Tag 6

Servus!

Heute sind wir im verschlafenen Dörfchen Mauthausen aufgewacht. Ich erwähne dies explizit, weil ausser der Pension, in welcher wir genächtigt haben, nur noch weitere 5 Häuser dastehen. Julians Kommentar war: «Wenn es wirklich einen Ort gibt, an dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, ist es dieser».

Nach dem Frühstück machten sich bei mir bereits die ersten Schwierigkeiten mit Laufen auf festem Grund bemerkbar. Jene die bereits unsere letzte Reise mitverfolgt haben, dürften wissen, dass sich eine gewisse Unsicherheit beim Laufen einstellt, wenn man den ganzen Tag auf dem SUP steht. Ich konnte mich glücklicherweise nochmal fangen und habe mich nicht vor dem Hoteleingang auf die Nase gelegt. 😊

Vor dem Start habe ich noch nach weiteren Ausreden für den Umstand gesucht, dass ich einfach immer einen kleinen Ticken langsamer bin als Julian, vor Allem wenn die Donau kaum fliesst (also bisher fast immer…). Hat der Schelm doch einfach ein grösseres Paddelblatt (siehe Foto). Er nutzt momentan unser altes Ersatzpaddel, weil sein neues wohl «geknarzt» hat… Ob er wusste, dass dieses Paddel ihm Wettbewerbsvorteile verschaffen würde, bleibt für immer sein Geheimnis…

Nachdem wir gestern durch ein Schlammfeld nur knapp zu unserer Unterkunft gekommen sind, wollten wir heute nicht denselben Fehler machen und haben uns einen anderen Einstiegspunkt gesucht. Leider stellte der steinige Abhang eine ziemliche Herausforderung dar – es führte allerdings zu einigen (für mich) lustigen Fotos 😊. Endlich auf dem Wasser angekommen, konnte der Tag mit einem 5 km Stausee-Frühsport beginnen. Die Sonne lachte am Himmel, was uns nach den zwei vorangegangenen Regentagen doch sehr freute.

Beim ersten Stauwehr des Tages angekommen, machte Julian den obligaten Anruf zur Schleusenverwaltung. Der Herr an der anderen Seite der Leitung war nicht sehr hilfsbereit. Die Umtrage-Anlage war gesperrt und durch die Schleuse dürfen wir auch nicht. Beharrlich wie er ist, hat Julian einen Deal mit dem Herren ausgehandelt, welcher leider ca. 1.2 Km zu Fuss (mit Board und Gepäck) beinhaltete. Hinter der Schleuse angekommen, durften wir feststellen, dass trotz Überfall (so sagt man, wenn das Wasser über die Staumauer und nicht durch die Turbine läuft), überhaupt keine Probleme für den Wiedereinstieg bestanden, viel Wind (oder Wasser) um nichts!

Um die Strapazen und den Frust des ersten Umtragens zu vergessen, beschlossen wir kurz danach eine Pause einzulegen. Julian fand sogar noch einen Laden um kühles Red Bull zu kaufen. Das Grinsen auf seinem Gesicht spricht Bände! 😊 Dieser Erfolg entschädigte ihn eventuell sogar für die nassen Füsse, welche er sich beim Wiedereinstig nach dem Stauwehr zugezogen hat!

Wie es auf der Donau in Österreich so ist, ist nach dem Stausee vor dem Stausee! Wir haben also Stausee Nr. 2 für diesen Tag in Angriff genommen. Wir waren generell etwas besserer Dinge, da wir dachten, dass wir vor der Schleuse in einen Nebenarm der Donau wechseln können, um so das mühsame Umtragen vom Vormittag zu vermeiden. Wir haben die Rechnung allerdings nicht mit dem Brennnesselfeld am Ufer des Nebenarms gemacht – es war schlicht kein Durchkommen! Alternativ haben wir dann auf der anderen Seite auf einen kleineren Stausee gewechselt, welcher als Übungsfeld für den örtlichen Ruderverein dient. Strömung hatte es da auch nicht, aber immerhin blieb uns das Tragen weitgehend erspart. Das Rennen gegen den Ottenheimer 4er haben wir im Übrigen verloren… Die Assis sind auch mit 8 Paddeln angetreten!

Es war bereits 14:00 als wir endlich einen geeigneten Platz für unser Mittagsmahl finden konnten. Die Donau hat in diesem Abschnitt viele schöne Stellen für ein Picknick, nur leider kommt man an fast keiner mit den Boards raus. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass Julian ein paar wenige Ansprüche an einen Pausenplatz hat: Gutes Schatten-/Sonnenverhältnis, man muss mit trockenen Füssen auswassern können, es darf keine Strasse in der Nähe sein und wenn möglich darf es weit und breit keine anderen Person haben (dies ist natürlich alles massiv übertrieben 😊). Der heutige Mittagsplatz hat fast alle diese Kriterien erfüllt, bis auf die vielen Spaziergänger, welche uns passiert haben. Ein älterer Herr hat sich dann auch ausgiebig mit uns unterhalten. (Das wünscht man sich ja, wenn man nach 5h Paddeln nun endlich sein Sandwich vernichten will…) Als wir ihm unser Vorhaben in Gänze geschildert hatten, hat er circa 28. Mal «DES IS DER WOOONSIIIN» gesagt… ein lustiger Zeitgenosse! 😊 Seinen Sohn hat er dann noch mit den Worten «Achim hast du des ghört? Des is der WOOOONSIINN!» über unser Vorhaben informiert.

Nach dem Mittagessen haben wir uns noch durch Linz gekämpft, was nicht speziell angenehm war. Wir sind beide nicht so begeistert vom Durchpaddeln von Städten. Dieses Teilstück haben wir allerdings schnell hinter uns gebracht und sind dann auch schon im letzten Stausee des Tages angelangt. Der zweite Versuch auf den alten Arm der Donau zu wechseln funktionierte und wir konnten unsere Etappe in Mauthausen abschliessen. Beinahe hätte ich noch ein unfreiwilliges Bad genommen, da ich die Strömung beim Ausstieg unterschätzte… Jeder der bereits auf einem SUP gestanden ist, weiss wie unangenehm sogenannte «Hinterwasser» sein können. Es ging aber gerade nochmal gut und ich konnte mir die tägliche Waschroutine für die Dusche im Hotel aufsparen. 😊

Als Abschluss eines anstrengenden, aber schönen Tages haben wir den ehemaligen Arbeitskollegen Rudi zum Abendessen getroffen. Kaum zu glauben, dass wir morgen bereits die 7. Etappe antreten, und somit die erste Woche voll machen…

Bis bald, euer Flo.

Tagesmotto

Flo: Es kommt nicht auf die Grösse an, ausser beim Paddel!!
Julian: «Keine Schleuse, keine Dudes, kein Bock» – Kommentar vor der 2. Schleuse 😊

Tagesstatistik
Distanz 58.6km
Zeit 8h27min
Zeit in Bewegung 5h55min