Gestern Abend haben wir uns in Vác nach dem Essen noch mit
neuen Vorräten eingedeckt. Dazu mussten wir allerdings ein gutes Stück zu einem
Lidl laufen, da alles Übrige bereits geschlossen war. Diesen Fussmarsch habe
ich genutzt, um noch ein wenig Bargeld zu beziehen, da wir mit unseren Euros
hier in Ungarn nicht weit kommen. Trotz der Mitgliedschaft in der EU wird in
Ungarn nämlich mit Forint bezahlt. Es hat lediglich 4 Versuche bei zwei
verschiedenen Bankomaten gebraucht bis meine Karte akzeptiert wurde!
Nach der langen Etappe gestern hatten wir heute nur noch ca.
30KM auf dem Programm, um von Vác nach Budapest zu gelangen. Wir beschlossen beim
Bäcker um die Ecke etwas zum Frühstück zu holen um es dann in unserem Appartement
zu essen. Da wir beide nicht die grossen Frühstücker sind, gabs für jeden nur ein
«Meitschibei». Julian war äusserst froh, dass die Englischkenntnisse der
Verkäuferin ausreichten, um zu erklären, dass es welche mit Nüssen und andere
mit Mohn gab… Obwohl ich sein Gesicht beim ersten Bissen schon gerne gesehen
hätte 😉.
Heute mussten wir uns die Donau mit einigen grossen
Schiffen, aber auch wieder mit Sportbooten teilen (welche wir bekanntlich innig
lieben…). Es war allerdings kein grosses Hindernis, da uns bei einer solch kurzen
Etappe kaum etwas aus der Ruhe bringen konnte. So erreichten wir um ca. 12:30
schon unser Mittagsplätzchen, welches nur noch ca. 8KM von Budapest entfernt war.
Den Platz teilten wir uns mit einem Frosch (siehe Fotos), welcher sich nicht im
Geringsten um unsere Anwesenheit scherte 😊.
Julian hatte mal wieder den Ice Tea und das Red Bull für
seine patentierten Kühlmethode in der Donau befestigt und wir nahmen gemütlich unser
Mittagsmahl zu uns, während die Getränke abkühlten. Es war allerding schnell
vorbei mit der Ruhe, als ein sehr «sportliches» Boot an uns vorbeibrauste, nur
um 100m weiter oben zu drehen und wieder zurück zu rasen… Die doppelte Ladung Wellen,
welche dieses Manöver verursachte, vermochten sogar die vorher erwähnte Kühlkonstruktion
zu überwältigen. Somit stand ich plötzlich knietief im Wasser um das Red Bull
mit meinem Paddel wieder herauszufischen. Man glaubt es kaum, selbst nach
dieser Aufregung sass der Frosch noch immer auf seinem Stein und zog sein Ding
durch! Cooler Typ 😊.
Nach der Mittagspause nahmen wir den letzten Teil unserer
Etappe in Angriff und landeten circa 15:00 im 3. Budapester Bezirk, wo sich das
Hotel für die nächsten 2 Nächte befindet. Ich begab mich an die Rezeption während
Julian die Boards bewachte. So stand ich also in der Hotel-Lobby, in meinem
Sportdress, komplett verschwitzt, dreckig und mit Sicherheit auch etwas
stinkend und habe mich dementsprechend deplatziert gefühlt… Man muss erwähnen,
dass diese Lobby auch in einem Hotel in Vegas keine schlechte Falle machen würde!
Aber egal, uns kennt hier ja niemand 😊.
Nun warten wir auf Nici und Michèle, welche hoffentlich auch
bald hier ankommen werden, um dann zusammen irgendwo in der Nähe Essen zu
gehen. Morgen werden wir nicht aufs Brett steigen, sondern Budapest etwas
unsicher machen! Julian hat derweil einen speziellen Auftrag: «Wie bekommt man
ein neues Handy an einem Pfingstmontag in Budapest!?»
Tagesmotto Flo: Mach es wie der Frosch – bleib cool! Julian: Das letzte Mal, dass wir überflüssige Sachen in unseren Nightbags schleppen müssen. 😉
Tagesstatistik Distanz: 29.6KM Zeit: 5h01min Zeit in Bewegung: 3h09min
Nach 13 Paddeltagen war heute unser erster Ruhetag eingeplant.
