Tag 16

Beste vrienden,

Wir nähern uns mit grossen Schritten (oder eher Paddelzügen) unserem erklärten Ziel: Dem Meer!
Heute stand die erste Etappe auf holländischem Terretorium an. In Millingen aan de Rijn wo wir heute eingewassert haben, trennt sich der Hauptarm des Rheins auf, zum einen in den “Nederrijn” und zum anderen in die “Waal”, auf welcher wir unsere Reise zum heutigen Etappenziel Varik fortsetzten.

In den letzten paar Tagen durften wir feststellen, dass vor allem gegen Abend der Wind ziemlich ungemütliche Formen für uns SUPer annehmen kann, darum wollten wir heute so früh wie möglich starten. Leider wurde dieser Plan von den Einkaufs- und Frühstückzeiten vereitelt, beides war erst ab 8 Uhr möglich…
Schülä hatte im Laden noch mit “Sparkling Ice Tea” geliebäugelt, ich konnte ihn nur schwer von diesem Fehlkauf abhalten 😉

Meine Hand fühlte sich besser an als auch schon (kalt-warm Duschen + Gelenkcreme zeigen Wirkung) und auch Schülä’s grosser Zeh ist auf dem Weg zur Besserung. Das Rheinwasser bei seinem etwas unfreiwilligen Sprung ins kühle Nass hat wohl zur Besserung beigetragen ;). Ich möchte noch zu meiner angeblichen Schadenfreude Stellung nehmen: Ich streite diese vehement ab! Wie man mich kennt, war ich fürsorglich, verständnisvoll und einfühlsam… 😛
Man muss wissen, dass Schülä bei jedem Einstieg darauf bedacht ist, dass seine Füsse nicht nass werden, also musste er mir bei diesem Ganzkörperbad ja fast leid tun 😛

Um kurz nach 10Uhr konnte es dann endlich losgehen! Die Zeit bis zur ersten Pause kurz vor Nimwegen verging wie im Flug und wir kamen gut voran. Wir waren positiv gestimmt, die Verspätung vom Morgen ungeschehen machen zu können. Was aber dann passierte, geht in die Kategorie “Unverhofft kommt oft”.
Wir ruhten uns gerade auf einem kleinen Sandstrand aus, als ein Boot der Hafenverwaltung aus der Kurve auftauchte. Da wir in den letzten 16 Tagen an mindestens 20 Polizei- oder Hafenverwaltungsbooten vorbei kamen, welche jeweils kaum Notiz von uns nahmen, dachten wir uns nichts dabei… Als das Boot dann aber immer näher kam und zum Schluss sogar auf den Strand auflief, konnten wir nicht umhin zu bemerken, dass sie wohl zu uns wollten 😉
Ich habe bereits vor meinem inneren Auge unsere Reise scheitern sehen… so kurz vor Schluss! Die beiden Herren informierten uns, dass es verboten sei, sich ohne Motor auf der Waal zu bewegen… soviel verstanden wir zumindest. Die Kommunikation gestaltete sich etwas holprig 😉
Als die beiden Herren hörten, dass wir bereits 800km hinter uns haben, wollte sie wohl auf Nummer sicher gehen und kontaktierten “ihre Kollegen”, wir vermuten, die Hafenpolizei.
Nach ca.15 Minuten kamen sie mit Kopfschütteln und versteinerten Mienen wieder aus dem Steuerhaus… Wir ahnten Schlimmes! Es stellte sich allerdings heraus, dass dies wohl ein Anflug von holländischem Humor (ich liiiiiebe Goooooold!) war und sie versicherten uns, dass unserer Weiterfahrt nichts im Wege steht… also ich fands nicht sooo witzig 😛

Zumindest konnten wir uns nun sicher sein, dass wir nichts Verbotenes machen und wir setzten unseren Weg durch Nimwegen fort. Unsere geliebte Brotzeit gabs dann nach circa der Hälfte der Strecke. Wir waren da bereits etwas ausgelaugt, gönnten uns aber dennoch keine allzu lange Pause, wir waren ja schon sehr spät gestartet. Der weitere Verlauf unserer heutigen Etappe war ziemlich monoton: Kilometer um Kilometer geradaus, Schiffchen von vorne, Schiffchen von hinten… naja, auch das geht vorbei… und wir wollten schliesslich nicht unter freiem Himmel übernachten. Schülä erwähnt zwar immer wieder, dass er gerne mal Cowboy-Camping machen würde… Ob er das wohl ernst meint?? 😉

