Wie
ich Flo gestern versprochen hatte, sind wir heute morgen pünktlich gegen 0840
zu unserer Einwasserstelle gefahren worden. Chavi, der Mann der Gastgeberin, ist
Mechaniker und fährt nebenbei noch diverse Offroad-Rennen. So war es denn auch
nicht verwunderlich, dass er uns mit einem Geländewagen wieder an die Donau
gefahren hat. Anscheinend hat er das Ganze auch gleich als Übungsstrecke
genutzt denn er ist so schnell gefahren, dass ich mich 1. An der Türe festgeklammern
musste und 2. Mir Sorgen machte, dass es meine hartverdiente Morgenmilch wohl
nicht mit auf die Donau schaffen würde. 😉 Aber bei den vielen Pokalen die in seiner
Garage herumstehen, war es nicht verwunderlich, dass wir den Weg, für den wir
gestern zu Fuss ca. 18min gebraucht haben, innerhalb von 3min36 ohne Unfälle zurücklegten.
Thank you Shavi!
Einschub Flo: Ich hatte meine liebe Freude an der Fahrt! Ich weiss nicht was
Julian hat… So fährt er ja auch, er merkt es aber nur als Beifahrer 😉.
(Gell Sarah?)
Das
Einwassern ging dann aufgrund der aufkommenden Mücken wieder relativ schnell
und sogar Flo war erstaunt, wie schnell ich auf dem Wasser sein konnte. Um die
verbliebenen Mücken abzuschütteln bin ich bereits etwas in die Strömung rausgepaddelt
und habe dort auf Flo gewartet. Dabei fiel mir auf, dass ich unsere Jana (so
heisst unsere Ice-Tea Marke in Serbien) auf der Sonnenseite meines Nightbags festgemacht
hatte. Damit der Ice-Tea nicht noch schneller warm wird, als er es sowieso
schon werden würde, wollte ich ihn noch kurz auf der anderen Seite festmachen
und dabei ist es dann passiert… Flutsch war die Flasche im Wasser… Unsere schöne
und sogar noch kühle Jana… Dabei dachte ich dann, dass die Flasche ja
theoretisch wieder an die Oberfläche kommen müsste, aber vmtl war ein Monsterwels
schneller, denn sie ward nicht mehr gesehen. ☹ Nach einem kurzen Getränkecheck (wer hat wie viel
von was) entschlossen wir uns, die Etappe halt ohne Jana anzugehen und legten
los.
Wie
Flo gestern bereits erwähnt hat, befinden wir uns nun in der Nähe des Eisernen
Tores und die Strömung lässt hier schon etwas zu wünschen übrig. Aber auf der
guten Seite müssen wir vermerken, dass der Wind, der uns gestern geärgert hatte,
heute ganz brav blieb und sich fast gar nicht hat blicken lassen.
Zwischenzeitlich wären wir bei gefühlten 40° Aussentemperatur zwar schon wieder
froh gewesen um etwas davon… jaja, ich weiss, uns kann man es auch nie recht
machen… 😛 Aber zu unserer (oder vielleicht nur meiner?) Verteidigung muss ich
sagen, dass wir unsere Anforderungen schon stark reduziert haben. Mittlerweile gibt
es schon fast nichts besseres mehr, als nach dem Paddeln im Restaurant die
erste, natürlich KALTE, Apfelsaftschorle mit genügend Kohlensäure zu geniessen!
😊
Langer
Rede kurzer Sinn, wir sind nach dem Stauseepaddeln irgendwann an unser Ziel
gekommen. Das war auch höchste Zeit, denn einen guten Kilometer vom Ziel
entfernt hat es angefangen zu Donnern, als ob es kein Morgen geben würde. Wir
haben es aber noch knapp trockenen Paddels ins «Hotel» geschafft. Was uns hier
erwartete ist im Vergleich zu gestern wie Tag und Nacht. Die Appartements
gestern waren neu und wir waren die ersten Gäste. Jetzt sind wir an der
Serbisch-Rumänischen Grenze und die Zimmer haben 10€/Person gekostet. So sehen sie
auch aus (siehe Fotos)… Also falls wir morgen nicht mehr weiterbloggen sollten,
dann wahrscheinlich weil uns irgendwelche Käfer aufgfressen haben! 😉
Morgen
haben wir eine weitere bürokratische Tortur auf dem Programm, neben knappen
53KM Stausee dürfen wir uns in Serbien ab und in Rumänien wieder anmelden. Diesmal
darf Flo dann bloggen, wie das Ganze gelaufen ist, ich bin ja gespannt… 😀
Tagesmotto
Flo: Julian hat mir eine neue Lebensweisheit beigebracht: «Ein geteilter Keks
ist ein halber Keks!»… OK merci!