Durch diesen Tag sind wir nun perfekt im Timing um am Sonntagabend in Budapest
anzukommen, wie wir es mit Nici und Michèle ausgemacht haben. Auch für unsere
leicht schmerzenden Hände war die Pause eine Wohltat!
Gestern haben wir uns noch um die Unterkunft für Samstagabend
gekümmert, was sich als schwerer herausstellte als gedacht. Fälschlicherweise
nahmen wir an, dass es einfach sein würde im Umkreis einer Grossstadt wie
Budapest ein Schlafplätzchen zu finden… Wir haben allerdings die Rechnung nicht
mit der erhöhten Nachfrage übers Pfingstwochenende gemacht! Nach ewiger Suche konnten
wir kurz vor Budapest etwas finden… Die Sache hat nur einen klitzekleinen
Hacken: Morgen dürfen wir uns einer 70KM Etappe widmen… Aber ganz nach dem
Motto «A Pfingschte gohts am ringschte» werden wir das sicher meistern 😊.
Wie bereits erwähnt verlief der heutige Tag sehr ruhig. Ich
persönlich hatte mir vorgenommen etwas länger als üblich zu schlafen, was sich
allerdings als schwer herausstellte. Wie wir alle wissen ist der Mensch ein Gewohnheitstier
und ich war somit bereits vor 08:00 hellwach!
Zur Feier des freien Tages haben wir uns ein warmes
Frühstück gegönnt (Eier undso…) und haben anschliessend den örtlichen Lebensmittelladen
aufgesucht. Im Hotel wurde uns dieser Laden als «Kaufhaus» angepriesen, was im
Nachhinein betrachtet wohl aufgrund von mangelnden Sprachkenntnissen geschah 😊.
Wir standen also in diesem kleinen Schuppen und suchten nach stillem Wasser,
was nicht nur sprachlich, sondern auch durch quasi nicht vorhandenes Licht eine
ziemlich schwere Aufgabe war.
Den Rest des Tages haben wir genutzt um zu waschen und etwas
zu chillen. Julian hat in der Zeit sein Buch fertiggelesen und meinte gegen Abend:
«Jetzt bin ich müde vom Nichtstun!»… Dies wird sich spätestens morgen ändern 😊.
Nun geniessen wir noch etwas unseren Ausblick auf die Donau
(wir sehen sie ja nicht schon oft genug) und schauen dem benachbarten Storch
beim Nestbau zu. Mit Sicherheit werden wir uns heute dann etwas früher zu Bett begeben
– morgen gehts früh raus!
Adios Flo
Wichtiger Nachtrag: Schande über mich! Ich habe habe komplett vergessen zu erwähnen, dass heute Julians Geburtstag ist! Es hat Tradition, dass ich sein Board trage an seinem Geburtstag – tja leider war heute ja Ruhetag… Eventuell klappts in 3 Jahren :). Spass bei Seite: Alles gueti Schülä!!
Tagesmotto Flo: Die Etappenplanung kann noch verbessert werden! Julian: Müde vom Nichtstun… 😐
Tagesstatistik Distanz: 100m (zum «Kaufhaus») Zeit: Hatten wir mehr als genug heute Zeit in Bewegung: Kaum erwähnenswert
Unser heutiges Etappenziel war Gönyü, wo wir nach einem sehr
intensiven Paddel-Tag angekommen sind. Hier bildet die Donau die Grenze zwischen
der Slowakei und Ungarn und wir haben uns zum ersten, aber nicht zum letzten, Mal
auf unserem Trip auf ungarischem Boden niedergelassen. 😊
Nachdem wir uns gestern geschont hatten, mit einer sehr
kurzen Etappe, standen heute wieder über 60KM auf dem Programm. Ihr fragt euch
vielleicht, wieso wir die Länge der Tagesstrecke so ungleichmässig wählen… Die
Antwort darauf ist leicht: Es geht meist nicht anders… Aufgrund der
Verfügbarkeiten der Unterkünfte müssen wir teilweise sehr flexibel sein. Gerade
heute stand ein solch «einsamer» Abschnitt an, da wir den grössten Teil der Etappe
auf dem alten Arm der Donau verbrachten, welcher zu 95% von Wäldern und Sümpfen
gesäumt ist.