In Varnik angekommen, mussten wir mal wieder die ganze Bagage ein ziemliches Stück tragen, da das B&B in welchem wir heute übernachten, nicht direkt an der Waal liegt. Es hat sich aber definitiv gelohnt! Als die Betreiberin erfahren hat, dass wir unbedingt noch etwas Essen möchten, hat sie uns kurzerhand Spiegeleier mit Schinken, Brot und Salat aufgetischt und uns somit den Gang zur Pommesbude erspart (was anderes gibt es hier nämlich nicht…). Danke!!… We love it!!

Wir sind peinlich darauf bedacht, die Fussball EM in Holland nicht zu erwähnen, die Holländer könnten schlecht darauf zu sprechen sein. 😉 Aber hier im Blog ist das i.O.: Hopp Schwiiiz!!

Karte

Distanz 55.6KM
Dauer 8h08

Tagesmotto

Lessons learned
Flo: Wenn du 8h pro Tag auf dem Board stehst, leidet zwangläufig die Fähigkeit an Land zu gehen! (Kein Witz, wir stolpern beide seit Tagen regelmässig… :P)
Julian: Wenn die Rennleitung kommt, kannst du gleich mal eine Pause einlegen…

 

Die Bilder findet ihr wie immer in der Galerie.

Tag 15

Goede avond uit Holland!