Julian: Offroad-Rally-Fahren zum Frühstück!
Tagesstatistik Distanz: 56.9KM Zeit: 7h33min Zeit in Bewegung: 7h21min
Wir
sind heute morgen ziemlich früh in Novi Sad gestartet. Unser Vermieter George
war bereits um 0815Uhr bei unseren Appartements und konnte es immer noch nicht
fassen, dass wir die ganze Strecke bis nach Novi Sad gepaddelt sind und wollte
unbedingt noch Fotos von unserer Abfahrt machen. Er hat sich also kurzerhand
unsere Nightbags (ja, das sind die schweren Dinger) geschnappt und ist damit Richtung
Donau gelaufen. Wir mussten also lediglich unsere Boards und die ‘leichten’
Daybags mit dem Wasser tragen! Was für ein Service! Thank you George! 😀
Nach
dem Lospaddeln haben wir dann zuerst mal eine kleinere Querung hingelegt und
fanden uns kurz nach der Stadt in einem relativ grossen Ankerplatz wieder, wo
allerlei Schiffchen und Container vor Anker lagen. Da auf dem Hauptkanal etwas Verkehr
war, beschlossen wir, durch die Schiffchen durchzupaddeln. Wir fühlten uns von
einem grösseren Schubgefährt zunächst etwas verfolgt, nachdem dieses aber einen
fetten Pingu-Slide hinlegte und sich am Ende des Ankerplatzes einreihte war die
Welt wieder in Ordnung. Es folgt, wie könnte es anders sein, ein kleines
Stauseechen und dem kleinen Stauseechen folgte dann natürlich auch noch ein
Grosses. 😊 Wir paddelten also mit etwas Sound in den
Ohren so durch die kleineren und grösseren Stauseechens und machten die eine
oder andere schwimmende Pause bis wir zum Kilometer 1221 kamen… Dort machten wir
zunächst mal etwas Party, da wir damit heute die Hälfte der Strecke bis zum
Schwarzen Meer bereits hinter uns gebracht haben! 😊
Das Ganze wollten wir natürlich ordentlich mit einer weiteren schwimmenden
Pause feiern, diese wurde aber leider jäh durch ein kleines Frachtschiffchen
gestört, dem wir wohl etwas im Weg waren. *ups* 😉
Da
als nächstes ein kleines Dörfchen an der Donau war und wir (schlauerweise) unzureichend
Flüssigkeit dabei hatten, dachten wir unsere Vorräte dort aufstocken zu können.
Wir paddelten also ganze 200m ZURÜCK(!) nur um festzustellen, dass der Laden
zwar tatsächlich nur 120m von der Donau entfernt war, allerdings wohl auch 50 Höhenmeter.
Ein bisschen weiter unten fanden wir dann aber ein Restaurant welches uns
frisches (und kaltes!) Wasser sowie ein Cola und ein Fanta verkaufte. Es gab
dann zur Mittagspause also kalte Getränke mit aufgewärmtem Schinken und
irgendwelchem komischen Körnchenbrot das abgepackt in Tüten verkauft wird…
Mittagessen für Champions! 😉
Anschliessend
lag dann auch nur noch eine lockere 25KM Etappe vor uns die durch ein paar mittlere
Stauseechen führte. Auf der langen Geraden, auf der wir den Schlussabschnitt starteten,
sahen wir schon von weitem, dass uns demnächst ein Schiffchen überholen würde
und kurz darauf sahen wir, dass auch noch eins von unten kam. Wir querten also
mal wieder «flugs» die Donau, die mittlerweile sicher schon ihre 600m Breite
hat, und hatten gut daran getan, da die Schiffchen jetzt auf einmal im
Minutentakt aufzutauchen schienen. An dieser Stelle muss kurz erwähnt werden,
dass das Schiffsaufkommen seit Wien, spätestens aber seit Budapest massgeblich
nachgelassen hatte und wir uns mit 4-5 Schiffchen/Tag sehr gut arrangiert
hatten. Flo fühlte sich dann zwischenzeitlich wieder auf den Rhein
zurückversetzt, da das Verkehrsaufkommen dort ähnlich hoch war.