Heute Morgen haben wir im Hotel direkt beim Stauwehr «Cunovo»
gefrühstückt – obwohl es etwas übertrieben ist dies Frühstück zu nennen, da wir
quasi alles Brot, Aufschnitt und Käse zu Mittagessen (Sandwiches) umfunktioniert
haben. Das Einzige was übrig blieb, war eine Schüssel Kelloggs für jeden… So ging
es also circa 09:15 ans Einwassern, ohne richtig gestärkt zu sein.
Unsere Einwasserungsstelle lag ca. 10KM vor dem (vorerst)
letzten Stauwehr. Bis zum nächsten & letzten Stauwehr, dem Eisernen Tor, sind
es dann noch 900KM. Somit waren wir hoch motiviert diese letzte Hürde (so
dachten wir) zu nehmen. Interessanterweise wurde dieses Stauwehr nie in Betrieb
genommen und unsere Strecke führte uns daran vorbei über ein sogenanntes
Steinwurfwehr (siehe Fotos). Dieses konnte leicht umtragen werden und war schon
über einen Kilometer vorher zu hören.
Als dieser Abschnitt geschafft war, hofften wir auf Strömung
wie wir sie zwischen Wien und Bratislava in den Donau-Auen geniessen durften.
Die Hoffnung starb mal wieder und unsere treuen Leser werden bereits erahnen
was das heisst… Stausee! Wer mit dem Flachsee, wie der Teil der Reuss oberhalb
von Bremgarten genannt wird, vertraut ist, kann sich eine Vorstellung davon
machen, wie die nächsten 30 Kilometer unserer Tagesetappe ausgesehen haben!
Wir versuchten es mit Fassung zu tragen und riefen uns
nochmal in Erinnerung, dass wir uns das Alles selbst eingebrockt haben 😊.
Dieser Erkenntnis zum Trotz waren wir etwas verstimmt, das die Natur heute wirklich
all ihre Register gegen uns zog: Zuerst war es lediglich die brütende Hitze
welche uns zu schaffen machte, als wir allerdings gegen 11:30 eine Pause am
Ufer einlegen wollten, entsandte Mutter Natur ihre Schergen in der Form eines
riesigen Stechmücken-Schwarms… Da Julian vor mir auswasserte und wie vom Affen
gebissen (oder von der Mücke gestochen) wieder auf sein SUP zurücksprang,
konnte ich mich ziemlich unbehelligt auch wieder davon machen. Die Konsequenz
war, dass wir uns auf unseren Boards neu mit Sonnencreme und Flüssigkeit
versorgen mussten. (Einschub Julian: Da die Plagegeister mich auch nach dem vorschnellen
Ablegen von unserem ins Auge gefassten Pausenplätzchen nicht in Ruhe lassen
wollten, hat Flo mich doch tatsächlich im wahrsten Sinn des Wortes gepaddelt! 😉)
Wir kämpften uns durch bis ca. 13:30 als wir am Ufer der
alten Donau tatsächlich ein Restaurant entdeckten. Wir gönnten uns kalte
Getränke und unsere Sandwiches, welche aufgrund unserer Verfassung wie Rindsfilets
schmeckten. 😊
Frisch gestärkt widmeten wir uns dem zweiten Teil unserer
Etappe und waren guter Dinge, da wir nach eigenen Berechnungen nur noch 8KM Stausee
vor uns hatten, bevor der alte Arm der Donau wieder in den Hauptstrom fliesst. Erstens
kommt es anders und zweitens als man denkt… Mutter Natur war für heute noch nicht
fertig mit uns! Ziemlich plötzlich setze ein heftiger Gegenwind ein, welcher uns
zwischenzeitlich sogar zwang auf den Knien zu paddeln, da der Windwiderstand stehend
einfach nicht zu meistern war. Ein Stand-up-Paddler der gezwungen ist auf
seinem Brett zu knien, wird definitiv in seinem Stolz verletzt!