Heute sind so viele spannende Dinge passiert, dass ich gar nicht genau weiss wo ich anfangen soll zu erzählen. Nach unserem Gegenwind-Tag gestern präsentierte sich der heutige Morgen relativ ruhig und der Wind ging nur verhalten. Soweit mal ein guter Start. Nach einem ausführlichen Frühstück und dem obligaten Einkauf, den ich aufgrund meiner senilen Bettflucht schon mal erledigt hatte, passierte mir dann beim Zusammenpacken mein erstes Malheur.
Ihr kennt das sicher: Eine kleine Schwelle, die zwischen Badezimmer und Schlafzimmer ist, die man bei uns in der Schweiz nie so wirklich wahrnimmt, weil man da täglich so oft drüber läuft, dass man es sich einfach gewohnt ist, die Füsse zu heben. Naja, nur gibt’s die Schwelle in meiner Wohnung nicht, weshalb ich mich das nicht gewohnt bin.  Frisch eingecremt möchte ich meine Sachen aus dem Bad holen und knalle also mit meinem grossen (nicht dem kleinen, wie üblich) Zeh volle Kanne gegen diese Schwelle ¦@#¬**$! Hundertausend heulende Höllenhunde wie Käpt’n Haddock von Tim und Struppi dazu sagen würde. Nach einer kurzen Schrecksekunde dann mal begutachtet… sieht gar nicht so schlimm aus… *uff* blöd nur, dass da so viel Blut rauskommt… mal notdürftig abputzen und Flo fragen, ob er noch Pflaster hat… Hat er natürlich, Pflaster drauf, soweit so gut, nur in den Neo-Schuhen ist’s jetzt halt ein bisschen unangenehm, aber was soll’s, ein echter Indianer kennt schliesslich keinen Schmerz. 😉
Dann ab aufs Wasser und durch Wesel durch, mein Gleichgewicht machte mir dann zwischendurch mal ein paar Probleme, aber insgesamt war’s ganz ok. Sonne, blauer Himmel, wenig Wind(!), ein Paddel in der Hand und ein Board unter den Füssen, was will man mehr? Flo’s Hand hat sich zwischendurch auf eigene Faust mal wieder ein bisschen aufs Ohr gehauen. Aber ansonsten gings uns gut.
Hinter Wesel nahm der Verkehr dann ziemlich zu und wir mussten bei den Querungen jeweils die richtigen Momente abpassen, damit wir keinem der Frachter vor den Bug kamen. Nach ungefähr 15KM ging dann die Suche für das erste Pausenplätzchen los und auch dabei beeinträchtigte uns der Verkehr ein wenig. Darum musste kurzerhand ein Plätzchen her, dass auf der Rheinseite war, auf der wir gerade waren. Da waren allerdings hauptsächlich überschwemmte Auen. Als wir dann einen Spot entdeckt hatten, sind wir schnell losgepaddelt und da passierte dann mein zweites Malheur. Der Rheinkilometer 827 hat mich doch tatsächlich Baden geschickt…
Vermutlich könnt ihr euch ja Flo’s Schadenfreude vorstellen, als wir dann an Land waren. Fast schon ein Wunder, dass er keinen Freudentanz aufgeführt hat, aber jedes Mal, wenn ich ein neues Kleidungsstück ausgewrungen habe konnte er sich ein hämisches Lachen nicht verkneifen… Es sei ihm gegönnt…
Zum Glück hatte ich bis auf die Hose noch alles in trockener Ausführung dabei. Die Trainerhose musste ich allerdings gegen die Regenhose tauschen. Im neuem Dress ging’s dann weiter.
Mittagessen gab’s dann wiederum in einer Rheinaue (diesmal ohne nass zu werden). Flo hat noch eine spannende Theorie bezüglich der vorbeifahrenden Schiffe aufgestellt, die sich aktuell beim M.I.T. noch in der Prüfung befindet. Dazu mehr im nächsten Post. 😉
So gegen 1530 überpaddelten wir dann die Grenze zu den Niederlanden und beschlossen kurz darauf, noch 5KM vom Ziel entfernt, die am Vormittag vergessene Bananenpause nachzuholen. Schwerer Fehler. Nachdem wir bei der Pause noch beide fast ins Schwitzen gekommen wären (die Sonne brannte ziemlich runter) kamen wir dann auf den nächsten 5KM wegen unserem guten Bekannten, dem Gegenwind ins Schwitzen (oder auch nicht, war zu kalt). Gemäss Googlewetter (aber wer glaubt den Seich schon?) waren es Böen von bis zu 24km/h die uns da entgegenbliesen. War auf jeden Fall nicht einfach, auf dem Board zu bleiben. Für die letzten 5KM haben wir dann ungefähr eine Stunde gebraucht und sind erst noch früher raus, als wir eigentlich geplant hatten. Die Boards anschliessend noch einen Kilometer getragen (damit wir nicht zu wenig Sport abbekommen) und dann ab ins Hotel unter die schöne Dusche.
Die Kommunikation in Holländisch ist noch etwas holprig, aber wir schlagen uns schon irgendwie durch. Immerhin haben wir schon einen Supermarkt gefunden, der mir versprochen hat, ab morgen auch wieder kaltes Red Bull zu haben.
In diesem Sinne…

Karte

Distanz 55.7KM
Dauer 9h20

Tagesmotto
Wind gut alles gut?

Lessons learned
Flo: Aussenkurven beinhalten tückische Wellen von der Seite (von Schülä gelernt) #firstdrop@KM828
Julian: Wer Wind sät wird Sturm ernten.

Die Bilder findet ihr wie immer in der Galerie.

Tag 14

Lieber Nordwind,

Wir sind zwei Stand up Paddler, welche heute ihre 14. Etappe auf dem Weg von Mellingen ins Meer absolviert haben. Wir sind morgens in Kaiserswerth gestartet und haben 55km auf dem Rhein bis kurz vor Wesel zurückgelegt.
Aber warum erzähle ich dir das eigentlich? Du weisst schliesslich genau über uns Bescheid, da du uns den ganzen Tag heimgesucht hast!! Wie du dich heute in den Vordergrund gedrängt hast, war absolut nicht die feine englische Art. Du hast die heutige Etppe für uns zu einer der härtesten bisher gemacht! Für die Zukunft wünschen wir uns, dass du deiner Schwester Südwind auch mal den Vortritt lässt. Ab Freitag dann bitte deinen Cousin Ostwind nach Holland schicken… Sonsts “klatschts”, aber keinen Beifall!

