Tag 32

Hallöchen!

Nach einem erholsamen Ruhetag gestern haben wir es heute wieder auf die Bretter geschafft! Um den Tag auch mit genug Energie zu beginnen, gabs zum Frühstück Brot mit Fineti-Aufstrich… Ich konnte Julian nur knapp davon abhalten den ganzen Topf Fineti einzupacken, um diesen Nutella-Verschnitt auch zuhause geniessen zu können 😉.

Nachdem wir uns ausreichend gestärkt hatten holten wir unsere Boards aus der Garage, wobei ich erschrocken feststellen musste, dass mein Board quasi keine Luft mehr drin hatte!! Wir waren sehr besorgt, da wir das Brett gestern noch geprüft hatten und alles komplett in Ordnung zu sein schien! Es blieb mir nichts anderes übrig, als das Brett zum zweiten Mal innert zwei Tagen zu pumpen und zu hoffen, dass die Luft diesmal drinnen bleibt…

Unsere Gastgeber liessen es sich nicht nehmen uns für einen reibungslosen Start unserer Etappe mit dem Auto an die Donau zu fahren. Für die Boards wurde sogar noch der Nachbar aufgeboten, welcher den Transport im Rumänien-Stil durchführte (siehe Galerie) … wir fühlten uns stark an unserer Fahrt von Serbien über die Grenze nach Kroatien erinnert 😉.

Wir nahmen also die ersten 20 Kilometer zur letzten Schleuse auf unserem Trip in Angriff! Bei der ersten schwimmenden Pause konnten wir verdächtige Geräusche hören, welche von meinem Brett ausgingen. Zu diesem Zeitpunkt erinnerten wir uns dran, dass wir ähnliche Geräusche schon auf unserer Halbtagesetappe gehört hatten, uns allerdings damals nichts dabei dachten! Wir kamen also zum Schluss, dass mein Board wohl während dem zusammenfalten in Orsova einen Schaden davon getragen hatte ☹. Da ich momentan noch keine Veränderung beim Paddeltempo feststellen konnte, beschlossen wir am Abend das Board zu prüfen. Kurz nach der Pause hatten wir ein weiteres Mal Besuch von der rumänischen Border-Police, was für uns inzwischen schon fast ein alter Hut ist… Ob das wohl im Grenzgebiet Rumänien-Bulgarien etwas nachlassen wird…?

Für das Bewältigen der letzten Schleuse hatten wir uns für einen kleineren Nebenarm auf rumänischem Boden entschieden, welcher zwar auch mit einer Schleuse abgegrenzt ist, aber einiges einfacher fürs Umtragen geeignet schien, als das «Eiserne Tor 2», welches am Hauptarm liegt (siehe Karte). So brachten wir die letzten Kilometer bis zu diesem Hindernis hinter uns und waren uns bis kurz vor der Staumauer unschlüssig, wo wir am besten anlanden sollen. Wir haben uns dann für eine kleine Landzunge zwischen einem Gebäude und der Staumauer entschieden. Ich habe die Aufgabe gefasst die Gegend zu erkunden und nach einem geeigneten Weg hinter die Schleuse zu suchen. Als ich so durch das Kraftwerksgelände schlenderte, rannte mir ein offiziell gekleideter Mann entgegen, welcher sich als Schleusenarbeiter entpuppte. Er machte uns schnell klar, dass dieser Nebenarm für uns tabu sei und wir über den Hauptarm zum Eisernen Tor 2 paddeln müssen, um da auf serbischer Seite durch die Schleuse zu kommen… drei Polizisten und 4 Hunde welche wenig später auch noch zur Party hinzustiessen bestätigten diese Aussage lautstark 😊.

Wir mussten also wohl oder übel das kurze Stück Seitenarm wieder zurückpaddeln, um den Hauptarm zu erreichen. Bei der letzten Pause vor der Schleuse war meine Laune etwas angeknackst… zum einen aufgrund des unnötigen Umwegs und zum anderen war ich nicht besonders scharf drauf mit den SUPs durch die Schleuse zu gehen (ganz im Gegensatz zu Julian, welcher sich darauf freute, die verpasste Chance am Eisernen Tor 1 vergessen zu machen!). Somit war es auch an ihm mich wieder aufzubauen, was er mit den Worten, «Hey, immerhin sind wir noch immer nicht verhaftet worden!», mal wieder grandios umsetze 😉.

Wir paddelten also weiter bis zur Schleuse und waren nicht erstaunt, dass jegliche Beschilderung oder auch ein Telefon zur Kontaktaufnahme komplett fehlten. Wir paddelten also einfach mal aufs Geratewohl in die Schleuse rein und siehe da… laut dem anwesenden Schleusenwart war alles «Dobro» und wir sollten bis ans Ende der Schleuse paddeln und dort unsere SUPs festbinden (ohne Seil hiess das wohl einfach «uns festhalten» 😊). Er teilte uns auch noch mit, dass wir auf ein Cargo-Schiff warten müssten, mit welchem wir uns die Schleuse teilen…yay!

Während Julian grinste wie ein Honigkuchenpferd war ich doch reichlich nervös, was sich dadurch zeigte, dass ich trotz fortgeschrittener Stunde (14:00) überhaupt keinen Hunger verspürte… wer mich kennt wird wissen, dass dies nicht üblich ist 😊. Nach einer Weile kam das Cargo-Schiff dann langsam in die Schleuse getuckert und platzierte sich ein gutes Stück hinter uns in der Schleuse – ich war schon etwas weniger besorgt. Als sich der Wasserspiegel dann langsam zu senken begann und keine Wirbel oder Wellen entstanden, konnte auch ich diese spezielle Erfahrung wertschätzen 😊.

Einschub Julian: Wie einfach es einem (also Flo) doch die Laune verhageln kann, wenn er auf einmal gezwungen wird durch eine Schleuse paddeln zu müssen ist schon erstaunlich. Kurz vor der Einfahrt meinte er dann noch, dass er jetzt also definitiv die Hosen etwas voll hat, aber wie beschrieben verlief alles ganz easy und wir sind um eine gute Erfahrung reicher. There is no need for a plan B! 😉

Als sich das Tor der Schleuse öffnete konnten wir ungehindert hinauspaddeln und wir genossen das Gefühl das letzte von Menschenhand geschaffene Hindernis bis zum Schwarzen Meer hinter uns gebracht zu haben! Die verbleibenden 13KM konnten wir sogar noch mit etwas Strömung bewältigen, was nach der letzten stauseelastigen Woche eine Wohltat war… wir geniessen es solange es hält 😉.

Nach der Ankunft in Gruia und der wohlverdienten Dusche machten wir uns daran mein Board zu prüfen. In der heutigen Etappe hatte es 25% der Luft verloren und somit war klar, dass irgendwo ein Leck entstanden sein muss. Ich pumpte das Board nochmal voll auf und wir gossen vorsichtig Wasser über die Unterseite des Boards… und tatsächlich, ein winziges Loch, welches von blossem Auge kaum zu erkennen war! Julian holte sein SUP-Flickzeug und verarztete mein Brett sehr professionell! Ich hoffe also, dass ich ab morgen wieder ohne Luftverlust durch die Gegend paddeln kann 😊.

Tagesmotto
Flo: Luftverlust am Morgen bringt Kummer und Sorgen!
Julian: Heute hat sich das letzte Eiserne Tor auf unserem Weg zum Schwarzen Meer für uns geöffnet.

Tagesstatistik
Distanz: 45.6KM
Zeit: 7h13min
Zeit in Bewegung: 5h42min