Man könnte meinen dies war genug Bestrafung für unseren
lockeren Tag gestern… Aber weit gefehlt! Neben der Donau wachsen tausende Bäume
(Ich glaube es sind Weiden…Papa Peter wird’s wissen!), welche weisse fliegende
Samen abwerfen. Diese hat es uns so nebenbei noch ins Gesicht gefegt, was uns
zwang im Minutentakt das Paddeln zu unterbrechen und unser Gesicht zu kratzen
oder zu niessen! Julian meinte dazu «Ich weiss nicht was schlimmer ist – das Jucken
im Gesicht, oder meine müffelnden Handschuhe zu riechen, wenn ich mich kratze!»
Diese Situation zog sich durch bis circa 15km vor dem Ziel,
wobei wir vorher noch eine weitere Pause abbrechen mussten, weil das Mückenaufkommen
einfach zu heftig war. Ab da konnten wir den Rest der Etappe ohne grössere
Zwischenfälle beenden.
Es war ein sehr harter Paddel-Tag und umso besser ist das Gefühl
nun die wohlverdiente Abendruhe anzutreten.
Bis glii! Flo
Tagesmotto Flo: Vergiss nie wieder deinen Proteinriegel in den tiefen deines Night-Bags!! Julian: Nicht mal Flo ist vor slowakischen oder ungarischen Mücken gefeit!
Tagesstatistik Distanz 63.2km Zeit 9h03min Zeit in Bewegung 7h20min
Da der gestrige Blogeintrag einzig der Schwimmwesten-Story
gewidmet war, folgen nun wie versprochen Tag 9 (Sonntag) und Tag 10 (Montag).
Zuerst aber noch ein kleiner Nachtrag meinerseits zum Samstag: Wie ihr euch
vorstellen könnt, habe ich gut gelacht, als ich die Schwimmwesten-Story aus
erster Hand gehört habe. Was Julians Erzählungen für mich noch lustiger machten
war der Fakt, dass ich, während er durch die «Marillen-Hölle von Wachau»
radelte, einen Abendspaziergang durch Dürnstein machte und mich an einem
köstlichen Glacé gütlich tat (keine Marille…Haselnuss!). Nun aber genug der Schadenfreude…
wichtig ist, dass der Sicherheit nun wieder bei uns beiden Genüge getan ist!
Der 9. Tag startete also in Dürnstein, welches erfrischend
frei von Touristen war – nicht verwunderlich für einen Sonntagmorgen. Wie man
es von uns kennt, hatten wir mal wieder äusserst intellektuelle Morgengespräche
– das Thema diesmal: «Die Höhe der Toilette in unserer Unterkunft». Man stelle
sich vor, sein morgentliches Geschäft zu verrichten, während die Beine den
Boden nicht berühren und wie bei einem Kind nach unten baumeln, weil der Topf
so hoch angebracht ist! Es hört sich vielleicht lustig an, kann aber
tatsächlich am «Erfolg» hindern! 😊
Durch erfrischende Themen hoch motiviert starteten wir also
unsere Etappe, wie könnte es anders sein, mit einem Stausee (es sollte nicht
der Letzte bleiben). Nach circa 15 Kilometern legten wir eine Pause an Land ein.
Wir mussten unsere wohlverdiente Bananenpause allerdings unterbrechen, als sich
eine Gruppe von jungen Wilden entschied just vor unserem Pausenplatz
Wakeboarding zu betreiben. Wir sind ja absolut «pro Wassersport», waren
allerdings etwas verstimmt, als das Sportboot zum 4. Mal vor uns hoch und
runter brauste.
Am Ende des ersten Stausees war es bereits Zeit fürs Mittagessen,
nur um direkt anschliessend in den nächsten Stausee einzuwassern. Ihr wundert
euch vielleicht über die vielen Berichte über Stauseen, da wir doch eigentlich
auf einem Fluss SUPen… Es ist allerding so, dass dieser Abschnitt der Donau nur
so von Stauwehren übersät ist – ganz zu unserem Leidwesen. Der zweite Stausee
zog sich in die Länge und die ganze Angelegenheit wurde vor Allem vor dem
Sportboot-Hafen in Tulln richtig lästig! Man sollte erwähnen, dass Sportboote
(die Dinger die ihr wohl von Seen in der Schweiz kennt) zwar sehr klein sind,
aber aufgrund der Geschwindigkeit viele Wellen generieren. Diese Wellen sind
nicht wie bei grossen Schiffen hoch und rund, sondern flach und zahlreich. Als
wir permanent von diesen Wellen gebremst wurden und uns die Sonne den Nacken
versengte, veranschlagte Julian eine Pause, welche ich auch sehr begrüsste!
