Tag 9 & 10
Hallöchen zusammen,
Da der gestrige Blogeintrag einzig der Schwimmwesten-Story gewidmet war, folgen nun wie versprochen Tag 9 (Sonntag) und Tag 10 (Montag). Zuerst aber noch ein kleiner Nachtrag meinerseits zum Samstag: Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich gut gelacht, als ich die Schwimmwesten-Story aus erster Hand gehört habe. Was Julians Erzählungen für mich noch lustiger machten war der Fakt, dass ich, während er durch die «Marillen-Hölle von Wachau» radelte, einen Abendspaziergang durch Dürnstein machte und mich an einem köstlichen Glacé gütlich tat (keine Marille…Haselnuss!). Nun aber genug der Schadenfreude… wichtig ist, dass der Sicherheit nun wieder bei uns beiden Genüge getan ist!
Der 9. Tag startete also in Dürnstein, welches erfrischend frei von Touristen war – nicht verwunderlich für einen Sonntagmorgen. Wie man es von uns kennt, hatten wir mal wieder äusserst intellektuelle Morgengespräche – das Thema diesmal: «Die Höhe der Toilette in unserer Unterkunft». Man stelle sich vor, sein morgentliches Geschäft zu verrichten, während die Beine den Boden nicht berühren und wie bei einem Kind nach unten baumeln, weil der Topf so hoch angebracht ist! Es hört sich vielleicht lustig an, kann aber tatsächlich am «Erfolg» hindern! 😊
Durch erfrischende Themen hoch motiviert starteten wir also unsere Etappe, wie könnte es anders sein, mit einem Stausee (es sollte nicht der Letzte bleiben). Nach circa 15 Kilometern legten wir eine Pause an Land ein. Wir mussten unsere wohlverdiente Bananenpause allerdings unterbrechen, als sich eine Gruppe von jungen Wilden entschied just vor unserem Pausenplatz Wakeboarding zu betreiben. Wir sind ja absolut «pro Wassersport», waren allerdings etwas verstimmt, als das Sportboot zum 4. Mal vor uns hoch und runter brauste.
Am Ende des ersten Stausees war es bereits Zeit fürs Mittagessen, nur um direkt anschliessend in den nächsten Stausee einzuwassern. Ihr wundert euch vielleicht über die vielen Berichte über Stauseen, da wir doch eigentlich auf einem Fluss SUPen… Es ist allerding so, dass dieser Abschnitt der Donau nur so von Stauwehren übersät ist – ganz zu unserem Leidwesen. Der zweite Stausee zog sich in die Länge und die ganze Angelegenheit wurde vor Allem vor dem Sportboot-Hafen in Tulln richtig lästig! Man sollte erwähnen, dass Sportboote (die Dinger die ihr wohl von Seen in der Schweiz kennt) zwar sehr klein sind, aber aufgrund der Geschwindigkeit viele Wellen generieren. Diese Wellen sind nicht wie bei grossen Schiffen hoch und rund, sondern flach und zahlreich. Als wir permanent von diesen Wellen gebremst wurden und uns die Sonne den Nacken versengte, veranschlagte Julian eine Pause, welche ich auch sehr begrüsste!
Nachdem wir uns ein wenig im Schatten ausgeruht hatten, wollten wir den Rest der Etappe in Angriff nehmen… und da passierte es: Ich hörte ein lautes *platsch* hinter mir und habe nur noch gesehen, wie Julian im Wasser liegt! Ich dachte mir direkt «DES IS DER WOOONSIN» – ich habe nicht erwartet, dass ich mich auf diesem Trip länger ohne «Reinfall» halten kann als Julian! Man muss allerdings zu seiner Verteidigung sagen, dass es echt fiese Steine direkt bei unserer Einwasserungsstelle hatte, in welchen sich seine Finne verkeilte. Erschwerend hinzu kam wohl seine Müdigkeit von der vorabendlichen Velo-Tour… 😊
Trotz aller Widrigkeiten schafften wir es gegen circa 18:30 ins Hotel in Greifenstein (kurz vor Wien). Das Hotel war ziemlich zwielichtig und massiv überteuert, aber wir waren trotzdem froh nach einem harten Tag einen Platz für die Nachtruhe zu haben.
Als Samstagabend-Programm sind wir noch per Taxi in eine Tankstelle gefahren, da es mal wieder keinen Laden in diesem Kaff hatte. Wir mussten nämlich dringend unsere Vorräte an Red Bull und weisser Voll-Nuss auffüllen!
Tagesstatistik
Distanz 59.3km
Zeit 8h58min
Zeit in Bewegung 6h58min
Heute (Montag) war der 10. Tag unserer Reise und somit Jubiläum! Wir erwachten im zwielichtigen Hotel in Greifenstein und waren froh festzustellen, dass sowohl unser Geld als auch unsere Organe über Nacht nicht geklaut wurden! Das Frühstück war passend zum Gesamteindruck eher karg und wir waren insgesamt froh von da weg zu kommen!