Um
dem Ganzen zu entgehen, sind wir dann eine «Abkürzung» gepaddelt, die uns vmtl.
etwas mehr Energie gekostet hat, als wir auf dem Hauptarm verbraucht hätten,
dafür gabs dort dann keine Schiffchen mehr. 😊
Da
die Navigation auf dem Wasser nicht immer so einfach ist, wie bspw. beim
Autofahren (Einschub Flo: Navigieren im Auto ist schon schwer genug für mich 😉),
suchen wir unsere Hotels jeweils am Vorabend per Booking aus und Flo markiert
sie dann auf Google Maps damit wir auch ja nicht zu weit paddeln. Die perfekte
Ausstiegsstelle zu finden ist dann aber jeweils nochmal ein ganz anderes Thema.
Da die Donau aktuell noch immer Hochwasser führt, kann man sich nicht auf die Satellitenaufnahmen
verlassen und muss etwas suchen, bis man den Ort findet, den man wirklich
möchte. Während wir also in der letzten Kurve waren winkte uns ein Mann von
einem Restaurant her zu und deutete uns an, dass wir dort wo er war gut landen
konnten. Natürlich haben wir das dann auch gemacht und sind offenbar direkt beim
Kanuclub von Stari Banovci gelandet. Es kam dann auch gleich ein Kanu-Dude der
uns ausfragte woher wir kommen und wohin wir wollen. Nachdem wir unsere Story
erzählt haben, haben wir uns dann auch erlaubt zu fragen, ob wir unsere Boards
direkt dort lagern können bis wir sie morgen wieder brauchen werden und
natürlich: Jackpot! 😀 Also Boards ausgewassert, hingestellt, eine Apfelsaftschorle
in der Gartenwirtschaft genossen und bepackt mit nur den Bags uns auf den Weg
zuerst zum Einkaufen und anschliessend ins Hotel gemacht. 😊
Tagesmotto
Flo: Ab heute können wir sagen: «Es goht nüme so lang wies gange isch!»
Julian: Schon lange nicht mehr so wenig getragen wie heute! Tagesstatistik
Distanz: 63.1KM
Zeit: 8h21min
Zeit in Bewegung: 7h59min
Denn heute werden wir das
(vorerst) letzte Mal auf kroatischem Boden schlafen. 😉
Aber zuerst mal zurück zu heute Morgen: Wir haben gestern Abend trotz der
vielen Mückenstiche gut geschlafen und durften heute Morgen Frühstüc kroatischer
Art geniessen. Es gab alles Mögliche und natürlich jede Menge davon! Was wir
nicht aufgegessen haben wurde uns kurzerhand in Alufolie eingepackt. 😊
Der Weg zurück an die Donau führte
zuerst durch das Städtchen Erdut, wo übrigens das weltweit grösste Weinbarrel
beheimatet ist, und anschliessend durch das Tor zur Hölle (den Wald mit den
Mücken) bis zu unserer Einwasserstelle. Leider sind unsere Stossgebete nicht
erhört worden und die Mücken waren ungefähr so gut vorbereitet wie gestern als
wir da durch mussten. Trotz einem gefühlten Bad in Autan, AntiBrumm und
irgendwelchem ungarischen Zeug haben wir wieder einiges Einstecken müssen,
bevor wir uns auf unseren Boards in Sicherheit bringen konnten.
Die ersten paar Kilometer gingen
dann wie immer relativ gut von der Hand und bei der zweiten sitzenden Pause
(Bananenpause) hat Flo einem Teil des uns eingepackten Frühstücks eine Seebestattung
beschert, da sich bspw. Käse in der prallen Sonne halt einfach nicht so gut
hält… Wir hofften darauf mit den Köstlichkeiten noch einen Monsterwels anlocken
zu können, aber leider wurde daraus nichts. 😉
Nach unserer Einwasser-Erfahrung
haben wir die Mittagspause heute kurz hinter der Stadt Vukovar wiederum auf den
Boards verbracht und preisgekrönten Schinken und die Würstchen vom Frühstück
mit einem staubtrockenen Stück Weissbrot runtergeschlungen.