Wir verbleiben mit freundlichen Grüssen und hoffen auf eine baldige Umsetzung unserer Forderungen!

Flo “Rheinquerer”
Schülä “der mit den Wellen tanzt”

Liebe Freunde,

Wie ihr unserem Antrag an den Nordwind entnehmen könnt, war die heutige Etappe alles andere als ein Zuckerschlecken (a.k.a. En Zuckerschläckö). Aber alles der Reihe nach:

Nachdem wir in den letzten Tagen immer mit der Angst vor einem herannahenden Gewitter im Nacken gepaddelt sind, sollte heute laut Wetterbericht (ja, wir prüfen den Mist noch immer :P) ein regen- und gewitterfreier Tag werden! Dies stimmte uns bereits am Morgen euphorisch… heute war schliesslich auch der Start der letzten Etappe, welche komplett in Deutschland verlief, da wir voraussichtlich morgen die Grenze zu Holland überpaddeln werden :).

Die letzte Nacht haben wir in einem Apartement verbracht, was sehr angenehm war. Bis auf die paar Mal aufwachen, aufgrund meiner rechten Hand, welche noch immer Probleme macht, konnte ich mich gut erholen! Es scheint als wäre meine Hand etwas müde von der langen Reise und muss darum zwischendrin auf eigene Faust *hehe* einschlafen…
Schülä musste noch bis in alle Nacht Geburtstagskorrespondenzen führen, nun ist die Sonderbehandlung allerdings vorbei! Den ersten Tag mit einer 3 auf dem Rücken hat er zumindest schon mal bravourös gemeistert 😉

Kurz vor 9:00 machten wir uns auf den Weg zu unserer heutigen Einstiegsstelle in Kaiserwerth, welches wir nach der gestrigen “Erkundungstour” ja bestens kennen 🙂
Der erste Streckenabschnitt begrüsste uns mit relativ starkem Gegenwind, was uns aber nicht von einer Querung nach bereits 2km abhielt. In der Mitte des Rheins lag noch ein Schiff vor Anker, welches äusserst komische Geräusche von sich gab. Wir vermuten, dass dort Material vom Grund abgetragen wird.

Es herrscht nach wie vor einiges an Verkehr auf dem Rhein, vor allem Frachtschiffe kommen im Minutentakt an uns vorbei. Was stark abgenommen hat, sind Kreuzfahrtschiffe, dies kommt uns sehr gelegen, da wir langsam an ernstzunehmendem Winkmuskelkater gelitten haben 😉
Im Übrigen ist hier im hohen Norden der Schiffsverkehr weit weniger geregelt. Während weiter südlich jeweils das rechte Ufer mit einer roten und das linke mit einer grünen Boje gekennzeichnet war, sind hier maximal noch ein paar Stangen für die Kennzeichnung der Fahrrinne vorhanden. Dem entsprechend fahren auch die Schiffe…

Unsere erste Pause machten wir heute kurz vor Duisburg. Wir waren erstaunt, dass bereits knapp 2h seit unserem Start vergangen waren und wir erst 16km zürckgelegt hatten. Der Gegenwind zeigte bereits erste Konsequenzen.
Was dann folgte, kann man schon fast als Tortour bezeichnen… Sowohl die Strecke bis zur Bananenpause, als auch jene bis zum Mittagessen waren geprägt von starkem Gegewind. Wir haderten etwas mit dem Schicksal, da sich der Wind auch beim kurvigen Verlauf des Rheins in diesem Gebiet stets in unsere Richtung zu drehen schien! Es war wie verhext!

Das Mittagessen war in jeder Hinsicht eine karge Angelegenheit. Zuerst konnten wir keinen geigneten Platz finden, aber die Erschöpfung liess uns dann mit einem kleinen Uferstück im Dickicht Vorlieb nehmen. Dass die gestern gekauften Brote bereits staubtrocken waren, setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Mit etwas angeknackster Laune und ohne viele Worte beendeten wir unser Mahl und machten uns auf den Weg für die letzten 20km. Kurz vor Schluss legten wir nochmal eine Pause ein und konnten bereits wieder lachen. Nützte ja alles nichts, da mussten wir durch.