Nachdem wir uns ein wenig im Schatten ausgeruht hatten,
wollten wir den Rest der Etappe in Angriff nehmen… und da passierte es: Ich
hörte ein lautes *platsch* hinter mir und habe nur noch gesehen, wie Julian im Wasser
liegt! Ich dachte mir direkt «DES IS DER WOOONSIN» – ich habe nicht erwartet,
dass ich mich auf diesem Trip länger ohne «Reinfall» halten kann als Julian!
Man muss allerdings zu seiner Verteidigung sagen, dass es echt fiese Steine direkt
bei unserer Einwasserungsstelle hatte, in welchen sich seine Finne verkeilte. Erschwerend
hinzu kam wohl seine Müdigkeit von der vorabendlichen Velo-Tour… 😊
Trotz aller Widrigkeiten schafften wir es gegen circa 18:30
ins Hotel in Greifenstein (kurz vor Wien). Das Hotel war ziemlich zwielichtig
und massiv überteuert, aber wir waren trotzdem froh nach einem harten Tag einen
Platz für die Nachtruhe zu haben.
Als Samstagabend-Programm sind wir noch per Taxi in eine
Tankstelle gefahren, da es mal wieder keinen Laden in diesem Kaff hatte. Wir
mussten nämlich dringend unsere Vorräte an Red Bull und weisser Voll-Nuss
auffüllen!
Tagesstatistik Distanz 59.3km Zeit 8h58min Zeit in Bewegung 6h58min
Heute (Montag) war der 10. Tag unserer Reise und somit
Jubiläum! Wir erwachten im zwielichtigen Hotel in Greifenstein und waren froh
festzustellen, dass sowohl unser Geld als auch unsere Organe über Nacht nicht
geklaut wurden! Das Frühstück war passend zum Gesamteindruck eher karg und wir
waren insgesamt froh von da weg zu kommen!
Da Julians Morgenroutine generell etwas länger dauert als
meine, habe ich schon mal unsere Boards aus dem Keller geholt (die waren auch
noch da!), sodass wir uns direkt aufmachen konnten unsere Etappe, welche uns
durch Berlin führen sollte, zu starten.
Dem aufmerksamen Leser dürfte aufgefallen sein, dass hier
wohl ein geografischer Fehler vorliegt! Berlin liegt natürlich nicht an der
Donau! Ich kann nicht genau sagen warum, aber ich habe in den letzten Tagen
stets Wien mit Berlin verwechselt. Julian meinte nach dem 10. Mal: «Das nächste
Mal, wenn du es falsch sagst, wirst du gepaddelt!!», dies hat den Knoten gelöst.
😊
Entgegen unserer Erwartungen hat sich Berlin dann als sehr
SUP-freundliche Stadt entpuppt. Wir konnten uns stets auf der linken Seite an
der Donau-Insel entlang aufhalten. Die Insel ist ein Naherholungsgebiet der
Wiener und somit grösstenteils frei von Schiffen oder Industrie. Eine sehr lustige
Erfahrung war das Passieren eines schwimmenden Gymnasiums, welches sich in zwei
umfunktionierten Schiffen am Ufer der Donau befindet. Es war wohl bezeichnend
für einen Montagmorgen, dass die Kinder hauptsächlich damit beschäftigt waren
uns zu winken statt dem Unterricht zu folgen. 😊 Am Ende von Wien überwanden wir auch noch
das zehnte und letzte Wehr in Österreich. *freu*
Diese letzte Hürde markiert auch das Ende unserer Fehde mit
den Schleusen-Dudes in Österreich. Der letzte Dude hat den Vogel aber noch
einmal abgeschossen: Nachdem er uns widerwillig Umtragen liess (es gibt einfach
keine Alternative, da wir nicht geschleust werden können), meinte er am Telefon
noch, dass wir ausnahmsweise Umtragen dürfen, da momentan alle Schleusentore
geschlossen sind. Uns ist nicht ganz klar ob das Öffnen eines der Schleusentore,
während wir hinter dem Wehr wieder Einwassern wollten (10 Minuten später…), ein
schlechter Scherz war!