Kurz nach der Mittagspause waren
es dann auch nur noch knappe 22KM bis zu unserem heutigen Ziel in Sarensgrad. Als
wir nach der Kurve auf die Gerade kamen an deren Ende Sarensgrad liegt meinte
Flo relativ trocken: «Toll Bremgarten – Mellingen ohne Strömung und ohne Kurven»
😀
Vor dem Anlanden sprayte ich mich
schon mal vorsorglich mit meinem neuen Deo ein aber gerade als wir um die Ecke
kamen, sahen wir, dass es eine Betonrampe gibt! Sehr schön. Das Auswassern und
Appartement suchen funktionierte dann doch tatsächlich praktisch mückenfrei und
wir waren so froh darum! 😊
Unser Abendessen durften wir bei
unseren Gastgebern (einem ehemaligen Donaukapitän und seiner Frau!) auf der
Terrasse einnehmen und die Appartements die wir haben sind äusserst gemütlich!
Klimaanlage, Minibar, gemütliches Bett etc. alles da! 😀 und wir hatten heute schon ein bisschen Angst,
dass wir zu kurz kommen könnten. 😉
Alles in Allem könnte man den
heutigen Tag also mit Ende gut, alles gut zusammenfassen. 😊
Tagesmotto Flo: Kroatien hat uns durchwegs mit tollen Gastgebern verwöhnt! Julian: 1306 to go…
Tagesstatistik
Distanz: 60.4KM
Zeit: 7h21min
Zeit in Bewegung: 7h14min
Guten Abend sehr geehrte Mitleserinnen und Mitleser zuhause
an den Bildschirmen aus dem wunderschönen und mückenverseuchten Kroatien!
Man mag es kaum glauben, aber nach nur 21 Tagen (abzüglich
zwei Pausentagen) sind wir heute um ca. 1700Uhr über die Grenze von Ungarn nach
Kroatien gepaddelt. Ausserdem können wir heute eine weitere grosse Zahl feiern
und zwar sind wir heute am Donaukilometer 1440 vorbeigekommen, das bedeutet,
dass wir doch tatsächlich die ersten 1000KM dieser Reise (mehr oder weniger)
erfolgreich hinter uns gebracht haben. Was jetzt folgt sind lediglich noch 2
Stauwehre, ein 150KM Stausee und jede Menge Mücken & Hitze! What a
pleasure! 😉
Der Vormittag verlief relativ ruhig und wir konnten gut Kilometer
machen, so dass wir gegen 1300Uhr beim Zoll in Mohacs in Ungarn waren. Die
Zollstation ist 16KM von der Grenze entfernt und ich hatte schon das Gefühl,
dass wir heute mal einen kurzen Tag machen können, aber natürlich haben wir die
Rechnung ohne die Bürokratie gemacht.
Während Flo die Boards bewachte wollte ich uns also
korrekterweise am Zoll «kurz» abmelden… Ich ging also rein und fragte die Empfangsdame
was ich zu tun hätte. In lustigem Englisch fragte Sie mich, einen Haufen Sachen
und füllte mit mir 3 Formulare aus. Unter anderem ging es um Krankheiten an
Board und ob wir wohl illegale Ein- oder Auswanderer mitzuführen gedenken.