Zum ersten Mal auf unserer Reise hätten wir wohl gerne das Transportmittel getauscht, da am anderen Ufer ein Jet-Ski, völlig unbehelligt vom Wind, seine Runden drehte.

In Büderich angekommen, gönnten wir uns eine Pizza (Schülä’s erste seit 2 Wochen!!) und die Strapazen vom Tag waren bereits fast vergessen.
Trotz durschnittlicher Länge der Etappe und der gänzlichen Absenz von Schleusen oder Stauseen waren wir uns einig, dass der heutige Tag einer der anstrengendsten war. Villeicht sind auch unsere Akkus nach 13 Tagen nicht mehr ganz bei 100%… 😉

Karte

Distanz 55KM
Dauer 8h20

Tagesmotto
Nordwind is a B*tch!

Lessons learned
Flo: Wenn die Schultern bereits am Mittag brennen, wirds wohl ein langer Tag 😉
Julian: Beim Gegenwindpaddeln das Paddel weit genug von sich weg halten, sonst kommts dir bei der nächsten Böe entgegen.

Die Bilder findet ihr wie immer in der Galerie.

Tag 13

Salut!

Angefangen hat der heutige Tag für mich sehr gut… Zunächst zwei mal Nachts aufgewacht wegen meiner Konfirmandinnenblase, anschliessend dann senile Bettflucht um 0630. Wer mich kennt, weiss, dass das tatsächlich früh ist. War aber alles halb so schlimm, da das Frühstück schon ab 0600 im Hotel ready war. Also zunächst mal mein obligates Glässchen Milch und anschliessend ab in den Edeka, macht nämlich schon um 7 auf, um mir mein zweites Frühstück zu holen. 😉 Auf dem Weg dorthin hat mich dann mein Papa schon angerufen und gratuliert (der hat auch noch Mut um 0705 liege ich für gewöhnlich ja noch im Bett ;)).

Nach dem Frühstück haben wir dann das Board zur Wupper getragen und sind auf der Pfütze in Richtung Rhein losgepaddelt. Wir haben uns beide schon beim Frühstück für das kurze Dress entschieden, da es ein wenig schwül war. Dann gings zuerst mal Richtung Düsseldorf los… Nach 10KM fragte Flo dann wegen einer Pause an und nach dem ich ihn wegen seinem Post bezüglich Alter noch weitere 3 KM hab leiden lassen, liess ich Gnade vor Recht ergehen und wir haben uns dann ein Plätzchen gesucht um uns eins unserer, immer noch kühlen :), Red Bulls zu genehmigen. Die Stelle, die wir uns ausgesucht hatten, hatte noch eine wunderbare Geburtstagsüberraschung für uns bereit. Da waren nämlich zwei Stühle im Gebüsch versteckt und damit hat der Pausenplatz glatte 5 von 5 Pausenplatzpunkte abgeräumt… lauschiges Plätzchen am Rhein, super Sitzgelegenheiten, kühles Red Bull und sonniges Wetter… 😀

Flo’s neuer Lieblingsbeschäftigung haben wir dann mit ca. 8 Rheinquerungen (der Fluss ist mittlerweile sicher gute 250m breit) vor dem Mittag auch genüge getan und haben uns dann in Düsseldorf vor der sengenden Hitze unter eine Zugbrücke gesetzt. Leider weniger Natur und weniger ungestört, dafür gab es dann auch nur 2/5 Pausenplatzpunkte, dafür 4/5 Hobo-Punkte. 😉 Als Ersatz für eine Geburtstagstorte habe ich mir beim Bäcker mal wieder eins meiner geliebten süssen Stückchen besorgt. Diesmal gab’s wieder eine Vanille-Bretzel. Nach dem Motto ‘we care – we share’ hat Flo natürlich auch etwas von meinem Geburtstagskuchen abbekommen. 😉

