Hallo liebe Leser,
Heute wurden wir aufs schärfste auf unseren Durchhaltewillen geprüft – vorweg kann ich sagen: Wir haben es gepackt! Wir sitzen nun nämlich in der Villa Giulia in Islaz (Rumänien) und erholen uns von einem Tag, welcher von einigen Rückschlägen geprägt war! Und so hat sich das Ganze zugetragen:
Nach dem Frühstück machten wir noch das versprochene Foto mit unseren neuen Fahrradfreunden Paul und Chris aus Südafrika. Es ist schon ein erstaunlicher Zufall, dass wir innerhalb einer Woche 3x in derselben Unterkunft gebucht haben und uns 2x sogar getroffen haben… ohne Absprache! Wir haben von ihnen übrigens erfahren, dass sie jeweils nur morgens unterwegs sind und der Nachmittag zur Erholung dient… Naja, sie sind beide auch doppelt so alt wie wir…fair enough!
Als wir uns verabschiedet hatten, gings voll beladen, inklusive 5 Liter Flüssigkeit pro Person, in Richtung Donauufer. Ich bin rückblickend nicht mehr ganz sicher, wie sich das erste Malheur des Tages zugetragen hat, da ich wohl in Gedanken an unsere heutige Mammutaufgabe vertieft war (70km SUP)… Jedenfalls habe ich mir auf dem kurzen Fussmarsch ziemlich heftig meine rechten Fuss vertreten! Nachdem ich den Fuss auf verschiedene Arten belastet hatte, fiel meine professionelle Diagnose auf «halb so wild» und wir machten uns auf, die lange Etappe hinter uns zu bringen.
Wir wurden von der ersten Minute an von einem starken Gegenwind begrüsst, welcher auch seine lieben Freunde die Wellen mit sich brachte. Solche Bedingungen erfordern neben erhöhter Konzentration auch eine festen Stand, was sich aufgrund meines verstauchten Fusses als zusätzliche Herausforderung herausstellte! Ich musste zwischenzeitlich auf mein patentiertes KDP (Kneel-down-Paddling) wechseln, um mein Fussgelenk zu entlasten. Die Kilometer zogen dahin und wir schafften es, bis zum Mittagessen um ca. 14:00 über die Hälfte der Etappe zu bewältigen.
Da uns die erste Hälfte der Etappe unter diesen erschwerten Bedingungen einiges an Kraft gekostet hatte, freuten wir uns demensprechend auf unser Mittagessen der Champions! Leider folgte der zweite Rückschlag des Tages unmittelbar nachdem Julian das frisch gekaufte Brot geöffnet hatte – es war komplett von Schimmel überzogen (siehe Fotos)!! Ich bin ehrlich, mir war echt zum Weinen zumute ☹! Julian hat dem Schimmelbrot eine Flussbestattung beschert und wir haben uns fürs Mittagessen mit etwas Wurst und drei Keksen für jeden begnügt! Kurze Zeit später hat sich ein Schwarm Möwen über das im Fluss schwimmende Brot hergemacht… Da Galgenhumor das einzige wirksame Mittel in so einem Moment ist, haben wir uns darüber lustig gemacht, dass die Möwen jetzt Dünnpfiff bekommen und uns zu allem Unheil auch noch vollkacken 😊…zumindest DAS blieb uns allerdings erspart!
Da
es nicht viel zu verdauen gab, nahmen wir nach kurzer Zeit die verbleibenden 30
Kilometer in Angriff. Zu unserer Freude liess der Wind etwas nach und wir
konnten so trotz fehlender Stärkung um circa 18:00 an einem kleinen Strand in
der Nähe von Islaz anlanden. Wir hatten also die lange Etappe geschafft… aber
die wahre Prüfung des Tages sollte noch kommen!
Bereits beim Entladen der Boards wurden wir von den ersten Mücken ins Visier
genommen und so beschleunigten wir den Prozess so gut es ging. Dummerweise war
der Untergrund an diesem «Strand» mit circa 15cm Flussschlamm bedeckt, was ein
schnelles Zusammenpacken quasi unmöglich machte!
Der einzige Weg von unserer Landestelle ins Dorf, führte über einen komplett
überfluteten Waldweg! Julian war ein paar Meter vor mir und verfiel bereits in einen
leichten Trab, was nur eins bedeuten konnte: Mücken des Grauens!!
Und tatsächlich, es war wieder wie die «Mückenhölle von Erdut» in Kroatien… wir
wurden von hunderten dieser Viecher richtiggehend überfallen (Diesmal ein
Mückenstichfoto von mir in der Galerie)! Die Mücken waren allerdings nicht das
einzige Hindernis: Als ich Julian vor mir durch einen kniehohen Morasttümpel waten
sah, konnte ich mir ein hysterisches Lachen nicht verkneifen! Die Schuhe von
Julian blieben sogar noch stecken, worauf er sie, komplett beladen mit Board
und Gepäck, aus dem Schlamm ziehen musste um barfuss weiter zu kämpfen… das
Ganze mit hunderten Mücken, welchen wir hilflos ausgeliefert waren… Wir
erreichten einen kleinen stinkenden Tümpel, welcher so tief war, dass wir sogar
noch mal aufs Board knien mussten, um nicht noch endgültig zu versaufen!
Auf der anderen Seite packten wir unsere völlig verdreckten Habe und stürzten
eine Treppe hinauf, welche in einen privaten Garten führte – lasst euch gesagt
sein, es war uns in diesem Moment scheissegal!
Als
wir bei unserer Unterkunft ankamen, müssen wir einfach schrecklich ausgesehen
haben! Die Gesichter übersät mit Mückenstichen, bis zur Hüfte mit Schlamm und Dreck
überzogen und bei Julian meinte ich ein leicht durchgedrehtes Grinsen erkennen
zu können, als er unserer Gastgeberin sagte: «Hi, I am Julian and I booked two
rooms… I know we look like hobos…sorry!»
Sie hat uns trotz unserer schrecklichen Aufmachung hereingelassen und direkt
zum Gartenschlauch geführt – zurecht!
In
der ganzen Hektik habe ich meinen verstauchten Fuss übrigens kaum gespürt… Es
war allerdings mit Sicherheit nicht förderlich für dessen Genesung. Ich hoffe nun,
dass die Schwellung über Nacht abklingt und wir unsere Reise morgen ungehindert
fortsetzen können!
Es war ein absolut verrückter Tag… nichts desto trotz sind wir nach einer Dusche
und einem ausgiebigen Abendessen wieder guter Dinge, dass wir den Rest nun auch
noch schaffen!
Tagesmotto
Flo: Bulgarisches Brot in Zukunft genauer unter die Lupe nehmen!
Julian: Neues Mittagessen der Champions: Kekse & bulgarische Landjäger 😉
Tagesstatistik
Distanz: 70.7KM
Zeit: 9h38min
Zeit in Bewegung: 9h04min