Neben dem Ärger mit der Schleusenverwaltung wurden wir unfreiwillig
Zeuge der Freizügigkeit der Wiener. Bereits an der Schleuse sonnte sich ein
älterer Herr direkt neben dem Gehweg und gab sich nicht die geringste Mühe
seinen Piepmatz zu verbergen. Im ähnlichen Stil konnten wir heute immer wieder
am Ufer Fans der FKK-Bewegung beobachten. *Piepmätzer überall*
Auf der positiven Seite war zu verbuchen, dass wir nach dem
letzten Stauwehr in Wien endlich mal wieder die lang vermisste Strömung geniessen
durften die uns durch die schönen, aber viel befahrenen Donauauen brachte! Eben
dieser Strömung war es zu verdanken, dass wir am Nachmittag sehr gut vorankamen.
Seit einiger Zeit verfolgen wir eine großartige
Zusammenstellung eines Kanuten, welcher grosse Teile der Donau befahren hat. Aus
dieser Quelle haben wir die Information, dass zwischen Wien und Bratislava der «Twin
City Liner» verkehrt – ein Katamaran, welcher sehr schnell unterwegs ist und
sich teilweise nicht an die Fahrrinne hält. Schlau wie ein Fuchs hat Julian die
Fahrzeiten dieses Schiffs abgeklärt und wir waren somit nicht überrascht, als
es uns kreuzte. Zugegeben, dass Ding war ziemlich schnell unterwegs, die vom
Kanuten vorangekündigten paar Sekunden bevor er auf der gleichen Höhe ist, hat
er dann aber doch nicht ganz erreicht.
Dank der guten Strömung konnten wir heute eine lange Etappe
in einer guten Zeit hinter uns bringen und kamen circa 17:30 in unserer Unterkunft
an… Der Kontrast zu gestern könnte nicht grösser sein und wir geniessen es in
vollen Zügen! Es hat sogar Gläser auf dem Zimmer, wodurch sichergestellt ist,
dass Julian seine «Gute-Nacht-Milch» nicht wieder aus einer abgeschnittenen PET-Flasche
schlürfen muss 😊.
Einen guten Start in die neue Woche!
Flo
Tagesstatistik
Distanz 65.5km
Zeit 7h32min
Zeit in Bewegung 5h47min
2-Tagesmotto Florian: Teures Hotel ist nicht gleich gutes Hotel Julian: Nach diesem Stausee und dem nächsten Stausee ist nur noch ein Stausee übrig…
Die letzte Nacht haben wir beim Bäcker geschlafen. Ein
wirklich cooles Konzept welches vor allem für Julian und seine Vorlieben für «süsse
Stückchen» ein absolutes Highlight war.
Dieses «Schlafen beim Bäcker» befindet sich in Ybbs, von wo
wir heute morgen losgepaddelt sind. Ybbs ist eine kleine Stadt an der Donau,
welche wir gestern Abend noch besucht haben, nicht nur um zu Essen, sondern um
neue Strassenschuhe für Julian zu kaufen. Seine ziemlich neuen Schuhe sind ihm
tatsächlich zu eng! Da wir bereits mit genügend kleineren Blessuren zu kämpfen
haben, welche bei so einem Trip nicht zu umgehen sind, dachten wir uns, dass
wir abgestorbene Zehen nicht auch noch auf die Liste setzen wollen!
Was bei Julian die Füsse sind, sind bei mir die Hände,
welche sich inzwischen ein wenig bemerkbar machen. Ich habe also gestern eine
selbstverordnete «Perskindol-Kur» gestartet, welche bereits erste Linderung
bringt… Immerhin brauche ich meine Hände noch mindestens 6 Wochen fürs Paddeln
und Bloggen 😊
Frisch gestärkt vom Bäcker haben wir uns also für den Tag
bereit gemacht. Das einzig störende dabei für mich war, dass ich wieder in
meine Wasserschuhe rein musste, welche seit gestern ziemlich heftig müffeln.
Ich dachte doch zwischenzeitlich wirklich, dass ich in Katzenscheisse getreten
bin, musste aber betrübt feststellen, dass es die Schuhe selbst sind… Naja, ist
ja klar, dass WASSERschuhe in Zusammenhang mit Nässe direkt vermodert riechen!
