Szia allerseits!
Unser heutiges Etappenziel war Gönyü, wo wir nach einem sehr intensiven Paddel-Tag angekommen sind. Hier bildet die Donau die Grenze zwischen der Slowakei und Ungarn und wir haben uns zum ersten, aber nicht zum letzten, Mal auf unserem Trip auf ungarischem Boden niedergelassen. 😊
Nachdem wir uns gestern geschont hatten, mit einer sehr kurzen Etappe, standen heute wieder über 60KM auf dem Programm. Ihr fragt euch vielleicht, wieso wir die Länge der Tagesstrecke so ungleichmässig wählen… Die Antwort darauf ist leicht: Es geht meist nicht anders… Aufgrund der Verfügbarkeiten der Unterkünfte müssen wir teilweise sehr flexibel sein. Gerade heute stand ein solch «einsamer» Abschnitt an, da wir den grössten Teil der Etappe auf dem alten Arm der Donau verbrachten, welcher zu 95% von Wäldern und Sümpfen gesäumt ist.
Heute Morgen haben wir im Hotel direkt beim Stauwehr «Cunovo» gefrühstückt – obwohl es etwas übertrieben ist dies Frühstück zu nennen, da wir quasi alles Brot, Aufschnitt und Käse zu Mittagessen (Sandwiches) umfunktioniert haben. Das Einzige was übrig blieb, war eine Schüssel Kelloggs für jeden… So ging es also circa 09:15 ans Einwassern, ohne richtig gestärkt zu sein.
Unsere Einwasserungsstelle lag ca. 10KM vor dem (vorerst) letzten Stauwehr. Bis zum nächsten & letzten Stauwehr, dem Eisernen Tor, sind es dann noch 900KM. Somit waren wir hoch motiviert diese letzte Hürde (so dachten wir) zu nehmen. Interessanterweise wurde dieses Stauwehr nie in Betrieb genommen und unsere Strecke führte uns daran vorbei über ein sogenanntes Steinwurfwehr (siehe Fotos). Dieses konnte leicht umtragen werden und war schon über einen Kilometer vorher zu hören.
Als dieser Abschnitt geschafft war, hofften wir auf Strömung wie wir sie zwischen Wien und Bratislava in den Donau-Auen geniessen durften. Die Hoffnung starb mal wieder und unsere treuen Leser werden bereits erahnen was das heisst… Stausee! Wer mit dem Flachsee, wie der Teil der Reuss oberhalb von Bremgarten genannt wird, vertraut ist, kann sich eine Vorstellung davon machen, wie die nächsten 30 Kilometer unserer Tagesetappe ausgesehen haben!
Wir versuchten es mit Fassung zu tragen und riefen uns nochmal in Erinnerung, dass wir uns das Alles selbst eingebrockt haben 😊. Dieser Erkenntnis zum Trotz waren wir etwas verstimmt, das die Natur heute wirklich all ihre Register gegen uns zog: Zuerst war es lediglich die brütende Hitze welche uns zu schaffen machte, als wir allerdings gegen 11:30 eine Pause am Ufer einlegen wollten, entsandte Mutter Natur ihre Schergen in der Form eines riesigen Stechmücken-Schwarms… Da Julian vor mir auswasserte und wie vom Affen gebissen (oder von der Mücke gestochen) wieder auf sein SUP zurücksprang, konnte ich mich ziemlich unbehelligt auch wieder davon machen. Die Konsequenz war, dass wir uns auf unseren Boards neu mit Sonnencreme und Flüssigkeit versorgen mussten. (Einschub Julian: Da die Plagegeister mich auch nach dem vorschnellen Ablegen von unserem ins Auge gefassten Pausenplätzchen nicht in Ruhe lassen wollten, hat Flo mich doch tatsächlich im wahrsten Sinn des Wortes gepaddelt! 😉)
Wir kämpften uns durch bis ca. 13:30 als wir am Ufer der alten Donau tatsächlich ein Restaurant entdeckten. Wir gönnten uns kalte Getränke und unsere Sandwiches, welche aufgrund unserer Verfassung wie Rindsfilets schmeckten. 😊
Frisch gestärkt widmeten wir uns dem zweiten Teil unserer Etappe und waren guter Dinge, da wir nach eigenen Berechnungen nur noch 8KM Stausee vor uns hatten, bevor der alte Arm der Donau wieder in den Hauptstrom fliesst. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt… Mutter Natur war für heute noch nicht fertig mit uns! Ziemlich plötzlich setze ein heftiger Gegenwind ein, welcher uns zwischenzeitlich sogar zwang auf den Knien zu paddeln, da der Windwiderstand stehend einfach nicht zu meistern war. Ein Stand-up-Paddler der gezwungen ist auf seinem Brett zu knien, wird definitiv in seinem Stolz verletzt!
Man könnte meinen dies war genug Bestrafung für unseren lockeren Tag gestern… Aber weit gefehlt! Neben der Donau wachsen tausende Bäume (Ich glaube es sind Weiden…Papa Peter wird’s wissen!), welche weisse fliegende Samen abwerfen. Diese hat es uns so nebenbei noch ins Gesicht gefegt, was uns zwang im Minutentakt das Paddeln zu unterbrechen und unser Gesicht zu kratzen oder zu niessen! Julian meinte dazu «Ich weiss nicht was schlimmer ist – das Jucken im Gesicht, oder meine müffelnden Handschuhe zu riechen, wenn ich mich kratze!»
Diese Situation zog sich durch bis circa 15km vor dem Ziel, wobei wir vorher noch eine weitere Pause abbrechen mussten, weil das Mückenaufkommen einfach zu heftig war. Ab da konnten wir den Rest der Etappe ohne grössere Zwischenfälle beenden.
Es war ein sehr harter Paddel-Tag und umso besser ist das Gefühl nun die wohlverdiente Abendruhe anzutreten.
Bis glii! Flo
Tagesmotto
Flo: Vergiss nie wieder deinen Proteinriegel in den tiefen deines Night-Bags!!
Julian: Nicht mal Flo ist vor slowakischen oder ungarischen Mücken gefeit!
Tagesstatistik
Distanz 63.2km
Zeit 9h03min
Zeit in Bewegung 7h20min