Beim Weiterpaddeln durch Düsseldorf dachten wir dann kurzzeitig, wir seien auf einer Autobahn gelandet. Nach dem wir in der letzten Kurve vor der City nochmal eine Querung hingelegt hatten (ein Frachter kam von hinten und drei von vorne) und ich mich gerade über die grossen Wellen gefreut habe, die die Dinger verursachen, pfiff mich Flo dann hinter die Bojen zurück, da er meinte, dass es sich für einen alten Herren nicht gehöre, mit den Wellen zu tanzen. Nachdem ich mich dagegen entschieden hatte, ihn Baden zu schicken (obwohl er mir das heute ggf. hätte durchgehen lassen) paddelten wir brav auf der linken Seite durch Düsseldorf. Da war echt was los: Teilweise waren bis zu 4 Spuren mit Frachtschiffen, Tankern und Kreuzfahrtschiffen belegt und wir kamen langsam ins Grübeln, ob das wohl so bleiben sollte, da demnächst mal wieder eine Querung angestanden hätte. 🙂

Kurz hinter der City liess der Verkehr dann aber doch wieder merklich nach und wir konnten, mit etwas Rückenwind, mal wieder die Rheinseite wechseln. (Querung Nr. 11 für diesen Tag und die Letzte) Nach dem wir uns beim Mittagessen noch darüber gefreut hatten, dass bisher keine von Flo’s sog. Kumuluswolken vorhanden war (jedesmal wenn Flo auf eine Wolke zeigt und sagt, dass es eine Kumuluswolke sie, wird die Wolke sauer und es fängt anschliessend heftig an zu regnen… ungefähr ähnlich wie wenn ich mich eincreme ;)) hatte sich mittlerweile dann leider doch eine ziemliche Gewitterwolke über Düsseldorf zusammengebraut. Nach dem wir 5KM vor dem Ziel noch eine schwimmende Pause eingelegt hatten, drehte der Wind dann plötzlich und die Bise traf uns ziemlich unvorbereitet. Den Blick auf das Ende unserer heutigen Tagesetappe gerichtet (Kaiserswerth), fingen wir wieder an zu paddeln…. bis auf einmal Blitze aus der schwarzen Wolke über unserem Ziel herunterzuckten. 😐 2.5KM vor dem Ziel und dann sowas… Naja, zuerst mal anhalten und vom Wasser runter um zu schauen, wie weit wir denn noch entfernt sind. Um uns herum war nichts, das höher war als eine halbes SUP, schlechtes Zeichen… Eine kurze Navigationspause und geschätzte 5-6 Blitze später glaubten wir dann, dass wir es vielleicht mit Sitzpaddeln wenigstens noch ein bisschen näher ans Ziel schaffen könnten… Naja, nach 400 Metern und einem Blitzgewitter, wie ich es noch selten erlebt habe, entschieden wir uns dann definitiv dazu, die Boards halt die verbleibende Strecke zu tragen.

Boards raus, Gepäck runter, Regenjacke und richtige Schuhe an und los gings über das weite Feld in Richtung Kaiserswerth. Nach 100m dann die erste Stelle, bei der das Hochwasser noch nicht nachgelassen hatte. Ein echter Klassiker… 😀 Wir sind dann kurzerhand querfeldein und haben sogar den offiziellen Weg gefunden. Nach einem geschätzten Kilometer inkl. Gepäck und Boards dann die erste kurze Verschnauf- und Navigationspause und vorallem: Raus aus den Regenjacken, denn es hatte bis dahin immer nur geblitzt, aber nie geregnet. Wir waren immerhin auf dem richtigen Weg, jetzt ging es nur noch darum, das Hotel zu finden. Flo wollte seine Boardtragetechnik noch dadurch verbessern, dass er die ausgezogene Regenjacke zwischen seinen Kopf und das Board klemmte. Der Versuch kostete, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, einiges mehr an Kraft, als das zusätzliche Kissen an Erleichterung brachte. 😉

