv auf diesem Blog lesen! 😊

Dürnstein ist ein sehr schönes Dorf direkt in den Berg gebaut. Anscheinend ist dieser Ort eine der bekanntesten Touristendestinationen in ganz Österreich. Wir konnten diesen Umstand problemlos bestätigen, als wir unsere Boards und Gepäck etwa 100 Treppenstufen hochtrugen – ganz zur Verwunderung der unzähligen Touristen 😊. Uns wurde sehr schnell klar, warum die Strasse, an welcher unser kleines Häuschen für die Nacht steht «Am Bergl» heisst… Hätte Julian seine Uhr nicht vorzeitig schon ausgeschaltet, hätten wir heute in der Tagesstatistik auch noch die Höhenmeter ausweisen können.

Als Abschluss für heute eine kleine Geschichtsstunde mit Prof. Flo: Im Schloss Dürnstein wurde der englische König Richard Löwenherz im 12 Jhdt. gefangen gehalten.

Tagesmotto
Flo: Lass deine Füsse ab und an die frische Luft!
Julian: Zieh deine Schwimmweste bei der Pause nie mehr aus!

Tagesstatistik
Distanz 51.2km
Zeit 6h22min
Zeit in Bewegung 4h33min