Nachdem ich die Prozedur über mich habe ergehen lassen und meinem Board den
einfallslosen Namen SUP I gegeben habe, gab sie mir also schlussendlich eine
Liste in die Hand und ich dachte damit wäre die Sache gegessen. Naja, zu früh
gefreut. Auf der Liste waren sämtliche Stationen des Gebäudes drauf, die ich
nun nacheinander aufsuchen musste. Ich durfte also zuerst zur normalen Polizei,
die wollte dann mal unsere Ausweise, also zurück zu Flo, seine ID holen, dann zurück
zur Polizei, Formular ausfüllen und ihm unsere Ausweise abgeben (ob das schlau
ist?), anschliessend durfte ich dann zur Border Control (also zum Zoll) der
wollte dann natürlich wieder die Ausweise sehen die ich vorhin abgegeben habe 😊
hab ich ihm dann versucht zu erklären und er ging genervt unsere Ausweise
holen. Immerhin hat er sie mir anschliessend auch wieder zurückgegeben. 😉
Dann gings ab zur Wasserschutzpolizei, der freundliche Herr konnte in etwa so
gut Englisch wie ich kroatisch und nachdem ich ihm zu erklären versuchte, dass wir
keine Kajaks und Kanus sind war bei ihm sowieso Feierabend und er hat einfach
einen Stempel auf unser tolles Formular gemacht. Wie mir gesagt wurde, bin ich
dann mit dem Formular nochmals zur normalen Polizei zurück, anscheinend hat mir
der Herr Polizist nicht getraut, daher gingen wir gemeinsam nochmal alle
Stationen ab und er fragte die Herren, bei denen ich zuvor war, ob ich auch
wirklich bei ihnen gewesen sei. (Anders konnte ich das nicht interpretieren 😉)
Schlussendlich hat er mir dann ein Formular in die Hand gedrückt und gesagt ich
dürfe, unter der Auflage, dass wir jetzt auslaufen, gehen. Nichts lieber als
das! 😊 Das Ganze hat mich übrigens sehr stark an
das hier erinnert:
Die ganze Prozedur hat doch tatsächlich 45min gedauert und
der arme Flo musste die ganze Zeit an ungeschützter Stelle in der Sonne ausharren
und auf unsere Boards aufpassen. 😐 Wir suchten dann anschliessend ziemlich
schnell mal ein Pausenplätzchen um unser, am Morgen zusammengeklautes,
Mittagessen zu geniessen. Der Pausenplatz verdiente sich gerade mal 2 von 5
Pausenplatzpunkten, da wir, wie üblich von einer kleineren Mückenplage
heimgesucht wurden. Dabei fällt mir gerade ein, dass ich aktuell ein neues Deo
ausprobiere: Es ist eine Mischung aus Sonnecreme in mehreren Schichten (je nach
Tageszeit) gepaart mit unterschiedlichen Anti-Mückensprays die nach Zitrone riechen.
😊
Nach dem Mittagessen sind wir die noch verbleibenden Kilometer
gesuppt und bei Flusskilometer 1433 sind wir dann aus Ungarn raus und nach Kroatien
reingesuppt. 😊 Von dort waren es dann nur noch 8KM bis zu
unserer Schlafstätte für heute, welche auf der kroatischen Seite der Donau
liegt. Beim Anlegen stand dann wieder ein Mückenschwarm als Empfangskomitee bereit
und labte sich an unseren schweissnassen Körpern. Ein grosser Pluspunkt heute war
allerdings, dass das Appartement in erster Reihe an der Donau steht und wir
somit dachten, dass wir äusserst schnell in Sicherheit und unter der erholsamen
Dusche landen dürften. Naja, was soll ich euch sagen? Wir haben uns (mal
wieder) getäuscht. Nach dem Eintreten kam der nette Ivan auf mich zu, der
leider kein Wort Deutsch oder Englisch spricht und hat mir per Sprachübersetzungsapp
mitgeteilt, dass wir unbedingt auf die andere Seite (also nach Serbien) müssen
um uns dort anzumelden. Er würde uns dann dort mit dem Auto abholen!? 😐
Nachdem ich das kapiert hatte und Flo gerade mit beiden Boards über der
Schulter angelaufen kam und ich ihm das erklärte schaute er kurzzeitig als
hätte man ihm das Abendessen vom Teller geklaut! 😉
Also haben wir uns (übrigens immer noch umgeben von einem riesigen
Mückenschwarm) die Boards nochmal geschnappt und sind damit auf die serbische
Seite übergesetzt. In diesem Sinne muss man fast schon sagen, dass es gut war,
dass die Donau fast keine Strömung hatte. Im Gegensatz zu der sehnlichst
erhofften kalten Dusche war es aber doch wieder eine Plackerei.
