Tag 14

Lieber Nordwind,

Wir sind zwei Stand up Paddler, welche heute ihre 14. Etappe auf dem Weg von Mellingen ins Meer absolviert haben. Wir sind morgens in Kaiserswerth gestartet und haben 55km auf dem Rhein bis kurz vor Wesel zurückgelegt.
Aber warum erzähle ich dir das eigentlich? Du weisst schliesslich genau über uns Bescheid, da du uns den ganzen Tag heimgesucht hast!! Wie du dich heute in den Vordergrund gedrängt hast, war absolut nicht die feine englische Art. Du hast die heutige Etppe für uns zu einer der härtesten bisher gemacht! Für die Zukunft wünschen wir uns, dass du deiner Schwester Südwind auch mal den Vortritt lässt. Ab Freitag dann bitte deinen Cousin Ostwind nach Holland schicken… Sonsts “klatschts”, aber keinen Beifall!

Wir verbleiben mit freundlichen Grüssen und hoffen auf eine baldige Umsetzung unserer Forderungen!

Flo “Rheinquerer”
Schülä “der mit den Wellen tanzt”

Liebe Freunde,

Wie ihr unserem Antrag an den Nordwind entnehmen könnt, war die heutige Etappe alles andere als ein Zuckerschlecken (a.k.a. En Zuckerschläckö). Aber alles der Reihe nach:

Nachdem wir in den letzten Tagen immer mit der Angst vor einem herannahenden Gewitter im Nacken gepaddelt sind, sollte heute laut Wetterbericht (ja, wir prüfen den Mist noch immer :P) ein regen- und gewitterfreier Tag werden! Dies stimmte uns bereits am Morgen euphorisch… heute war schliesslich auch der Start der letzten Etappe, welche komplett in Deutschland verlief, da wir voraussichtlich morgen die Grenze zu Holland überpaddeln werden :).

Die letzte Nacht haben wir in einem Apartement verbracht, was sehr angenehm war. Bis auf die paar Mal aufwachen, aufgrund meiner rechten Hand, welche noch immer Probleme macht, konnte ich mich gut erholen! Es scheint als wäre meine Hand etwas müde von der langen Reise und muss darum zwischendrin auf eigene Faust *hehe* einschlafen…
Schülä musste noch bis in alle Nacht Geburtstagskorrespondenzen führen, nun ist die Sonderbehandlung allerdings vorbei! Den ersten Tag mit einer 3 auf dem Rücken hat er zumindest schon mal bravourös gemeistert 😉

Kurz vor 9:00 machten wir uns auf den Weg zu unserer heutigen Einstiegsstelle in Kaiserwerth, welches wir nach der gestrigen “Erkundungstour” ja bestens kennen 🙂
Der erste Streckenabschnitt begrüsste uns mit relativ starkem Gegenwind, was uns aber nicht von einer Querung nach bereits 2km abhielt. In der Mitte des Rheins lag noch ein Schiff vor Anker, welches äusserst komische Geräusche von sich gab. Wir vermuten, dass dort Material vom Grund abgetragen wird.

Es herrscht nach wie vor einiges an Verkehr auf dem Rhein, vor allem Frachtschiffe kommen im Minutentakt an uns vorbei. Was stark abgenommen hat, sind Kreuzfahrtschiffe, dies kommt uns sehr gelegen, da wir langsam an ernstzunehmendem Winkmuskelkater gelitten haben 😉
Im Übrigen ist hier im hohen Norden der Schiffsverkehr weit weniger geregelt. Während weiter südlich jeweils das rechte Ufer mit einer roten und das linke mit einer grünen Boje gekennzeichnet war, sind hier maximal noch ein paar Stangen für die Kennzeichnung der Fahrrinne vorhanden. Dem entsprechend fahren auch die Schiffe…

Unsere erste Pause machten wir heute kurz vor Duisburg. Wir waren erstaunt, dass bereits knapp 2h seit unserem Start vergangen waren und wir erst 16km zürckgelegt hatten. Der Gegenwind zeigte bereits erste Konsequenzen.
Was dann folgte, kann man schon fast als Tortour bezeichnen… Sowohl die Strecke bis zur Bananenpause, als auch jene bis zum Mittagessen waren geprägt von starkem Gegewind. Wir haderten etwas mit dem Schicksal, da sich der Wind auch beim kurvigen Verlauf des Rheins in diesem Gebiet stets in unsere Richtung zu drehen schien! Es war wie verhext!

Das Mittagessen war in jeder Hinsicht eine karge Angelegenheit. Zuerst konnten wir keinen geigneten Platz finden, aber die Erschöpfung liess uns dann mit einem kleinen Uferstück im Dickicht Vorlieb nehmen. Dass die gestern gekauften Brote bereits staubtrocken waren, setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Mit etwas angeknackster Laune und ohne viele Worte beendeten wir unser Mahl und machten uns auf den Weg für die letzten 20km. Kurz vor Schluss legten wir nochmal eine Pause ein und konnten bereits wieder lachen. Nützte ja alles nichts, da mussten wir durch.

Zum ersten Mal auf unserer Reise hätten wir wohl gerne das Transportmittel getauscht, da am anderen Ufer ein Jet-Ski, völlig unbehelligt vom Wind, seine Runden drehte.

In Büderich angekommen, gönnten wir uns eine Pizza (Schülä’s erste seit 2 Wochen!!) und die Strapazen vom Tag waren bereits fast vergessen.
Trotz durschnittlicher Länge der Etappe und der gänzlichen Absenz von Schleusen oder Stauseen waren wir uns einig, dass der heutige Tag einer der anstrengendsten war. Villeicht sind auch unsere Akkus nach 13 Tagen nicht mehr ganz bei 100%… 😉

Karte

Distanz 55KM
Dauer 8h20

Tagesmotto
Nordwind is a B*tch!

Lessons learned
Flo: Wenn die Schultern bereits am Mittag brennen, wirds wohl ein langer Tag 😉
Julian: Beim Gegenwindpaddeln das Paddel weit genug von sich weg halten, sonst kommts dir bei der nächsten Böe entgegen.

Die Bilder findet ihr wie immer in der Galerie.