Das Einwassern ging relativ flott – obwohl wir erst eine
ziemlich steile Felsböschung runterklettern mussten, hatten wir schon weit
schlimmere Einstiegsorte erlebt. Nach circa 45 Minuten auf dem Wasser stellten
wir fest, dass es 10 Uhr war und wir somit vor exakt einer Woche unsere Reise
in Voburg an der Donau gestartet hatten! Die Zeit vergeht wie im Fluge wenn man
SUPed 😊.
Im Gegensatz zu gestern war heute Hochbetrieb auf der Donau.
Die Schiffe kamen zu unserem Leidwesen im Minutentakt an uns vorbei. Die
Schifffahrt ist prinzipiell kein Problem für uns SUPer, es ist allerdings
lästig, da gewisse Schiffe ziemlich grosse Wellen verursachen. Vor der ersten
Schleuse hatten wir kurzfristig das Gefühl von einem riesigen Kreuzfahrtschiff
verfolgt zu werden. Wir waren allerdings unnötig paranoid, da das Ungetüm noch
früh genug abdrehte um zur Schleuse zu kommen.
Das Stauwehr überwanden wir, wie gewohnt, über den alten Arm
der Donau, was sich als gute Lösung für uns herausgestellt hatte. Mit dieser
Taktik müssen wir uns nicht mehr mit unkooperativen Schleusen-Mitarbeitern (aka
Schleusendudes) herumschlagen. Mit diesem Stauwehr haben wir das siebte von
insgesamt zehn in Österreich überstanden *freu*.
Anschliessend fanden wir ziemlich schnell einen guten
Mittagsplatz, sogar mit Sitzbank, welche allerdings etwas von Gestrüpp
überwachsen war. Es war als ob jemand unsere Kommentare belauscht hätte, denn
nach circa 10 Minuten kam ein netter älterer Herr (wohl von der
Stadtverwaltung) und säuberte die Sitzbank von jeglichem Gesträuch! Einem
gemütlichen Mittagessen stand nichts mehr im Weg.
Nach dem Mittag entschieden wir uns Barfuss zu SUPen (ihr
erinnert euch an meine müffelnden Schuhe) um unseren Füssen etwas Luft zu
gönnen. Nach einer Woche mit Schuhen war es ein komisches Gefühl, welches aber
schnell verflog. Es SUPt sich halt einfach am besten mit direktem Kontakt zum
Brett 😊.
Den Rest des Tages bis zur letzten Pause bei der Fähre von
Spitz war es noch immer sehr voll auf der Donau. Eine weitere Beschäftigung
neben dem Grossschiff-Slalom war das Jacke aus- und anziehen… Das Wetter war
sehr wechselhaft geworden.
Als wir in Dürnstein angekommen waren meinte Julian so beiläufig, dass er seine Schwimmweste nicht mehr findet. Es stellte sich heraus, dass er diese bei der letzten Pause in Spitz liegen gelassen hatte… Die unfassbare Story wie er sie sich wieder beschafft könnt ihr morgen exklusiv auf diesem Blog lesen! 😊
Dürnstein ist ein sehr schönes Dorf direkt in den Berg
gebaut. Anscheinend ist dieser Ort eine der bekanntesten Touristendestinationen
in ganz Österreich. Wir konnten diesen Umstand problemlos bestätigen, als wir
unsere Boards und Gepäck etwa 100 Treppenstufen hochtrugen – ganz zur
Verwunderung der unzähligen Touristen 😊. Uns wurde sehr schnell klar, warum die
Strasse, an welcher unser kleines Häuschen für die Nacht steht «Am Bergl»
heisst… Hätte Julian seine Uhr nicht vorzeitig schon ausgeschaltet, hätten wir
heute in der Tagesstatistik auch noch die Höhenmeter ausweisen können.
Als Abschluss für heute eine kleine Geschichtsstunde mit
Prof. Flo: Im Schloss Dürnstein wurde der englische König Richard Löwenherz im
12 Jhdt. gefangen gehalten.
Tagesmotto Flo: Lass deine Füsse ab und an die frische Luft! Julian: Zieh deine Schwimmweste bei der Pause nie mehr aus!
Tagesstatistik Distanz 51.2km Zeit 6h22min Zeit in Bewegung 4h33min