Aber jetzt wurde es erst mal richtig lustig: Wir suchten gemeinsam das
Zollhäuschen (was nirgendwo angeschrieben war) und sind dann aufs Geratewohl
mal ins erste Häuschen rein vor dem Flaggen wehten und ein paar Polizeiautos
rumstanden. Wir also frisch fröhlich in das Haus rein, durch zwei Türen durch
und haben nicht schlecht gestaunt: Prunk und Glanz wohin das Auge fiel! Alles
glänzte und glitzerte und wir kamen uns in unseren SUP-Outfits doch etwas fehl
am Platz vor… 😉 Nein, alles Quatsch, das Haus war eine ziemliche
Bruchbude und nach der zweiten Türe flogen doch tatsächlich Vögel durch die Eingangshalle!
😀 Natürlich war nichts irgendwie schlau angeschrieben resp. nur in kyrillischen
Buchstaben und wir suchten kurz bis wir den Zoll fanden. Die Panik von der
Tortur am Mittag kroch in mir hoch als der Zoll-Typ meinte wir müssten zuerst
zur Polizei…
Bei der Polizei gabs dann zwei Leute, wovon wenigstens einer (behauptete) Englisch
zu können. Wir haben ihm dann unser Anliegen geschildert und nach ein paar
Minuten des Studiums unserer Unterlagen meinte er, wir sollten doch bitte in
einer Stunde wieder kommen, weil dann der Schichtwechsel stattgefunden hätte.
Ich konnte kaum Luft holen, so schnell zählte ihm Flo unsere Strapazen auf und
liess keinen Zweifel an seiner dringenden Bitte, er möge doch jetzt unsere
Papiere kontrollieren, damit wir wieder gehen können. 😀 (So hab ich Flo auch
selten erlebt)
Nachdem sich die zweite Polizistin immer wieder eingemischt
hatte und zwischenzeitlich auch noch unser Gastgeber Ivan aufgetaucht war,
wurde das Chaos dann perfekt, da alle ein wenig durcheinander redeten, aber
schlussendlich haben wir unsere Ausweise zurückerhalten und durften dem Polizisten
in den ersten Stock zum Zoll folgen. (Schon wieder!) Wer jetzt denkt, die Geschichte
sei zu Ende: Weit gefehlt! 😉 Der Typ von der Zollbehörde hat dann
lediglich eine Kopie unseres Ausfuhrscheins aus Ungarn (zum Glück haben wir den
Mist dort auch durchgemacht) erstellt und dann das tolle Schalterfensterchen
zugemacht. Der Polizist hat sich verabschiedet und somit waren wir endlich frei!
Ivan meinte dann, immer noch per Sprachübersetzungsapp nota
bene, dass wir jetzt die Boards in sein Auto (einen VW Jetta Baujahr 1990)
einladen müssen um uns beim serbischen Zoll wieder abzumelden. Spätestens jetzt
waren wir total verwirrt, aber naja. Wie erstaunlich gut die Boards in Ivans
Auto gepasst haben, seht ihr in der Galerie. 😉 Nach dem Zoll in Serbien (also Ausfuhr)
mussten wir dann natürlich auch wieder durch den Zoll in Kroatien (also Einfuhr)
das ganze Spektakel hat auch wieder ca. 30min gedauert. Dafür hat uns Ivan dann
direkt zum Einkaufen gefahren und nach dem Duschen und frisch machen ist er
auch noch mit uns Essen gegangen, weil das nächste Restaurant ca. 6KM entfernt
ist (es gab Chevap!!). Wir hatten beim Essen übrigens interessante Übersetzungs-App-Diskusionen
mit Ivan und durften erfahren, dass die Mückenplage wohl in seinen 10 Jahren
hier nie so schlimm war! Es ist schön zu hören, dass es nicht an uns liegt 😊.
Was für ein Tag! 😀
Da wir hier so gut wie kein Internet haben gibts die Bilder und Karte leider erst morgen. Flo meint noch: Wir sind müde des Grauens! 😀
Tagesmotto
Flo: Ich hätte den Serben-Polizei-Dude gepaddelt, wenn er uns den Stempel
verwehrt hätte!!
Julian: Bürokratie des Grauens!