Mit den Boards und dem ganzen Gepäck auf uns haben wir dann in Kaiserswerth noch ein bisschen unfreiwilliges Sightseeing gemacht. Wir haben uns natürlich nicht verlaufen, wie böse Zungen behaupten könnten, sondern lediglich festgestellt, dass es dort, wo wir durchwollten, leider nicht durchging. Schlussendlich sind wir dann auf dem ursprünglich vorgesehenen Weg gelandet, den wir uns am Vorabend zurecht gelegt hatten. Nachdem wir unsere Regenjacken ja ausgezogen hatten, fing es dort dann auch wieder an zu regnen. Hit shappens… 🙂 Immerhin waren wir beide schon über die Verzweiflungsphase hinweg und nahmen das Ganze, so gut es ging, mit Humor. Im Hotel angekommen und die Boards verstaut, ging das Gewitter sicher noch 30-40Minuten weiter….

Wir hoffen jetzt natürlich für die kommenden Tage auf ein wenig besseres Wetter… Regnen darf es ja gerne, aber Blitze sind dann doch nicht so toll. Alles in Allem aber ein überaus beeindruckender Geburtstag, den ich so schnell wohl nicht vergessen werde. Mittlerweile sind wir bei Rheinkilometer 756 von 1032 angekommen, somit sinds noch 276KM bis zu unserem Ziel… 🙂

So far & immer eine handbreit Wasser unterm Kiel!

Karte

Distanz 53.1KM
Dauer 7h46

Tagesmotto
Breaking News: Zwei Querulanten beim Queren des Rheins entdeckt.

Lessons learned
Flo: Wenn man sich nicht rasiert, schwitzt man mehr… #hobobart
Julian: Auch an meinem Geburtstag kann das Wetter schlecht sein! 😉

Die Bilder findet ihr wie immer in der Galerie.

Tag 12

Saletti!

Heute starteten wir in aller Frische von Königswinter. Das Ziel des zwölften Tages unserer Reise sollte das 57km entfernte Rheindorf sein, welches zwischen Köln und Leverkusen liegt.
Als wir uns um 07:30 zum Frühstück setzten, war das andere Rheinufer aufgrund des dicken Nebels kaum erkennbar. Wir konnten allerdings regelrecht zusehen, wie die Sonne den Nebel wegschmolz und kurz vor dem Einwassern um ca. 09:00 hatten wir bereits strahlend blauen Himmel 🙂

Es war also richtiges Glacé-Wetter! Glücklicherweise hatte sich Schülä ein solches bereits am Abend zuvor gegönnt! (Wie zufrieden er damit war, könnt ihr in der Galerie in Bildform bestaunen ;)).
Man muss dazu sagen, dass er es auch verdient hat. Es ist faszinierend wie effizient (oder faul??) er manchmal ist… Zum Beispiel hat er nicht nur eine Vorlage für unsere Blog-Einträge, sondern auch für die täglichen Hotelanfragen!

Bevor es richtig losging, genossen wir noch ein eisgekühltes Red Bull, welches wir uns hart erkämpft hatten. Im Laden in welchem wir das Mittagessen gekauft haben, haben sie Red Bull aus dem Sortiment genommen, da es zu oft geklaut würde…. auch eine Lösung 😛 (Kommentar Schülä: *pfffffffff* lachhaft!)
Wir mussten also noch etwas weiter suchen… da ich aber weiss, dass Schülä ohne Red Bull am Morgen etwa so gut drauf ist, wie ich, wenn ich hungrig bin, war dies ein kleiner Aufwand. 😉

Nach dem Einwassern liess der erste Schock nicht lange auf sich warten! Ich stellte bei den ersten Paddelschlägen fest, dass mein Board extrem stark zur Seite dreht (bei jedem Schlag ca. 90 Grad). Mir war sofort klar, dass hier etwas nicht stimmte und vermutete, dass die Finne nicht an meinem Board befestigt war. Ich habe diesbezüglich schon einiges an Erfahrung, da ich schonmal ohne Finne in der Reuss von Sulz nach Mellingen paddeln musste… Da hatte ich die Finne vergessen…
Mit Einigem an Mühe paddelte ich wieder an Land und während Schülä am Ufer auf beide Boards aufpasste, rannte ich zurück zur Einwasserungsstelle um meine Finne zu suchen! Ich hatte unglaubliches Glück, denn sie lag nur leicht unter Wasser direkt am Ufer und ich konnte sie gerade noch ergreifen… böse Zungen (Schülä) würden behaupten, dass ich den Verschluss nicht richtig geschlossen habe ;). Mal wieder ein Morgen mit viel mehr an Aufregung, als man es sich wünscht :p