Da Julians Morgenroutine generell etwas länger dauert als meine, habe ich schon mal unsere Boards aus dem Keller geholt (die waren auch noch da!), sodass wir uns direkt aufmachen konnten unsere Etappe, welche uns durch Berlin führen sollte, zu starten.
Dem aufmerksamen Leser dürfte aufgefallen sein, dass hier wohl ein geografischer Fehler vorliegt! Berlin liegt natürlich nicht an der Donau! Ich kann nicht genau sagen warum, aber ich habe in den letzten Tagen stets Wien mit Berlin verwechselt. Julian meinte nach dem 10. Mal: «Das nächste Mal, wenn du es falsch sagst, wirst du gepaddelt!!», dies hat den Knoten gelöst. 😊
Entgegen unserer Erwartungen hat sich Berlin dann als sehr SUP-freundliche Stadt entpuppt. Wir konnten uns stets auf der linken Seite an der Donau-Insel entlang aufhalten. Die Insel ist ein Naherholungsgebiet der Wiener und somit grösstenteils frei von Schiffen oder Industrie. Eine sehr lustige Erfahrung war das Passieren eines schwimmenden Gymnasiums, welches sich in zwei umfunktionierten Schiffen am Ufer der Donau befindet. Es war wohl bezeichnend für einen Montagmorgen, dass die Kinder hauptsächlich damit beschäftigt waren uns zu winken statt dem Unterricht zu folgen. 😊 Am Ende von Wien überwanden wir auch noch das zehnte und letzte Wehr in Österreich. *freu*
Diese letzte Hürde markiert auch das Ende unserer Fehde mit den Schleusen-Dudes in Österreich. Der letzte Dude hat den Vogel aber noch einmal abgeschossen: Nachdem er uns widerwillig Umtragen liess (es gibt einfach keine Alternative, da wir nicht geschleust werden können), meinte er am Telefon noch, dass wir ausnahmsweise Umtragen dürfen, da momentan alle Schleusentore geschlossen sind. Uns ist nicht ganz klar ob das Öffnen eines der Schleusentore, während wir hinter dem Wehr wieder Einwassern wollten (10 Minuten später…), ein schlechter Scherz war!
Neben dem Ärger mit der Schleusenverwaltung wurden wir unfreiwillig Zeuge der Freizügigkeit der Wiener. Bereits an der Schleuse sonnte sich ein älterer Herr direkt neben dem Gehweg und gab sich nicht die geringste Mühe seinen Piepmatz zu verbergen. Im ähnlichen Stil konnten wir heute immer wieder am Ufer Fans der FKK-Bewegung beobachten. *Piepmätzer überall*
Auf der positiven Seite war zu verbuchen, dass wir nach dem letzten Stauwehr in Wien endlich mal wieder die lang vermisste Strömung geniessen durften die uns durch die schönen, aber viel befahrenen Donauauen brachte! Eben dieser Strömung war es zu verdanken, dass wir am Nachmittag sehr gut vorankamen.
Seit einiger Zeit verfolgen wir eine großartige Zusammenstellung eines Kanuten, welcher grosse Teile der Donau befahren hat. Aus dieser Quelle haben wir die Information, dass zwischen Wien und Bratislava der «Twin City Liner» verkehrt – ein Katamaran, welcher sehr schnell unterwegs ist und sich teilweise nicht an die Fahrrinne hält. Schlau wie ein Fuchs hat Julian die Fahrzeiten dieses Schiffs abgeklärt und wir waren somit nicht überrascht, als es uns kreuzte. Zugegeben, dass Ding war ziemlich schnell unterwegs, die vom Kanuten vorangekündigten paar Sekunden bevor er auf der gleichen Höhe ist, hat er dann aber doch nicht ganz erreicht.
Dank der guten Strömung konnten wir heute eine lange Etappe in einer guten Zeit hinter uns bringen und kamen circa 17:30 in unserer Unterkunft an… Der Kontrast zu gestern könnte nicht grösser sein und wir geniessen es in vollen Zügen! Es hat sogar Gläser auf dem Zimmer, wodurch sichergestellt ist, dass Julian seine «Gute-Nacht-Milch» nicht wieder aus einer abgeschnittenen PET-Flasche schlürfen muss 😊.
Einen guten Start in die neue Woche!
Flo
Tagesstatistik
Distanz 65.5km
Zeit 7h32min
Zeit in Bewegung 5h47min
2-Tagesmotto
Florian: Teures Hotel ist nicht gleich gutes Hotel
Julian: Nach diesem Stausee und dem nächsten Stausee ist nur noch ein Stausee übrig…
Einen Florian paddeln: das bedeutet paddeln im eigentlichen Sinn..!
Ey sag mal, warum “Marillen-Hölle”?? Die Gegend ist doch schön dort 🙂
Ihr seids der WOOOHNSINN! 🙂