Tagesstatistik Distanz: 55.1KM Zeit: 9h07min Zeit in Bewegung: 6h36min
Heute morgen mussten wir unsere schöne, aber in Mückenhausen stehende, Supervilla wieder verlassen und sind gegen 0900Uhr eingewassert. Wir durften, zum Glück, feststellen, dass die Mücken tagsüber massiv weniger aggressiv sind, als sie es Abends sind. Da ich ja sowieso dafür bekannt bin, die Viecher anzuziehen, habe ich gestern nach der Dusche quasi in Antibrumm gebadet, genützt hat es allerdings herzlich wenig. 🙁 Die Dinger haben mich sogar durch das T-Shirt durch gestochen, alleine auf dem Rücken habe ich 6 Stiche. Natürlich versuche ich, wie mir geraten wurde, mich nicht zu kratzen. Wenn ich es aber tun würde, würde ich es vmtl wie in diesem Video bei Minute 2:16 tun 😉
Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, brachte ich das Lied, nachdem ich es einmal vor mich hergesummt hatte, nicht mehr aus dem Kopf und es verfolgt mich natürlich jetzt noch. 😉
Die erste Pause haben wir dann nach rund 14KM gemacht. Da Flo in Budapest seinen Bart gestutzt hat, wollte er wohl mal wieder ein paar Hobo-Punkte sammeln, die Pause haben wir nämlich unter einer Brücke gemacht. Es war schattig und mehr oder weniger mückenfrei. 🙂
Einschub Flo: Wir wissen ja, dass Julian klare Vorstellungen hat wenn es
um Pausenplätze geht. Ich war also sehr froh, dass ich unter der Brücke
meinen wohlverdienten Proteinriegel verspeisen durfte 🙂
Die Suche nach dem Mittagspausenplätzchen haben wir dann doch etwas ernster genommen und nachdem ich zwei mehr oder weniger gute Plätzchen abgelehnt hatte, haben wir dann gegenüber des Städtchens Dunaföldvàr die Mittagspause gemacht. Bis dahin hatten wir bereits 26 von unseren heute geplanten 55KM zurückgelegt.
Weiter ging es dann durch die schöne Beckenlandschaft von Ungarn und Flo und ich mussten feststellen, dass die Donau hier tatsächlich etwas mehr Strömung hat, als wir es auch schon erlebt haben. Allerdings begleitete uns auch heute wieder, mehr oder weniger den ganzen Tag, unser “guter” alter Freund der Gegenwind. 😐
Flo hat bei dieser Gelegenheit gleich zwei neue Fortbewegungsarten auf dem SUP entwickelt. Eine davon nennt sich Knee-Down-Paddle (KDP) und die andere ist die, die wir auch auf dem Stausee bereits angewendet haben… Das sitzende Paddeln. Natürlich müssen wir aber auch die Vorteile des Winds ganz klar herausstreichen: Man schwitzt massiv weniger (sozusagen luftgekühlt) und es hat (fast) keine Mücken, was natürlich auch sehr nett ist.
Die KM flossen aber doch nur sehr zäh dahin und wie wenn das nicht schon genug gewesen wäre, fand sich auch noch ein Sportbootdepp der es lustig fand vor uns Wellen zu generieren, sodass wir neben dem Wind auch noch mit ein paar Wellen kämpfen durften. Auf den letzten 5KM verliess uns dann unser “Glück” auch noch und wir durften den Rest noch in brütender Hitze und ohne die kleinse Brise fertigpaddeln.
Das Einkaufen haben wir dann gleich beim Appartement-Suchen erledigt, da der Laden sowieso nur noch bis 1830 offen gehabt hätte. Die letzte Übernachtungsmöglichkeit, die wir in Paks gefunden haben, ist aber leider irgendwo am Berg der Stadt, sodass wir unsere geliebten Boards doch noch ein ganzes Stückchen schleppen durften. Flo meinte dann zwischenzeitlich, dass falls er umkippen sollte, es daran liegt, dass ihm die Trageriemen die Halsschlagader abdrücken… Zum Glück ist aber nichts passiert und wir sind wohlbehalten angekommen. 🙂
Tagesmotto Florian: Stolzer Sitz-Paddler! Julian: Probiers mal mit Gemütlichkeit!
Tagesstatistiken Distanz 54.7KM Dauer 8h31min Zeit in Bewegung 6h46min