Nun konnte es also ein zweites Mal (diesmal wirklich) losgehen…
Der erste Streckenabschnitt führte uns durch Bonn. Da wir eine ziemlich hohe Kadenz anschlugen, machten wir relativ bald nach Bonn eine Pause. Trinken und Notdurft verrichten war angesagt (Schülä und seine Konfirmandinnenblase…. ;)).
Es ging in gutem Tempo weiter und bei Wessling folgte die Bananenpause. Wir konnten auch auf kurze Kleider umsteigen, da die Sonne weiterhin ziemlich drückte. Was aber dann passierte, haben wir auf den bisherigen 630km noch nicht erlebt!!
Kaum haben wir uns für die wohl verdiente Pause niedergesetzt, schwoll ein lautes Motorengeräusch an. Zuerst dachten wir, es handle sich um ein Schnellboot, wie man es auf den Rhein oft sieht, aber dann kam uns circa 3 Meter über dem Wasser und direkt am Ufer entlang ein Helikopter der deutschen Bundespolizei entgegen. Wir standen da wie vom Donner gerührt und waren uns wohl bewusst, dass wir 5 Minuten vorher genau an der Stelle noch auf dem Brett standen… wenn nicht der Schreck, hätten uns der Luftstoss oder die Wellen wohl Baden geschickt! (Siehe Galerie)

Mit dem Schreck noch etwas in den Knochen machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung Mittagspause, welche kurz vor Köln stattfand. Zum Essen gabs mal wieder, wie könnte es anders sein, Fleisch und Brot… Das Essen der Champions :P.

Bei der Durchquerung von Köln nach dem Mittag hatten wir mit unserer täglichen Ration Gegenwind zu kämpfen.
Nach einer Weile meinte Schülä vor uns einen anderen SUPer zu sehen! Der dunkle Fleck kam schnell näher, nicht weil wir so schnell waren, aber weil der Kollege gegen die Flussrichtung auf uns zu kam :).
Der SUPer-Genosse kehrte auf unserer Höhe kurzerhand um und begleitete uns durch Köln. Er war faziniert von unserem Projekt, und hat uns noch einige Tipps für die folgenden Kilometer mitgegeben! Wie andere Städte, war Köln nicht speziell angenehm zum “durchSUPen”, allerdings war der Kölner Dom durchaus einen Blick wert!

Nach Köln und ca. 12km vor unserem Tagesziel Rheindorf braute sich vor uns ein Gewitter zusammen. Als ich einen Blitz sah, legten wir einen Zwangspause von 30 Minuten ein. Das Gewitter zog allerdings an uns vorbei, wir haben diesbezüglich wirklich Glück bis jetzt! Wir konnten also den Rest der Etappe problemlos bewältigen und erreichten die Mündung der Wupper in den Rhein, welche das Ende unserer Etappe anzeigte.

Nach einem ereignisreichen Tag sind wir nun müde und zufrieden im Hotel angekommen. Das Restaurant ist eine ziemliche Spelunke und das Klientel ist auch etwas speziell, aber hey, unsere Ansprüche sind ja nicht hoch! (Gäll schülä?!?) 😉

Morgen ist übrigens Schülä’s 30. Geburtstag, man darf gespannt sein, ob er die körperliche Leistung in diesem Alter noch erbringen kann 😛

Karte

Distanz 56.9KM
Dauer 7h39

Tagesmotto
Jede Tag chli Gägewind liebt jede Maa und jedes Chind… 😉

Lessons learned
Flo: Eine 90° Drehung beim Finnenverschluss kann den Unterschied machen.
Julian: Flo’s neuer Lieblingssport: Rheinseiten wechseln… 😉

Die Bilder findet ihr wie immer in der Galerie.