Tag 8

Grias eich!

Die letzte Nacht haben wir beim Bäcker geschlafen. Ein wirklich cooles Konzept welches vor allem für Julian und seine Vorlieben für «süsse Stückchen» ein absolutes Highlight war.

Dieses «Schlafen beim Bäcker» befindet sich in Ybbs, von wo wir heute morgen losgepaddelt sind. Ybbs ist eine kleine Stadt an der Donau, welche wir gestern Abend noch besucht haben, nicht nur um zu Essen, sondern um neue Strassenschuhe für Julian zu kaufen. Seine ziemlich neuen Schuhe sind ihm tatsächlich zu eng! Da wir bereits mit genügend kleineren Blessuren zu kämpfen haben, welche bei so einem Trip nicht zu umgehen sind, dachten wir uns, dass wir abgestorbene Zehen nicht auch noch auf die Liste setzen wollen!

Was bei Julian die Füsse sind, sind bei mir die Hände, welche sich inzwischen ein wenig bemerkbar machen. Ich habe also gestern eine selbstverordnete «Perskindol-Kur» gestartet, welche bereits erste Linderung bringt… Immerhin brauche ich meine Hände noch mindestens 6 Wochen fürs Paddeln und Bloggen 😊

Frisch gestärkt vom Bäcker haben wir uns also für den Tag bereit gemacht. Das einzig störende dabei für mich war, dass ich wieder in meine Wasserschuhe rein musste, welche seit gestern ziemlich heftig müffeln. Ich dachte doch zwischenzeitlich wirklich, dass ich in Katzenscheisse getreten bin, musste aber betrübt feststellen, dass es die Schuhe selbst sind… Naja, ist ja klar, dass WASSERschuhe in Zusammenhang mit Nässe direkt vermodert riechen!

Das Einwassern ging relativ flott – obwohl wir erst eine ziemlich steile Felsböschung runterklettern mussten, hatten wir schon weit schlimmere Einstiegsorte erlebt. Nach circa 45 Minuten auf dem Wasser stellten wir fest, dass es 10 Uhr war und wir somit vor exakt einer Woche unsere Reise in Voburg an der Donau gestartet hatten! Die Zeit vergeht wie im Fluge wenn man SUPed 😊.

Im Gegensatz zu gestern war heute Hochbetrieb auf der Donau. Die Schiffe kamen zu unserem Leidwesen im Minutentakt an uns vorbei. Die Schifffahrt ist prinzipiell kein Problem für uns SUPer, es ist allerdings lästig, da gewisse Schiffe ziemlich grosse Wellen verursachen. Vor der ersten Schleuse hatten wir kurzfristig das Gefühl von einem riesigen Kreuzfahrtschiff verfolgt zu werden. Wir waren allerdings unnötig paranoid, da das Ungetüm noch früh genug abdrehte um zur Schleuse zu kommen.

Das Stauwehr überwanden wir, wie gewohnt, über den alten Arm der Donau, was sich als gute Lösung für uns herausgestellt hatte. Mit dieser Taktik müssen wir uns nicht mehr mit unkooperativen Schleusen-Mitarbeitern (aka Schleusendudes) herumschlagen. Mit diesem Stauwehr haben wir das siebte von insgesamt zehn in Österreich überstanden *freu*.

Anschliessend fanden wir ziemlich schnell einen guten Mittagsplatz, sogar mit Sitzbank, welche allerdings etwas von Gestrüpp überwachsen war. Es war als ob jemand unsere Kommentare belauscht hätte, denn nach circa 10 Minuten kam ein netter älterer Herr (wohl von der Stadtverwaltung) und säuberte die Sitzbank von jeglichem Gesträuch! Einem gemütlichen Mittagessen stand nichts mehr im Weg.

Nach dem Mittag entschieden wir uns Barfuss zu SUPen (ihr erinnert euch an meine müffelnden Schuhe) um unseren Füssen etwas Luft zu gönnen. Nach einer Woche mit Schuhen war es ein komisches Gefühl, welches aber schnell verflog. Es SUPt sich halt einfach am besten mit direktem Kontakt zum Brett 😊.

Den Rest des Tages bis zur letzten Pause bei der Fähre von Spitz war es noch immer sehr voll auf der Donau. Eine weitere Beschäftigung neben dem Grossschiff-Slalom war das Jacke aus- und anziehen… Das Wetter war sehr wechselhaft geworden.

Als wir in Dürnstein angekommen waren meinte Julian so beiläufig, dass er seine Schwimmweste nicht mehr findet. Es stellte sich heraus, dass er diese bei der letzten Pause in Spitz liegen gelassen hatte… Die unfassbare Story wie er sie sich wieder beschafft könnt ihr morgen exklusiv auf diesem Blog lesen! 😊

Dürnstein ist ein sehr schönes Dorf direkt in den Berg gebaut. Anscheinend ist dieser Ort eine der bekanntesten Touristendestinationen in ganz Österreich. Wir konnten diesen Umstand problemlos bestätigen, als wir unsere Boards und Gepäck etwa 100 Treppenstufen hochtrugen – ganz zur Verwunderung der unzähligen Touristen 😊. Uns wurde sehr schnell klar, warum die Strasse, an welcher unser kleines Häuschen für die Nacht steht «Am Bergl» heisst… Hätte Julian seine Uhr nicht vorzeitig schon ausgeschaltet, hätten wir heute in der Tagesstatistik auch noch die Höhenmeter ausweisen können.

Als Abschluss für heute eine kleine Geschichtsstunde mit Prof. Flo: Im Schloss Dürnstein wurde der englische König Richard Löwenherz im 12 Jhdt. gefangen gehalten.

Tagesmotto
Flo: Lass deine Füsse ab und an die frische Luft!
Julian: Zieh deine Schwimmweste bei der Pause nie mehr aus!

Tagesstatistik
Distanz 51.2km
Zeit 6h22min
Zeit in Bewegung 4h33min